Enttäuschung und Hoffnung liegen beim heimischen Gourmetkonzern DO&CO derzeit sehr eng beinander. Ein harter Brexit und die Mutation des Corona-Virus samt Landeverbot für Flieger aus Großbritannien gleichzeitig. Vor wenigen Monaten hatte DO&CO ausgerechnet in London Heathrow eine der größten Küchen Europas eröffnet, mit 56 gleichzeitig andockbaren Lkw-Positionen.
Von der anderen Seite des Atlantiks kommt jetzt eine positive Nachricht. DO&CO gewann eine Ausschreibung von Delta Air Lines, der umsatzmäßig weltweit größten Fluglinie. Ab 16. März wird der börsenotierte Catering-Konzern die Delta-Passagiere am Hub Detroit verpflegen.
Detroit ist eines der fünf großen Drehkreuze von Delta, vor Corona starteten hier täglich 400 Maschinen. Der Vertrag läuft auf zehn Jahre.
„Als österreichisches Unternehmen eine Ausschreibung in den USA zu gewinnen, ist nicht alltäglich“, freut sich DO&CO-Chef Attila Dogudan im Gespräch mit dem KURIER. Er sieht den Auftrag „als große Chance zu beweisen, dass wir dort einen Mehrwert schaffen. Wenn uns das gelingt, ist das die Referenz für weitere Ausschreibungen“.
Das jährliche Umsatzvolumen will Dogudan nicht beziffern, es dürfte sich aber im zweistelligen Millionenbereich bewegen – sobald die Luftfahrt wieder anspringt. Dogudan rechnet in Detroit mit 300 bis 400 neuen Arbeitsplätzen.
Vierter US-Standort
Detroit wird der vierte Standort in den USA. In New York sind die Österreicher bei den nicht-amerikanischen Airlines die Nummer eins. Der bis dato einzige US-Kunde ist Jet Blue.
Delta fliegt mit Air France/KLM im Luftfahrtbündnis SkyTeam, nach der Star Alliance der Lufthansa die weltweit zweitgrößte Flugstaffel. Im Vorjahr flog Delta einen Rekordumsatz von 47 Milliarden Dollar und 4,77 Milliarden Nettogewinn ein. Corona ließ auch die Umsätze der US-Airlines gewaltig einbrechen, im Dezember verbrennt Delta täglich 10 bis 12 Millionen Dollar Cash. Delta erneuert die Flotte (1.380 Flugzeuge), verbesserte die Innenausstattung der Flieger und stellt das Catering neu auf. „In Zeiten wie diesen denkt Delta um zwei Schritte voraus“, ist Dogudan vom neuen Partner überzeugt. Die Airline biete aufgrund ihrer Größe ein enormes Potenzial. Dogudan spricht von einer „Risikoreduktion für unser Geschäftsmodell, mit der Option, wieder ordentlich wachsen zu können“. Man sei international gut ausbalanciert.
DO&CO gewann die Delta-Ausschreibung gegen LSG, die Catering-Tochter der Lufthansa, die bisher Delta belieferte. Vor ziemlich genau einem Jahr verkaufte die AUA-Mutter Lufthansa das Europa-Geschäft von LSG. Dogudan stieg damals aus dem Bieterrennen aus.
In München warten zwei Restaurants und ein Boutique-Hotel neben dem Bayern-München-Brandstore auf die Eröffnung. Dogudan: „Alles ist fertig, sobald wir dürfen, sperren wir auf“.
Das Freitesten für Lokalbesuche hält Dogudan für „absolut richtig“. Alle DO&CO-Mitarbeiter würden zweimal pro Woche getestet, „doch immer wieder finden wir jemanden, der noch keine Symptome hat, aber positiv ist. Ohne Test würde dieser Mitarbeiter am nächsten Tag schon zehn andere Personen anstecken“.
Der DO&CO-Gründer hält Österreich „für eines der am besten gemanagten Länder weltweit. Wir haben viele internationale Standorte und können das vergleichen“. Trotzdem schließe die Regierung noch zu viele Kompromisse, „die man offenbar eingehen muss, um zu einem Konsens zu kommen“. Verstöße gegen die Corona-Maßnahmen „sind kein Kavaliersdelikt. Ich bin der Letzte, der nicht etwas zum Essen und Trinken verkaufen will. Doch wenn sich nicht alle an die Regeln halten, wird der Preis zu hoch“. Dogudan plädiert dafür, „das Land ein paar Wochen zuzusperren. Aber die Bevölkerung muss dahinter stehen“.
Mit einer leichten Belebung der Luftfahrt rechnet Dogudan zwischen dem späten Frühjahr und Sommer sowie je nach Impf-Fortschritt einem weiteren positiven Schub im Herbst.
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