Die Zerreiß-Gefahr

Die Zerreiß-Gefahr
Zuerst muss der Euro gerettet werden. Danach ist Zeit für den Rest.

Die informierte Weltöffentlichkeit ist zunehmend fassungslos darüber, wie dilettantisch in Europa mit der Staatsschuldenkrise umgegangen wird. Das liegt nicht am Mangel an guten Ideen, wie der Euro – und damit eine der größten Wirtschafts-Erfolgsstorys – gerettet werden könnte. Es liegt am Mangel an Einigkeit. Und es steht zu befürchten, dass es dieses Zusammenrücken erst geben wird, wenn die Katastrophe einer zweiten, wesentlich schärferen Rezession in Europa eintritt. So weit darf es aber nicht kommen.

Deshalb ist es so fatal, dass es jetzt kurzfristige Lösungen bräuchte, aber fast ausschließlich über die langfristig unbestrittene Notwendigkeit eines wirtschaftlich zusammenwachsenden Europas philosophiert wird.

Bankenunion, Fiskalunion, Eurobonds, Eurobills ... es kann einem schwummrig werden. Nägel mit Köpfen, wie Griechenland und Spanien, wie Portugal, Irland, Zypern und vielleicht auch bald Italien aus der Klemme zu helfen ist, schauen anders aus.

Ein Beispiel: Seit Monaten fordern Experten eine Verdopplung, Verdreifachung des Euro-Rettungsschirmes, weil klar war, dass es mehr zu retten gibt als Athen. Dabei ist nicht einmal der ESM-Starttermin 1. Juli zu halten, geschweige denn wird das Volumen kräftig erhöht, um die Anti-Euro-Zocker endlich wirksam abzuschrecken.

Oder: Während lang und breit über die Abgabe von Budget-Kompetenzen und einen Euro-Finanzminister gerungen wird, bricht die gesamte Wirtschaft Spaniens weg – nicht nur die dortigen Banken. Wer hier noch mehr Zeit liegen lässt, wird später rechtfertigen müssen, warum ganz Spanien unter den Rettungsschirm musste. Spätestens dann reißt der Schirm, den letzten liquiden Euro-Staaten der Geduldsfaden und der Euro ist Geschichte. Eine Banken- oder Fiskalunion, einen Euro-Finanzminister oder Eurobonds braucht dann niemand mehr.

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