Peter Schaider: Alles, was negativ sein kann, ist auf uns zugekommen. Die Corona-Sperren waren zu lange. Die letzte Sperre hätte man sich sparen können. Es hat zwar Förderungen gegeben, aber nur für Mieter, nicht für Shoppingcenterbetreiber. Wir Vermieter haben keinen Cent bekommen. Wir haben noch streiten müssen mit diversen Mietern, die nicht bereit waren, zu zahlen.
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Waren das viele?
Ich habe mich mit 98 Prozent meiner Mieter geeinigt und die haben einen Teil bezahlt. Manche haben sogar ganz bezahlt. Zwei, drei Prozent haben nichts gezahlt. Und es hat leider eine Entscheidung des OGH gegeben, die das bestätigt hat.
Ein Problem hat direkt das andere abgelöst. Ist die hohe Inflation beim Einkaufsverhalten spürbar?
Wir sind im Westen und Südwesten von Wien. Bei uns ist die Situation nicht ganz so dramatisch, wie es vielleicht in anderen Bezirken ist. Die Kunden und Mieter sagen aber auch, dass man sparen muss. Das beginnt schon beim Parken. Die Kunden schauen darauf, wie lange sie gratis parken können.
Wie sieht das bei Ihnen aus?
Wir haben in Aufhof auf drei Stunden gratis parken und ab 16:00 Uhr auf vier Stunden gratis Parken erweitert. Das ist ein Asset, das die Leute schätzen. Auf der einen Seite geben sie Geld aus, aber auf der anderen Seite wollen sie fürs Parken nichts zahlen. Das ist ein riesiger Vorteil für uns, weil Parken in der Stadt mittlerweile sehr, sehr teuer geworden ist. Gratis-Parken gehört beim Shoppen dazu.
Wie lief das Weihnachtsgeschäft?
Der Wintereinbruch war sehr positiv, im Schuhhandel gab es etwa ein Umsatzplus von 25 bis 30 Prozent. Im Textilhandel waren es zwischen fünf und 15 Prozent, wobei 5 Prozent zu wenig sind. Weil die Inflation höher war und real ist das ein Minus. Die Elektronikbranche lief zu Weihnachten sehr gut. Über das gesamte Jahr gerechnet war es schwierig.
Gab es auch Verlierer?
Der Sportartikelhandel hat ein bissl gelitten. Das Geschäft ist wegen der Fahrräder zwei Jahre in die Höhe geschossen. Der Boom ist jetzt leider erschöpft. Jeder, der ein Rad wollte, hat es die letzten zwei, drei Jahre gekauft.
Was erwarten Sie für das heurige Shoppingjahr?
ich bin einigermaßen positiv gestimmt. Die Menschen bekommen mehr Gehalt und die kalte Progression wurde eingefroren. Die Kaufkraft wird damit entsprechend gestärkt.
Wie sehr schmerzen reine Onlinehändler?
Es ist das Thema, unter dem der Handel sehr leidet. Wir kämpfen mit ungleichen Waffen. Die Internethändler haben ihre Shops oder ihre Lager meistens in Polen, Rumänien oder Bulgarien oder sonst irgendwo. Dort gibt es Stundenlöhne von 5 oder 6 Euro. Bei uns ist das Vierfache oder das Fünffache und entsprechende Lohnnebenkosten. Der Internethandel beschäftigt die Arbeiter vor Weihnachten bis zu 70 Stunden; nach Weihnachten verlieren sie die Jobs.
Was kann man dagegen tun?
Man sollte den österreichischen Handel unterstützen, indem man in Österreich einkauft und nicht im Internet, weil es um ein paar Euro günstiger ist. Der Internethandel ist nicht nur eine Umweltbelastung, sondern ist auch ein Arbeitsplatzvernichter im österreichischen Handel.
Aber der Handel klagt teilweise über Fachkräftemangel.
Es hat sich durch Corona sehr viel verändert. Viele haben gemerkt, wie klasse es ist, wenn man daheimsitzt. Die Jungen machen Work-Life-Balance. Als ich 25 war, habe ich 60, 70 Stunden in der Woche gearbeitet. Und heute kommen Jugendliche und sagen „Ich will eigentlich nur 25 Stunden arbeiten und will am Freitag und am Samstag nicht arbeiten.“ Das ist schwierig. Wenn die Menschen gut bezahlt werden und zum Nachdenken beginnen, wissen sie, dass sie 40 Stunden arbeiten müssen.
Werden die stark steigenden Löhne für die Händler zum Problem?
Wenn der Internethandel nicht wäre, wäre das alles kein Problem. Wir haben in Österreich sehr hohe Löhne. Sie sind höher als in den Nachbarländern. Nicht nur im Osten. Es kommen auch schon viele Deutsche nach Österreich. Aber das ist für die Konkurrenzfähigkeit wieder sehr negativ. Die Teuerung hat den Unternehmen wehgetan. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, das auf die Preise aufzurechnen.
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Wie sehr machen sich die Pleiten im Handel bei Ihnen durch Leerstand bemerkbar?
Es ist nicht lustig, wenn es Pleiten gibt. Aber man muss einfach damit leben. Es gibt immer einen Wechsel. Unsere Leerstandsquote variiert immer zwischen zwei und vier Prozent. Man braucht aber einen gewissen Leerstand, weil sich die Bedürfnisse der Händler ändern. Ich bräuchte jetzt etwa unbedingt Geschäfte mit 150 bis 200 Quadratmeter. Wir haben aber keine frei.
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