Energiekrise: Geht uns wieder das Klopapier aus?
Die Papierindustrie zählt zu den größten Gasverbrauchern innerhalb der gasintensiven Industrie. Dementsprechend groß sind die Ängste, dass es tatsächlich zu einer Rationierung kommt und die Papierindustrie von der Gasversorgung abgeschnitten wird. Sollte es tatsächlich so weit kommen, würde das alle entlang der Wertschöpfungskette – vom Produzenten, Lieferanten bis hin zum Endkunden – treffen, sagt Kurt Maier, Mitglied der Geschäftsführung der Heinzel Group. Vor allem die Konsumenten würden das im täglichen Leben spüren.
Denn Papier hat sich tief in unseren Alltag geschlichen, von der Tageszeitung über Lebensmittelverpackungen – wie Papiersackerl für Zucker und Mehl – bis hin zum Toilettenpapier und noch vielen anderen Produkten. Innerhalb weniger Wochen würde das Papier ausgehen, höchstens ein Monat lang würden die Lager reichen, meint Maier. Dass das Szenario nicht unwahrscheinlich ist, zeigte die Abstellung der Papierfabrik von Norske Skog in Bruck an der Mur im März. Der Grund war der zu hohe Gaspreis.
Auch andere Probleme
Die Papierindustrie hat aber auch abseits der Gasproblematik zu kämpfen, denn derzeit finden große Verwerfungen statt. Viele Hersteller wechseln vom grafischen Papier hin zu Verpackungen. Wegen der Digitalisierung wird weniger grafisches Papier gebraucht, dafür sind Verpackungen wegen des florierenden Online-Handels stärker gefragt, sagt Maier. Heinzel selbst macht Einkaufstaschen, Verpackungen sowie Wellpappe, die als Rohstoffe für Karton dient.
Die Herstellung grafischen Papiers ist in ganz Europa im Schrumpfen. Vor dem Jahr 2000 wurden 40 Millionen Tonnen hergestellt, heute sind es nur noch 20 Millionen Tonnen. Die Papierindustrie ist laut Patrick Mader, Sprecher der Vereinigung der Österreichischen Papierindustrie Austropapier, jedoch nicht geschrumpft, weil der Verpackungsbereich wächst.
Ständiges Auf und Ab
Derzeit liegt das Wachstum im Jahr bei zwei bis drei Prozent. Bei Wellpappe, Faltschachteln und Papiersackerln ist das Plus am größten. Der Trend soll auch in den kommenden zehn Jahren anhalten. Umrüstungen von Papiermaschinen wurden in Laakirchen, Steyrermühl und Bruck/Mur angekündigt.
Der Papiermarkt erlebt ein ständiges Auf und Ab, berichtet Mader. Erst wegen Corona, jetzt wegen des Kriegs in der Ukraine und der hohen Energiepreise. 2020 sei eine einzige Achterbahn gewesen, der Papierpreis gab um 50 Prozent nach. 2021 kam ein heftiger Aufschwung und die Preise gingen wieder hinauf. Mader rechnet künftig mit einem rückläufigen Geschäft, weil die Papierindustrie BIP-abhängig ist und Ökonomen mit einer Rezession rechnen.
Die Papierindustrie beschäftigt 7.600 Mitarbeiter und setzt vier Milliarden Euro um, davon 89 Prozent im Export. Es werden fünf Millionen Tonnen Papier hergestellt, was sechs Prozent der europäischen Menge bedeutet, sowie zwei Millionen Tonnen Zellstoff – das sind vier Prozent der europäischen Menge. Zu den größten Herstellern zählen die Mondi Group, Mayr-Melnhof Karton, die Prinzhorn und die Heinzel Holding.
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