Vodafone-Vorstand Hannes Ametsreiter: „Europa muss beschleunigen“

Vodafone-Vorstand Hannes Ametsreiter: „Europa muss beschleunigen“
Von der Telekom Austria zum Weltkonzern: Der Topmanager im Interview über die Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland und die Position Europas

KURIER: Vodafone war bei der Hochwasser-Katastrophe in Deutschland im Großeinsatz. Wie konnten Sie helfen?

Hannes Ametsreiter: Das war ein großer Schock für Deutschland. Plötzlich waren Strom und Kommunikation weg, allein bei uns wurden 250 Mobilfunk-Stationen beschädigt oder völlig zerstört. Wir haben ein Instant-Netzwerk, das sind kleine Sendestationen mit Satelittenanbindung die man vor Ort aufbaut, aus Ungarn eingeflogen und uns mit einem Bergepanzer durch den Schlamm und die Trümmer gekämpft. Der Informationsbedarf ist groß, wir verteilen tausende Handys, Gigacubes und Power-Stations und spenden eine Million Euro.

Wieder stellt sich die Frage nach der Infrastruktur für Katastrophenfälle.

In Krisen ist die Resilienz, die Widerstandsfähigkeit, essenziell. Diese Katastrophe war ein Wake-up-Call fürs Land. Jetzt hat man gesehen, wie notwendig Stromnetze und Kommunikation sind.

Bewirkt eine Katastrophe, dass es weniger Widerstand gegen das 5 G-Netz gibt?

Es gibt Widerstand, aber relativ gering. Die Leute haben verstanden, dass wir 5 G und generell Mobilfunk brauchen, in wahrscheinlich 15 Jahren wird 4 G abgeschaltet. Vergangene Woche wurde 3 G komplett abgeschaltet.

Können Sie bitte kurz erklären, warum wir 5 G so dringend brauchen?

Das ist die Zukunft der Mobilkommunikation, das Netz ist viel schneller. Wir sind auf dem Sprung zur Daten- und Wissensgesellschaft, die Vernetzung wird die Produktionen revolutionieren. Das ist ein Sprung, ähnlich der Dampfmaschine früher. Die Kombination von 5 G, Sensoren und künstlicher Intelligenz wird faszinierende Möglichkeiten schaffen.

Sie sind seit Oktober 2015 in Deutschland. Wo sehen Sie als Manager den größten Unterschied zu Österreich?

Schwierige Frage. Was auffällt, ist die Ernsthaftigkeit, mit der man sich in Deutschland mit Themen auseinandersetzt. Dieser Perfektionismus herrscht nicht nur in der Industrie, sondern überall. Österreich hat mehr „südliche Leichtigkeit“ und Pragmatismus. Ein bisschen davon würde Deutschland nicht schaden. Dieses pragmatische „Lasst uns einfach mal machen“ ist in Österreich deutlich ausgeprägter.

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