Europa fest im russischen Gas-Griff

Europa fest im russischen Gas-Griff
Nächste Woche werden Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Dmitri Medwedew die Pipeline Nord-Stream einweihen.

Seit mehr als 40 Jahren strömt russisches Gas nach Europa, Österreich war sogar eines der ersten Länder, das mit Moskau die berühmt-berüchtigten Langzeitverträge abgeschlossen hat. Auch wenn diese Energie-Ehe zuletzt durch Untersuchungen von EU-Wettbewerbshütern getrübt wurde. Sie werfen dem halbstaatlichen russischen Gasmonopolisten Gazprom Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung vor. In Wahrheit erlebt die Ehe gerade ihren zweiten Frühling.

Dies manifestiert sich aktuell in der feierlichen Einweihung der Erdgas-Pipeline Nord-Stream, die kommenden Dienstag im deutschen Greifswald über die Bühne gehen wird. Vor Ort nur die erste politische Garde: Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Dmitri Medwedew. Ein Indiz, wie wichtig dieses Projekt genommen wird.

Marktanteil steigt

Europa fest im russischen Gas-Griff

Die 1220 Kilometer lange, doppelstrangige Pipeline wird im Endausbau 55 Milliarden Kubikmeter Gas nach Westeuropa befördern. Derzeit exportiert Moskau rund 155 Milliarden m³ pro Jahr nach Europa. Der Marktanteil in der EU beträgt somit rund 25 Prozent. Und er wird weiter steigen. Auf 35 Prozent sagte EU-Energiekommissar Günther Oettinger zuletzt. Klar, die eigenen Vorkommen in Europa neigen sich unaufhaltsam dem Ende zu, Alternativen, wie Flüssiggas aus dem Mittleren Osten, sind preislich weniger konkurrenzfähig.

Auf Erdgas zu verzichten steht, allen Erneuerbaren-Engerie-Szenarien zum Trotz, nicht zur Debatte. Oettinger: "Erdgas bleibt in den nächsten 30 bis 40 Jahren die wichtigste Komponente des europäischen Energiemarktes." In Moskau rollt dementsprechend auch in den kommenden Jahrzehnten der Rubel, respektive Euro.

Transitländer

Mit der Nord-Stream umgeht Russland zudem das lästige Transitland Weißrussland (siehe Grafik). Die Ukraine soll mit der geplanten South-Stream umschifft werden. Moskau spart sich so die Transitgebühren, in Europa erhöht sich (Stichwort Gasstreit 2008 und 2009) die Versorgungssicherheit - zumindest vermeintlich.

Die Bezugsquellen tatsächlich zu diversifizieren, hätte das OMV-Pipelineprojekt Nabucco zum Ziel, das Gas aus der Kaspischen Region nach Europa bringen soll. Allein, die Erwartungen in die Realisierung des Projekts werden immer niedriger, zumal mit der Gazprom ein gar übermächtiger Gegner um dasselbe Gas rittert.

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