Millionen-Schaden: Warum der Ruf der Soravia-Gruppe so beschädigt ist

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Eine Pleite in Deutschland hat Anlegern einen hohen Millionen-Schaden verursacht. Die Insolvenz belastet den Konzern bis heute.

„Soravia zählt mit einem realisierten Projektvolumen von über 7,6 Milliarden Euro zu den führenden Immobilienkonzernen in Österreich und Deutschland“, feiert sich die Unternehmensgruppe auf ihrer Homepage. „Seit über 140 Jahren steht der Name Soravia für Erfahrung und Kontinuität im Bau- und Immobiliengeschäft.“ Doch die Unternehmensgruppe um Erwin Soravia hat viel an Reputation verloren – zumindest in Deutschland. 

„Der Baukonzern Soravia brachte Anleger um Millionen“, schrieb zuletzt die deutsche Wirtschaftswoche. „Tausende Privatanleger, die solche Immobilienprojekte mitfinanziert haben, werden nur einen Bruchteil ihres Einsatzes wiedersehen.“ Recherchen würden auf „einen zweifelhaften Umgang“ mit Investorengeldern hindeuten.

Die Liste der Vorwürfe ist lang. 

Ein Beispiel: Im Dezember 2021 wollte eine Soravia-Gesellschaft, die mit Anlegergeldern finanziert wurde, das Berliner Hotel Sylter Hof kaufen. Doch eine Co-Finanzierung durch eine Bank konnten nicht aufgestellt werden. Der Verkauf musste rückabgewickelt und eine Pönale gezahlt werden. Die Anleger sollen dabei 30 Millionen Euro verloren haben. Schlimmer soll sich die Pleite der deutschen Soravia-Gesellschaft SC Finance Four GmbH im Frühjahr 2024 auf die Anleger ausgewirkt haben. Von 280 Millionen Euro investiertem Kapital, die zwei Anlegerfonds der Soravia-Gruppe der Pleitefirma geliehen hatten, sollen sie nur noch wenige Millionen Euro erhalten.

"Das war nicht angenehm und lustig"

„Die zwei Fonds ProReal 9 und ProReal 10 konnten in der Zeit, in der Form und in der Art, wie es zugesagt war und es in den Prospekten stand, die Gelder nicht rückführen“, bestätigt Erwin Soravia dem KURIER. „Das war nicht angenehm und lustig, weil du als Konzern blockiert bist. Jede Bank sagte, ihr habt im Konzern in der Ecke rechts unten eine Insolvenz, du kriegst keine Neufinanzierung.“ Für das Insolvenzverfahren habe man sich entschieden, weil „ab und zu ein Schrecken mit Ende besser ist als ein Schrecken ohne Ende“.

Vor einem Monat wurde das Insolvenzverfahren aufgehoben. Laut Soravia ging es um insgesamt rund 250 Millionen Euro. Der geplante Rückfluss bei der SC Finance Four GmbH soll zuletzt 17 Millionen Euro betragen haben. Sollten sich die Verkaufserlöse der Projektgesellschaften aber verbessern, dürften weitere fünf Millionen Euro fällig werden.

Nachrangige Darlehen

Was wurde falsch gemacht? Laut Soravia sei die Ursache der Probleme in der Immobilienkrise zu suchen: Steigende Zinsen und steigende Baukosten, kaum Finanzierungen und Verkäufe.

Doch manches ist hausgemacht. Über die im Jahr 2020 erworbene Hamburger One Group und ihre ProReal-Fonds hat Soravia Anlegergelder in Deutschland eingesammelt – in Form von nachrangigen und unbesicherten Schuldverschreibungen. Insgesamt soll Soravia bei 16.000 Anlegern so 950 Millionen Euro eingesammelt haben. Die Gelder wurden als nachrangige Darlehen unter anderem an die SC Finance Four und von dort an die Projektgesellschaften weitergereicht. Die Anleger sollten zehn Prozent Zinsen erhalten, waren aber nicht direkt an den Immobilien beteiligt.

Direkte Investments in Immobilien

„Wir wollen die One-Gruppe ganz normal weiterführen, aber wir machen niemals mehr nachrangige Schulddarlehen“, räumt Soravia ein. „Auch die deutsche Finanzmarktaufsicht BaFin will das nicht mehr.“ Jetzt werde direkt in die Immobiliengesellschaften investiert.

Auch erklärt Soravia, dass der Verlust beim Projekt Sylter Hof weniger als 30 Millionen Euro betrage. Auffällig ist bei der Soravia Investment Holding, dass bisher kein Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2023 beim Firmenbuch eingereicht wurde.

Erst mit Abschluss der Insolvenz könne man die Bilanz erstellen, behauptet Soravia. Sie soll in Kürze eingebracht werden. Betrugen die Finanzverbindlichkeiten des Konzerns 2022 rund 1,1 Milliarden Euro, so sollen die Schulden 2023 um 250 Millionen Euro niedriger ausfallen.

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