Die Millionendeals hinter den Hits
Die Konzert- und Festivalkalender sind nach dem coronabedingten Dornröschenschlaf randvoll. Vor Jahren gekaufte Karten werden jetzt eingelöst und die Konzerte fühlen sich fast so an, als wären die Hallen nie verstummt gewesen. Verloren ging die Musik aber auch in der Pandemie keineswegs. Sie bahnte sich stattdessen vermehrt ihren Weg zu den Ohren der Fans über den digitalen Raum. Das belegen auch die steigenden Benutzerzahlen des Musikstreamingdienstes Spotify.
Ein Aufwärtstrend, der schon fast Erfolgsgeschichte hat: 2021 war bereits das fünfte Jahr in Folge, in dem der österreichische Musikmarkt zugelegt hat, so der Verband der Österreichischen Musikwirtschaft. Insgesamt 190,4 Millionen Euro haben Musikfans in Österreich 2021 für digitale und physische Musikformate ausgegeben.
Investmentfonds
Eine Situation in der Investoren hellhörig werden. Blickt man auf verschiedene Medienberichte, wurden im vergangenen Jahr für umgerechnet mehr als 5,2 Milliarden Euro Rechte für verschiedene Musikkataloge ausgegeben. Im Vergleich zu 2020 ist das eine Steigerung des Investitionsvolumens um 180 Prozent. „Die Musikrechte sind der Machtfaktor des 21. Jahrhunderts“, sagt Peter Tschmuck, Musikökonom an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Wer die Rechte von Musikkatalogen kontrolliert, ist wirtschaftlich erfolgreich. Bei jedem Stream oder jeder Wiederverwendung winken Tantiemen. Das weiß vor allem das Investmentunternehmen Hipgnosis. Der Fond mit Sitz in London gilt als einer der Vorreiter der Rechteverwaltung. 2018 war der Börsengang von Hipgnosis sogar der größte an der London Stock Exchange. Der letzte interessante Ankauf, den Hipgnosis vor etwas mehr als einem Jahr landete, war der Verlagskatalog der Red Hot Chili Peppers um 140 Millionen US-Dollar.
Größter Deal aller Zeiten
Ein weiterer Deal, der sich seit geraumer Zeit am Horizont abzeichnet, ist jener um die Musikrechte der englischen Rock Band Pink Floyd. Der Financial Times zufolge sind Warner Music und das deutsche Musiklabel BMG am Kauf der Lizenzen interessiert. „Wir äußern uns nicht zu Geschäften, die nicht abgeschlossen oder angekündigt sind. Es gab Berichte, die suggerieren, dass der Deal in den kommenden Wochen abgeschlossen sein soll“, so ein BMG-Sprecher zum KURIER.
Laut Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, liegt der Preis für den Musikkatalog der Rockband bei 500 Millionen Dollar – damit handelt es sich um einen der größten Musikdeals alles Zeiten. Vor knapp einem Monat wurde bekannt, dass sich der Musikkonzern darauf vorbereitet, in diesem Jahr bis zu einer Milliarde US-Dollar für Songs und Aufnahmen auszugeben. Damit verdoppelt BMG seine Akquisitionen, obwohl einige Investoren mit Blick auf die steigenden Zinssätze ihre Investitionen aktuell zurückfahren.
BMG-Chef Hartwig Masuch begründet das damit, dass einige Investmentvehikel, die dazu beigetragen hatten, die jüngste Aufregung um Musikrechte zu erzeugen, vorsichtig wurden. Das hätte die Preise gedrückt und Chance geschaffen.
Für Musikkonzerne und Investmentfirmen, die sich die Musikrechte der größten Künstler unserer Zeit kaufen, winken attraktive Tantiemen. Fans können sich an diesem Erfolg höchstens in Form von Aktien von beispielsweise Hipgnosis beteiligen. Anders geht das Investieren in Musik, wenn man den Bekanntheitsgrad der Musikschaffenden außen vor lässt und auf die Suche nach Newcomern geht. In einige Werke dieser kann man als Privatperson nämlich investieren. Wird das Lied ein Erfolg, fließt eine entsprechende Erfolgsbeteiligung zurück. Einen Marktplatz für solche Geschäfte bietet das Unternehmen Global Rockstar aus Wien. Über deren Online-Plattform lässt sich in verschiedene Titel investieren. Investments beginnen teilweise schon bei fünf Euro. „Das eingenommene Geld wird verwendet, um dem Produkt die bestmögliche Chance zu geben, um ein Erfolg zu werden“, so Christof Straub, Gründer und Geschäftsführer von Global Rockstar.
Geld, zur richtigen Zeit
Er stand in der Vergangenheit selbst als Musiker auf der Bühne und war auch als Produzent tätig. „Als unabhängiger Produzent habe ich viel darüber gelernt, wie wichtig es ist, zur richtigen Zeit über Geldmittel zu verfügen.“ Wurde in ein Lied investiert, kann frühestens nach drei Monaten mit Rückläufen gerechnet werden. Ab wann der Song Gewinn abwirft, hängt davon ab, wie oft der Song gespielt wird und ob er plötzlich ein Hit wird oder nicht. Jeder Titel ist an eine bestimmte Gewinnschwelle geknüpft, also eine bestimmte Anzahl an beispielsweise Streams. Ist dieser Punkt erreicht, sind die Gewinne im eigens angelegten Global Rockstar-Konto ersichtlich. „Man kann das nicht als instant Geldmaschine betrachten. Ein Investment ist immer ein Risiko, aber manchmal kann es auch schnell gehen.“
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