Eurokrise: US-Schelte für lahme EU

Eurokrise: US-Schelte für lahme EU
Die USA drängen die EU zur Lösung der Schuldenkrise. Denn allmählich wird es auch für die US-Wirtschaft ungemütlich.

George Soros, US-Finanzguru, ließ seinem Ärger über die europäische Schuldenpolitik unter dem Diktat der Deutschen freien Lauf: Angesichts der egoistischen Position Deutschlands drohe in Brüssel ein Fiasko, schrieb er in einem Beitrag für die Financial Times.

Halte Deutschland an seiner kompromisslosen Politik fest, drohe ein Zusammenbruch der Eurozone. Und der Chef der Vermögensverwaltung der Investmentbank Goldman Sachs, Jim O’Neill, forderte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel auf, zum Rest der Eurozone zu stehen. Wenn sie sich wie in einer echten Gemeinschaft verhielte, könnte die Krise schon am kommenden Wochenende vorüber sein. Die Lösung der Krise sei eine politische Frage. Ins gleiche Horn stieß US-Finanzstaatssekretärin Lael Brainard. Europa brauche einen Fahrplan zur engeren wirtschaftlichen Integration. "Wir hoffen, dass sie in den kommenden Tagen etwas Fleisch auf die Knochen packen", sagte Brainard.

Dass die USA vor dem EU-Gipfel den Druck auf Europa erhöhen, endlich konkrete Schritte zur Lösung der Krise zu setzen, dürfte einen ganz egoistischen Grund haben: Denn Washington dürfte die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der europäischen Probleme unterschätzt haben. Mittlerweile sind nicht nur einige Euro-Staaten in der Rezession, auch die US-Wirtschaft brummt nicht mehr so stark wie erwartet. "Europa ist ein wichtiger Exportmarkt für die USA", erklärt Monika Rosen-Philipp, Chef-Analystin vom Private Banking der UniCredit. Die negative Stimmung in Euroland belaste auch den US-Konsum. "Der Angstfaktor ist derzeit groß", betont Rosen.

Die USA brauchen ein wirtschaftlich gut laufendes Europa auch aus einem zweiten Grund: Die Schulden der USA sind bei Weitem höher als jene in der Eurozone. Damit diese Schulden auch bedient werden können, ist ein starkes Wirtschaftswachstum nötig.

Arbeitslose

Besonders problematisch ist die Lage inzwischem am US-Arbeitsmarkt. Die hohe Arbeitslosigkeit drohe zu einem Dauerproblem zu werden, warnt die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD). Obwohl neue Stellen geschaffen wurden, rechnet die Industriestaatenorganisation für 2012 mit einer Arbeitslosenquote von mehr als acht Prozent.

Eine solch hohe Arbeitslosigkeit über einen so langen Zeitraum habe es zuletzt während der "großen Depression" der 1930er Jahre gegeben. Besonders drastisch gestiegen sei die Langzeitarbeitslosigkeit in den USA.

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