Das Thema ist komplex, ich versuche es darauf zu konzentrieren, wo der größte Impact ist. Und das ist die Energieversorgung. Dort ist der größte CO2-Ausstoß und dort muss man beginnen. Das Problem ist ja nicht, dass ein Veggie-Day oder den Müll zu trennen nichts Gutes wäre. Aber es soll auch nicht zur Übersprunghandlung werden, um das zu machen, was dringend geboten ist, nämlich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu begrenzen und wieder rückgängig zu machen.
Weniger Fliegen und Autofahren würde ja die CO2-Emissionen senken.
Wenn es auch dazu beiträgt und man nicht transformiert auf eine andere Form des Transports oder des Konsums und dort wesentlich mehr Emissionen hervorruft. Also etwa das Elektroauto. Ja, dieses hat keinen Auspuff, aber 40 Prozent des Stroms werden weltweit durch Kohlekraftwerke erzeugt. Also das heißt, in manchen Ländern steige ich mit einem Elektroauto von Benzin auf Kohle um und Kohle hat einen wesentlich höheren CO2-Ausstoß als Benzin.
Es geht also darum, wie die Energie, die wir verbrauchen, erzeugt wird?
Es geht um zwei Fragen. Es geht vor allem um die Energieeffizienz, also dass wir weniger verschwenden. Und das Zweite ist, dass wir die Energieträger, die wir einsetzen, dekarbonisieren. Derzeit wird die Energie weltweit zu 90 Prozent durch Verbrennung bereitgestellt. Die Technologien, die sehr stark in den Vordergrund gerückt werden, sind Fotovoltaik und Wind. Ihr Anteil liegt derzeit etwas unter zwei Prozent und der Energieverbrauch der Menschheit steigt weiterhin. Also wird es schon schwer werden, dass Fotovoltaik und Wind diese zwei Prozent halten. Die Aufgabe wäre, die anderen 98 Prozent auch noch zu verdrängen. Diese Aufgabe ist gewaltig.
Wie kann das gelingen?
Mit mehr Effizienz vor allem in den Sektoren Transport und Heizen. Zweitens mit Energieträgern, die möglichst wenig emittieren. Für die endgültige Lösung des Problems haben wir noch technologische Lücken.
Reicht der europaweite Ökostrom-Ausbau?
Sie sprechen einen häufig gemachten Fehler an. Es ist keine Energiewende, sondern nur eine Stromwende. Im energetischen Endverbraucher steht Strom für 20 Prozent. Wir sollten auch auf die anderen vier Fünftel schauen, die nicht vom Strom erfasst sind.
Manche Länder setzen auf Atomkraft. Halten Sie das für einen gangbaren Weg?
An der Energie weltweit hat Kernkraft einen Anteil von vier Prozent und man sieht auch, dass der Anteil stagniert bis rückläufig ist. Die Hoffnung, die man in den 60er-Jahren hatte, dass sie die Lösung der Energieprobleme der Menschheit wäre, hat sich nicht bewahrheitet. Mit der Kernspaltung werden wir den Klimawandel nicht aufhalten.
Sie schreiben im Vorwort „Energieunternehmen haben mich über Jahrzehnte für meine Arbeit bezahlt. Nicht für diese Arbeit“. Ist das eine Kritik an der Branche?
Alle Unternehmen, die ich kenne, tun einiges. Sie sind nur bei der Umsetzung nicht immer erfolgreich. Ich beschreibe in dem Buch einige solcher Projekte.
Was müsste die Politik tun, damit die Energiewende gelingt?
Sie muss investieren, nur mit Verzicht und guten Reden wird es nicht möglich sein.
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