Erdgas: Österreich trotzt Lieferkürzungen

Erdgas: Österreich trotzt Lieferkürzungen
Russland hat die Gasexporte um 30 Prozent gekürzt. Frieren muss in Österreich dennoch niemand. Auch die Industrie produziert ohne Einschränkung.

Vergangenen Donnerstag drehte Russland wegen der extremen Kältewelle den Gashahn Richtung Westen um rund ein Drittel zu. Russland brauche mehr Gas im eigenen Land, lautete die etwas kleinlaute Begründung aus Moskau. Auch am Dienstag, dem sechsten Tag der Liefereinschränkung, kamen um 20 bis 30 Prozent weniger Brennstoff als üblich am Niederösterreichischen Gasknotenpunkt Baumgarten an, bestätigte die OMV.

Der KURIER fasst die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Gaskrise zusammen.

Erdgas: Österreich trotzt Lieferkürzungen

Woher kommt das Gas, das in Österreich verbraucht wird?
Zu 85 Prozent aus dem Ausland. Hauptimportland ist Russland. Jeweils ein Drittel der Gasmengen gehen an die Haushalte, die Industrie beziehungsweise an Kraftwerksbetreiber. Bei keiner der drei Verbrauchergruppen mussten die Lieferungen bisher gekürzt werden.

Drohen den heimischen Endverbrauchern Einschränkungen?
Die E-Control hat unterschiedliche Szenarien durchgerechnet. Das Ergebnis: Die derzeitige Importeinschränkung und das kalte Wetter würden auch in den kommenden Wochen keine Auswirkungen auf die Endverbraucher haben.

Wie werden die Lieferengpässe ausgeglichen?
Österreich ist in der komfortablen Situation, sehr viele Erdgasspeicher zu besitzen. Rund sieben Milliarden Kubikmeter Gas, also knapp 80 Prozent des heimischen Jahresverbrauchs, lagern eingepresst in ehemaligen Gasfeldern unter der Erde. Zum Vergleich: Die Schweiz besitzt keinen einzigen eigenen Gasspeicher.

Wer hat Zugriff auf die Gasspeicher?
Die Speicher in Ostösterreich werden von der OMV betrieben (rund 2,4 Milliarden Kubikmeter Kapazität), jene im Westen von der RAG (zum Teil mit Joint-Venture-Partnern). Die Speicherkapazität beträgt rund fünf Milliarden Kubikmeter. Am zweitgrößten Gasspeicher Europas, Haidach in OÖ, ist auch die Gazprom mit rund einem Drittel beteiligt, ebenso der deutsche Gashändler Wingas (der wiederum zur Hälfte der Gazprom gehört). Michael Schmöltzer, Gas-Experte der E-Control, schätzt, dass lediglich etwas mehr als ein Drittel der heimischen Speicherkapazitäten vertraglich für den Inlandsverbrauch vorgesehen ist. Das oben erwähnte Haidach und auch der Speicher „7Fields“ in Salzburg sind sogar nur ans deutsche Erdgassystem angebunden.

Wie lange reichen die Speicherkapazitäten?
Während sich die OMV bedeckt hält, bestätigt die RAG, dass ihre Speicher noch zur Hälfte gefüllt sind. Die sogenannte Ausspeicherleistung der RAG (also jene Menge Gas, die pro Stunde aus den Speichern entnommen wird) liegt momentan erst bei 77 Prozent. Das heißt, es könnte noch kälter werden, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Darüber hinaus hat man aus der letzten Gaskrise 2009 gelernt: Damals war es nicht möglich, die Fließrichtung in den Gasleitungen zu ändern. Heute wäre dies möglich. Die Reserven aus Haidach könnten also im Bedarfsfall auch Österreich zur Verfügung gestellt werden.

Wann wird sich die Lage wieder normalisieren?
Die russische Gazprom hat am Dienstag laut eigenen Angaben ihre Gasförderung auf das absolute Maximum von 1,6 Milliarden Kubikmeter Gas pro Tag erhöht. Da sich das Wetter in Sibirien – Temperaturen von bis zu minus 50 Grad werden gemeldet – allerdings noch nicht bessert, wird das zusätzliche Gas wohl hauptsächlich im Inland verfeuert. Sobald die Temperaturen wieder steigen, wird die Gazprom wohl auch wieder im gewohnten Ausmaß exportieren.

Wird Gas wegen der aktuellen Krise teurer werden?
Die Großhandelspreise an den Börsen haben tatsächlich bereits reagiert und sind gestiegen. Allerdings dürfte sich die Situation wieder beruhigen, wenn die Lieferungen wieder auf Normalniveau kommen. Die Gazprom wird die vertraglich vereinbarten Gasmengen liefern, aber eben zu einem späteren Zeitpunkt. Auf die Haushaltspreise wird die derzeitige Liefereinschränkung keine unmittelbaren Auswirkungen haben.

Gasanbieter: Mit Wechsel bis zu 200 Euro sparen

Laut jüngsten Daten der Statistik Austria legte der Gaspreis für heimische Haushalte im Dezember um 13 Prozent im Jahresvergleich zu. Wer weniger für die Gasrechnung zahlen möchte, sollte einen Anbieterwechsel in Erwägung ziehen, rät die E-Control. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden könne sich, je nach Region, pro Jahr zwischen 200 Euro (Linz) und 15 Euro (Tirol) bei einem Wechsel vom regionalen Standardanbieter zum Billigstbieter sparen.

Den günstigsten Lieferanten finden Sie auf der Homepage der E-Control

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