Händler im Kampf gegen Verschwendung

Händler im Kampf gegen Verschwendung
Die Pfeiffer-Gruppe streicht Kombi-Angebote und setzt auf Vorbild-Wirkung von Omas.

Einerseits wird über steigende Lebensmittelpreise geschimpft, andererseits landet das Essen statt auf dem Teller oft im Müll. Statistisch gesehen wirft jeder Österreicher jährlich 19 Kilogramm an Lebensmitteln weg. Ein guter Teil davon wäre noch genießbar, obwohl das auf der Packung aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten ist.

Händler im Kampf gegen Verschwendung
Die EU ruft 2014 das Jahr gegen die Lebensmittelverschwendung aus. Über alle Produktionsschritte hinweg – also von der Landwirtschaft über die Industrie und den Handel bis zum Konsumenten – werden laut EU-Schätzung 179 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf und Jahr weggeworfen. Macht in Summe 89 Millionen Tonnen im Jahr. Ziel ist es, diesen Müllberg bis zum Jahr 2025 zu halbieren. Derzeit werden laut EU 42 Prozent der Lebensmittel von Haushalten entsorgt, 39 Prozent von den Herstellern, fünf von Händlern und der Rest von Wirten. Dass in Gastronomiebetrieben ein Drittel des Wareneinsatzes im Müll landet, ist keine Seltenheit, wissen Branchenkenner.

Lebensmittel müssen wieder mehr Wertigkeit bekommen“, sagt Erich Schönleitner, Geschäftsführer des oberösterreichischen Handelshauses Pfeiffer (Unimarkt, Nah&Frisch, Zielpunkt, c+c Pfeiffer). Aktionen wie zwei Joghurts zahlen und das dritte gratis dazunehmen, hat er vor rund einem Jahr in seinen Märkten abgestellt. Ein paar Wochen lang gab es ein einstelliges Minus in den Umsatzzahlen, das habe sich aber wieder eingependelt, sagt er. Kundenbindung sei mit solchen Billig-Aktionen heutzutage ohnehin nicht mehr machbar.

Oma, bitte kommen

Die Pfeiffer-Gruppe setzt nun – wie auch die Konkurrenten – auf gesellschaftliche Themen, genau genommen auf den Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung. Ab Jänner startet das Handelshaus eine Informationskampagne, wie man Lebensmittel richtig aufbewahrt, kocht und verwertet. Erklären sollen das diejenigen, die es am besten wissen. Laut Pfeiffer sind das Omas. Deswegen werden diese derzeit aufgerufen, sich beim Händler als Botschafter zu bewerben. Ab Jänner sollen sie unter anderen in Schulen und Supermärkten ihr Wissen zum Besten geben und können sich damit auch ein Taschengeld verdienen.

Der Mensch ist ein Jäger und Sammler. Das ist vor allem in Zeiten knapper Ressourcen ein guter Mechanismus. In Zeiten des Überflusses für viele führt das zu Shopping-Exzessen und direkt in die Wegwerfgesellschaft. Also. Lasset uns verzichten, denn Verzicht ist wie eine Fastenkur. Man fühlt sich nachher irgendwie leichter.

Diese Institutionen gehen mit gutem Beispiel voran.

Frents.com Hier werden nach dem Facebook-Prinzip Kinderhochstühle, Beamer, Werkzeugsets, Umzugskartons und Tausende andere nützliche Dinge geteilt und verkauft.

Gemeinschaftsgärten In großen Wohnsiedlungen wie dem Nordbahnhofviertel in Wien 2 macht ein gemeinschaftlich angelegter Garten wie der „Mintzgarten“ Sinn. Grüne Initiativen wie diese bringen mehr als Gemüse hervor. Laut dem American Journal of Public Health macht Garteln die Städter gesünder. Konkret ist der Body-Mass-Index von Kleingärtnern signifikant geringer als jener von Nicht-Gärtnern.

Kleiderkreisel.at Online-Tauschbörse für Fashionistas. Hier wird man Fehlkäufe und kaum Getragenes wieder los.

Tauschkreis.at Pflanzen, Baumaterial, Reinigungsmittel, nicht einmal Tiere sind vor der virtuellen Tauschwut der Mitglieder gefeit. Dazu gibt es Treffen in der wirklichen Welt.

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