Ost-Region
Auch Wien Energie senkt bereits mit 1. April den Gaspreis für Neukunden auf 11 Cent - das ist grob eine Halbierung des bisherigen Preises. Bestandskunden können in den Tarif wechseln, sofern sie keine Vertragsbindung haben. Wer sich im Herbst für eine einjährige Preisgarantie entschieden hat, für den werden die Kosten durch die "Frei-Energietage" auf das gleiche Level abgefedert, heißt es bei Wien Energie auf Anfrage des KURIER.
Beim niederösterreichischen Landesversorger ist keine Tarifanpassung nach unten geplant, heißt es auf Anfrage des KURIER. Das aktuelle Angebot, das zusammen mit einer Änderungskündigung an 300.000 Haushalte geschickt wurde, beinhaltet einen Gaspreis von 14,1 Cent pro kWh inkl. Umsatzsteuer.
Teurer Strom
Mit einer massiven Erhöhung müssen hingegen diejenigen etwa 7.000 Kundinnen und Kunden rechnen, die der automatischen - und seitens Konsumentenschützern rechtlich umstrittenen - Strom-Tarifumstellung bei Wien Energie im Herbst 2022 widersprochen haben. Ihnen steht mit 1. April eine Verteuerung des Arbeitspreises um 85 Prozent ins Haus, eine kWh Strom kostet dann stolze 67 Cent. Grundlage ist die Anpassung nach dem Österreichischen Strompreisindex (ÖSPI). Diese findet immer für zwölf Monaten im Nachhinein statt, es kommt also zu einer nachholenden Teuerung für die hohen Großhandelspreise im Jahr 2022.
Wien Energie empfiehlt Betroffenen, auf den aktuellen Tarif "Optima Entspannt" zu wechseln (34 Cent pro kWh). Bei etwa 30.000 Abnehmern mit alten Spezialtarifen wie etwa Nachtstrom ist das zum Teil nicht möglich, dieses müssten ihre Optionen im Einzelfall prüfen, heißt des bei Wien Energie. Insgesamt sind laut dem Unternehmen nur etwa 3 Prozent der Stromkunden von der Teuerung betroffen.
Die Rückkehr der Diskonter
Ein möglicher Hintergrund für den Presnachlass in der Steiermark und Wien ist die wiederbelebte Konkurrenz. Denn die Volatilität im Energie-Großhandel schlägt inzwischen auch auf den Endkundenmarkt durch. Seit dem massiven Anstieg im vergangenen Jahr, haben sich manche Anbieter aus dem Markt zurückgezogen, teilweise haben sie ihre Kunden im Zuge dessen einfach gekündigt.
Laut Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der Regulierungsbehörde E-Control mussten sich 2022 inklusive Änerungskündigungen österreichweit etwa 150.000 bis 200.000 Verbraucher einen neuen Gas- oder Stromlieferanten suchen. Um einen effektiven Rückzug vom Markt habe es sich dabei meistens nicht gehandelt, so Mayer zum KURIER. Allerdings hätten insbesondere Unternehmen, die kurzfristig einkaufen, in Anbetracht der hohen Preisen schlicht keine guten Angebote machen können. Oft hätten sie wissentlich Tarife angeboten, die "vollkommen uninteressant" waren, inzwischen gibt es wieder Spielraum zur Expansion.
Gerüchten zufolge wurden die eingelagerten Bestände auch - statt an die Kundinnen und Kunden - gewinnbringend im Großhandel verkauft. Den Großteil der an die Luft gesetzten Kundinnen und Kunden haben die Landesenergieversorger aufgenommen, weswegen sie zu hohen Preisen zusätzliche Kapazitäten einkaufen mussten.
Inzwischen kehren die Diskonter aber mit Kampfpreisen auf den Markt zurück. Erdgas in Haushaltsmengen bekommt man beispielsweise in der Steiermark und der Ost-Region derzeit bereits ab 8,3 Cent ink. Umsatzsteuer. Den Anbieter zu wechseln würde sich heuer also für vergleichsweise viele Kundinnen und Kunden auszahlen, meint Mayer. Eine Verunsicherung könne allerdings zu einer höheren Kundentreue führen, denn das sei "auch eine Gefühlssache". Die Verwerfunden der vergangenen Monate hätten jedenfalls zu einer Vertrauenskrise geführt. Dazu hätten nicht nur die Preise beigetragen, sondern zum Beispiel auch missglückte Kundenkommunikation oder von der Masse der Anfragen völlig überlastete Kundencenter.
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