Bekannter Toilettenpapierhersteller beantragt Insolvenz

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Das Unternehmen konnte Rohstoff- und Energiekosten bisher nicht ausreichend an die Kunden weitergeben. Es hat ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt.

Der bekannte deutsche Hygienepapierhersteller Hakle musste nun die Reißleine ziehen. Er ist durch die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten zum Sanierungsfall geworden. Das Unternehmen habe ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt, sagte eine Sprecherin des Düsseldorfer Landgerichts am Montag. Die "massiv gestiegenen Kosten für Material- und Energiebeschaffung sowie der Transporte" hätten bisher nicht ausreichend an Kunden weitergegeben werden können, klagte das Unternehmen.

Im Insolvenzverfahren soll der Geschäftsbetrieb des mittelständischen Unternehmens in vollem Umfang fortgeführt werden. "Die Eigenverwaltung bietet uns die notwendige Flexibilität und Geschwindigkeit, um unseren Betrieb nachhaltig zu sanieren", sagte der Geschäftsführer Volker Jung. "Wir sind zuversichtlich, dass diese Neuaufstellung in dieser herausfordernden Lage einer als historisch zu bezeichnenden Energiekrise gelingt." Es gehe um den Erhalt des Standortes und seiner Arbeitsplätze. Hakle beschäftigt laut Creditreform 227 Mitarbeiter (2020).

Stabilisierung

Es seien bereits erste Schritte zur Stabilisierung des Unternehmens eingeleitet worden, sagte Jung. Löhne und Gehälter seien durch das Insolvenzausfallgeld der Bundesagentur für Arbeit für die Monate September bis einschließlich November 2022 gesichert. Wichtige Kunden und Partner des Unternehmens hätten bereits ihre Unterstützung signalisiert.

Verlustvortrag 8,61 Millionen Euro

Beim Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung des Hygienepapierherstellers weiter für das operative Geschäft zuständig. Dem Geschäftsführer wurde vom Amtsgericht ein Restrukturierungsspezialist als vorläufiger Sachwalter zur Seite gestellt. Im Geschäftsjahr 2020 hatte die Hakle GmbH laut Creditreform bei einem Umsatz von 79,33 Millionen Euro, einen Rohertrag von 39,11 Millionen Euro und ein Betriebsergebnis in Höhe von 1,1 Millionen Euro. Der operative Jahresüberschuss wird von rund 648.300 Euro ausgewiesen. Der Verlustvortrag aus dem Geschäftsjahr 2019 betrug aber 8,61 Millionen Euro. Der Bilanzverlust wurde mit 7,961 Millionen Euro beziffert.

Die Passiva wurden 2020 mit 29,522 Millionen Euro ausgewiesen, das Fremdkapital mit 27,114 Millionen Euro, davon kurzfristiges Fremdkapital mit 21,498 Millionen Euro. Die Miet- und Leasingverpflichtungen machen laut Creditrefrom 26,88 Millionen Euro aus.

Hinter der Hakle GmbH steckt die Hakle Holding GmbH, deren Gesellschafter sind die Finanzinvestoren Crosslantic Fund I GmbH & Co KG und die JUNG INV.

Die Firmengeschichte

Das Unternehmen Hakle wurde 1928 von Hans Klenk in Ludwigsburg gegründet. Er brachte die "erste WC-Rolle mit garantierter Blattzahl auf den Markt".

1938 wird die Rolle aus Krepp-Papier hergestellt.

1958 wird das Papier von Krepp auf Tissue umgestellt.

1972 übernimmt Sohn Hans Dieter Klenk die Geschäftsführung

1977 wird das Hakle feucht auf den Markt gebracht

1984 wird das erste vierlagige Toilettpapier in den Handel gebracht

1999 verlegt der damalige Inhaber-Konzern die Hakle-Herstellung rheinaufwärts nach Düsseldorf-Reisholz, heißt es auf der Homepage

2003 Hakle ist laut eigenen Angaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine der führenden Marken für Toilettenpapier.

2019 Nach wechselvoller Geschichte kommt Hakle 2019 laut eigenen Angaben wieder in Familienbesitz.

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