Die persönliche Schlecker-Pleite

Die persönliche Schlecker-Pleite
Anton Schlecker und seine Familie werden vermutlich große Teile ihres Vermögen verlieren. Für Österreich wird es eng.

Um 15 Uhr war Schluss. Am Mittwoch wurden alle Restposten in den 2800 deutschen Schlecker-Filialen um 20 Cent verkauft. Danach mussten die 20.000 "Schlecker-Frauen" aufräumen und einpacken. Ab Montag sind sie arbeitslos.

Die Bild-Zeitung nimmt sich nun die Schlecker-Familie vor. Sie lebten nach wie vor auf großen Fuß, berichtet das Blatt, obwohl Anton Schlecker als einfacher Kaufmann auch mit seinem Privatvermögen haftet. Das auf acht Millionen Euro geschätzte parkähnliche Anwesen der Familie mit mehreren Villen im baden-württembergischen Ehingen hat er 2009 notariell seiner Ehefrau geschenkt. Doch bereits damals schrieb Europas ehemals größte Handelskette für Pflegeprodukte Verluste. Weil die Schenkung innerhalb der vergangenen zehn Jahre stattfand, gilt als sicher, dass sie der Masseverwalter in die Insolvenzmasse rückübertragen wird. Ähnliches wird wohl auch mit Grundstücken passieren, die Anton Schlecker kurz vor der Pleite am 23. Jänner seiner Schwester und seinen Kindern übertragen haben soll.

Die Schlecker-Kinder Meike und Lars sagen, dass ihr Vater sogar Autos und Uhren in die Insolvenzmasse übergeben hat, darunter Aston Martin, Mercedes und Porsche. Laut Spiegelwurde Anton Schleckers Privatkonto schon drei Tage nach der Pleite gerichtlich gesperrt. Angeblich war der Unternehmer fassungslos, als der Bankomat kein Geld mehr ausspuckte.

Wieso der Mann, der seine Firma 1975 gegründet hatte, keine andere Geschäftsform als Einzelhandelskaufmann wählte, ist unverständlich. Laut Spiegelwurde das Unternehmen zwar immer größer, doch wie ein Kaufmannsladen geführt. Es gab nicht einmal ein geschlossenes Warenwirtschaftssystem und kein Controlling. Anton Schlecker und seine Frau Christa sollen bis zuletzt Privatausgaben wie Arztrechnungen über die Firma abgerechnet haben.

Lars und Meike Schlecker sprechen in einem persönlichen Statement an die Medien vom "großen Nichts", vor dem sie nun stünden. "Wir werden jedoch nicht tiefer unser Vermögen in den Medien offenlegen, da dies immer noch unsere Privatsache ist", schreiben sie.

Österreich

Um die Zukunft von Schlecker Österreich mit seinen rund 3000 Beschäftigten wird weiter heftig gerungen. Einer der Übernahme-Interessenten, der oberösterreichische Investor Anton Stumpf, rechnet mit der baldigen Eröffnung eines eigenen Insolvenzverfahrens: "Das würde es für Investoren erheblich erleichtern, den profitablen Teil fortzuführen", sagt Stumpf, der mit seinem Private-Equity-Fonds Recap an einem Fortführungskonzept für Schlecker Österreich mitwirken möchte. Unterlagen zufolge seien 600 der 900 Schlecker-Filialen – vor allem jene am Land – profitabel, rund 2000 der 3000 Jobs könnten somit erhalten bleiben. "Derzeit redet aber niemand mit uns", so Stumpf. Er kann sich auch vorstellen, dass von einem noch zu bestellenden Masseverwalter eine Österreich-Lösung mit mehreren Investoren angestrebt wird. Neben Stumpf sind wie berichtet auch die MTH Retail Group von Josef Taus sowie die Pfeiffer-Gruppe zumindest an einigen Schlecker-Filialen interessiert.

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