"Entrepreneur des Jahres": Vom Sanierungsfall zum Global Player
Berndorf. Dieser Name bedeutet österreichische Industriegeschichte. Alfred Krupp, Mitglied der berühmten deutschen Industriellendynastie, gründet 1843 die Berndorfer Metallwarenfabrik in Niederösterreich. In der wird Tafelbesteck hergestellt. Zu den Kunden zählt nicht nur die breite Bevölkerung, sondern auch Kaiserin Elisabeth (vulgo Sisi).
Ende des 19. Jahrhunderts erweitert Berndorf sein Sortiment und stellt unter anderem Denkmäler her wie das bekannte Goethe-Denkmal am Wiener Opernring. Im Ersten Weltkrieg werden Stahlhelme produziert. In der Zwischenkriegszeit werden Kirchenglocken gegossen.
Im Zweiten Weltkrieg ist Berndorf ein Rüstungsbetrieb. 1945 werden die Krupps von den Sowjets enteignet. Berndorf wird ein Staatsbetrieb und ist Mitte der 1980er-Jahre wie fast alle anderen Staatsbetriebe auch so gut wie pleite.
Eine Idee im Flugzeug
Norbert Zimmermann rettet das Unternehmen. Indem er es mit Partnern 1988 kauft. Die Idee dazu hatte er bei einem Flug nach Japan über Sibirien. "Wenn man 10.000 Meter hoch oben ist, mit einem Glas Rotwein in der Hand, da wird man ja oft ganz euphorisch", wird Zimmermann später einmal dazu erzählen. Dabei war Zimmermann bis dahin gar kein Unternehmer, sondern "nur" Manager gewesen.
1986 war er nach Berndorf gekommen und sanierte den angeschlagenen Betrieb. Ein Jahr nach dem Kauf brach dann der Ostblock zusammen. Die Weltwirtschaft erlebt goldene Zeiten. Berndorf schwimmt auf der Welle des Erfolgs.
Bereits 1992 hat man den Kaufpreis abgezahlt. In den folgenden Jahren macht Zimmermann aus Berndorf einen globalen Hightech-Konzern. Zu den Geschäftsfeldern zählen unter anderem die Bereiche Werkzeugbau, Band und Bandanlagen, Pressbleche, Bäderbau. 1995 erwarb Zimmermann dann auch den heute börsennotierten Technikkonzern für die Öl-Industrie Schoeller-Bleckmann Oilfield, wo seine Familie Kernaktionär ist.
Astronaut als Vorstandschef
Aber zurück zu Berndorf. Die Unternehmensgruppe Berndorf zählt aktuell 2.395 Beschäftigte in mehr als 20 Ländern. Vorstandschef ist übrigens der "Austronaut" Franz Viehböck. Vor zweieinhalb Jahren übergab Zimmermann den Aufsichtsratsvorsitz bei Berndorf an seine Tochter Sonja. Ach ja: Die Besteckfirma Berndorf gibt es noch immer. Ein kleines Unternehmen, das aber längst aus der Berndorf AG herausgelöst wurde. Die Eigentümer sind aber dieselben: die Familie Zimmermann und ihre Partner.
Norbert Zimmermann ist ein Star unter den österreichischen Unternehmern. Er wurde vielfach porträtiert und ausgezeichnet. Heutigen Jung-Unternehmern rät Zimmermann, im Team zu arbeiten und die Freude nicht zu vergessen. "Einer muss der Treiber sein. Aber erst mit anderen Mit-Eigentümern an Bord macht es richtig Spaß."
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