"Die Zukunft gehört dem Gas": Wie sich die OMV neu aufstellt

Chief executive of Austrian energy group OMV Rainer Seele listens during a news conference in Vienna, Austria, August 10, 2016. REUTERS/Heinz-Peter Bader
Kosten runter, Konzentration auf weniger Standorte, "Marktoffensive" in Deutschland.

"Die OMV hatte gute Beratungsunternehmen, die sagten, der Ölpreis werde auf 200 Dollar gehen. Aber keiner sagte, dass er auf unter 50 fallen wird." So beschrieb OMV-Chef Rainer Seele am Mittwoch die Situation des österreichischen Mineralölkonzerns vor 2015. Die OMV verdoppelte zwischen 2011 und 2014 ihre Investitionen, Wachstum war alles.

Ölpreisverfall

Doch dann fiel der Ölpreis ins Bodenlose: 2015 auf 52 Dollar im Schnitt. Im ersten Halbjahr 2016 sank er sogar auf 40 Dollar. Im März 2015 übernahm der Deutsche Rainer Seele das Ruder in der OMV. Und mit ihm kam ein "toughes Kostensenkungsprogramm", wie er am Mittwoch bei einem Hintergrundgespräch erzählte. Sein erklärtes Ziel: "Wir zahlen keine Dividende mehr auf Pump." Auch das habe die Konzernkosten in der Vergangenheit getrieben. Heuer soll sich das ändern. Seele versteht seine Botschaft an die Finanzmärkte so: "Gute Performance trotz schwieriger Bedingungen."

Und es gibt eine neue Strategie: Die OMV wird nur noch gezielt in einzelnen Regionen investieren. Aus der teuren Nordsee zog man sich zurück, worüber Seele heute jubelt. "Damit haben wir auch künftige Investitionsverpflichtungen verkauft." Die OMV werde ihre Auslands-Schwerpunkte in Abu Dhabi, Russland und dem Iran setzen. "Wir haben mehrere hoch interessante Projekte am Laufen", wollte Seele noch nichts Näheres verraten. Der arabische OMV-Großaktionär IPIC kommt aus Abu Dhabi. "Das müssen wir doch verdammt noch einmal nutzen", meinte Seele launig.

Mit der Gazprom ist der Manager, der schon in seinem früheren Job bei Wintershall starke Russland-Verbindungen hatte, sichtlich zufrieden. Die OMV feiere mit ihr demnächst "goldene Hochzeit". 48 Jahre sei man "durch dick und dünn gegangen – kein Verstoß, die Qualität und die Menge stimmt. Der Preis stimmt bei mir nie, der ist immer zu hoch", scherzte Seele. Eine "Marktoffensive" plant man jedenfalls in Deutschland. Die OMV Gas Deutschland will bis 2025 einen Marktanteil von zehn Prozent erreichen.

Wasserstoffauto

"Echt klasse" findet der OMV-Boss den Kauf der Hofer-Tankstellen. "Das ist ein Deal, den ich nie bereuen werde." Während aber Flugzeuge mangels Alternativen wohl noch lange mit Öl (in Form von Kerosin) angetrieben werden, ist das bei Autos nicht so sicher. "Wird es in zehn Jahren nur noch Elektroautos geben?" Seele glaubt das nicht und arbeitet gemeinsam mit Verbund und voestalpine an Wasserstoff als künftigem Treibstoff für Autos.

Die von Deutschland eingeleitete "Energiewende" findet im Ölkonzern naturgemäß keinen Beifall. Das habe die CO2-Bilanz westeuropäischer Länder verschlechtert. Denn wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint, müssen Kohlekraftwerke als Ausgleich angeworfen werden. Durch die billige Kohle sind sie kostengünstig. Doch die Zukunft gehöre dem Gas, meint Seele.

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