Die EZB hat es getan! Endlich!

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Die größte Zinserhöhung im Euroraum war überfällig. Aber die Wirkung sollte nicht überschätzt werden.

Europas Währungshüter stehen gehörig unter Druck. Die Inflation kratzt in der Eurozone an der 10-Prozent-Marke, ein Wert, den Länder mit einer stabilen Währung wie Österreich zuletzt in den 70er-Jahren gesehen haben. Die Differenz zu den Zinsen war aber weitaus geringer als heute. Die EZB hat zunächst das Inflations-Problem, das schon vor dem Krieg in der Ukraine begonnen hat, kleingeredet. Erst als im Frühjahr die hohen Preissteigerungen nicht mehr ignoriert werden konnten und die US-Notenbank schon längst die Zinswende eingeläutet hatte, handelte EZB-Chefin Lagarde.

Wie sehr das Problem unterschätzt wurde, ist an den nun nach oben revidierten Inflations-Prognosen für heuer und nächstes Jahr zu sehen. Allerdings darf an deren Richtigkeit erneut massiv gezweifelt werden. Unabhängige Ökonomen erwarten auch für 2023 eine Inflation bei knapp zehn Prozent und damit mehr als die EZB.

Nun sendet die EZB mit der historisch größten Anhebung in ihrer Geschichte endlich ein wichtiges Signal, sich nicht kampflos dem Geschehen zu ergeben. Weitere Erhöhungen werden noch heuer folgen. Aber deren Wirkung sollte nicht überbewertet werden. Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben.

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