Energiefirmen: Hoher Profit mit faulen Kunden

Wer den Lieferanten nicht jährlich wechselt, zahlt beim Preis oft drauf.

Auf Österreichs Strom- und Gasmarkt tobt ein wilder Wettbewerb um Kunden. 30 Anbieter sind seit 2014 neu in den Markt eingestiegen. Insgesamt rittern 42 Billig-Energieanbieter österreichweit um Kundschaft, dazu kommen noch viele, die nur regional um neue Abnehmer buhlen.

Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der Energiemarktaufsicht E-Control, sieht die Entwicklung grundsätzlich positiv, immerhin brannte der Wettbewerb um Haushaltskunden in Österreich lange Zeit auf Sparflamme. Doch der scharfe Wettbewerb hat auch dunkle Seiten. Die enorm hohen Neukundenrabatte, die die Billig-Lieferanten im ersten Jahr gewähren, blenden nämlich. Im zweiten Jahr zahlen die Kunden meist mehr als beim bisherigen Strom- oder Gasanbieter.

Hoffen auf träge Kunden

"Die Unternehmen hoffen, dass die Kunden träge sind und nicht nach einem Jahr kündigen", sagt Urbantschitsch. Und von den "faulen Kunden" gibt es viele. Nur ein kleiner Teil – rund 15 Prozent – wechselt nach einem Jahr wieder den Anbieter. Die E-Control will sich dieser Problematik künftig verstärkt annehmen. "Die Kunden müssen auf den Kilowattstundenpreis schauen. Das ist der wahre Vergleichswert", betont der E-Control-Vorstand im Gespräch mit dem KURIER. Er rät all jenen, die nicht regelmäßig einen neuen billigen Anbieter suchen wollen, auf Neukundenrabatte zu verzichten und sich den günstigsten Lieferanten ohne Rabatt zu suchen. Dann könnten sie sicher sein, dass sie längerfristig einen finanziellen Vorteil durch den Umstieg auf einen neuen Energieanbieter haben.

Post im Visier

Zur Verschärfung des Wettbewerbs am heimischen Energiemarkt hat auch Österreichs Post einiges beigetragen. Seit Mitte 2016 können Kunden direkt in den Postfilialen Verträge mit Billig-Energieanbietern abschließen. Fast 10.000 Kunden hat die Post laut Sprecher Michael Homola seither gewonnen. 22 Anbieter stehen den Post-Kunden zur Wahl.

Doch aufgepasst: Die Post hat sich diesen Anbietern gegenüber vertraglich verpflichtet, die Kunden innerhalb von 24 Monaten nicht aktiv zu einem neuen Wechsel zu bewegen. "Aber wenn jemand kommt und wieder umsteigen will, werden wir ihn nicht abwimmeln", sagt Homola. Die Kunden müssen also selbst darauf achten, dass sie nicht in die Preisfalle des zweiten Lieferjahres tappen.

Die E-Control schaue aber darauf, dass am umkämpften Energiemarkt alles mit rechten Dingen zugehe, erklärt Urbantschitsch. Alle neuen Versorger müssten ihre Geschäftsbedingungen dem Regulator vorlegen. Gebe es darin Rechtswidrigkeiten, würden sie untersagt.

Marktbarrieren gesenkt

Die Zulassung neuer Anbieter sei allerdings erleichtert worden. "Wir haben die Barrieren für den Markteintritt gesenkt. Die neuen Lieferanten müssen Know-how, Haftungskapital und Sicherheiten vorweisen", sagt Urbantschitsch. Das habe viele ausländische Lieferanten ins Land gelockt.

Insgesamt hätten sich seit 2014 mehr als 300 Unternehmen um einen Zulassung im österreichischen Energiemarkt beworben, rund 100 haben eine Zulassung erhalten – darunter auch viele Energiehändler und reine Dienstleister.

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