Die drängendsten Fragen zur Euro-Krise
Wie teuer käme Griechenlands Euro-Austritt?
Griechenland schuldet den anderen 16 Euro-Staaten gut 300 Milliarden Euro. Samt Verbindlichkeiten der privaten Gläubiger (z. B. Banken und Versicherungen) kommt man auf knapp 400 Milliarden. Österreichs Anteil der offenen Forderungen an Athen beträgt ca. elf Milliarden. Die Folge-Kosten sind nicht absehbar.
Wie tritt ein Land aus dem Euro aus?
Das ist in den EU-Verträgen nicht vorgesehen. Wahrscheinlichste Vorgehensweise: Das Land tritt freiwillig aus der EU aus, führt eine eigene Währung ein und beantragt die Wiederaufnahme in die EU. Später könnte erneut Antrag auf Euro-Aufnahme gestellt werden.
Kann die Euro-Zone überhaupt zerfallen – und wenn ja, wie teuer käme das?
Das Aus für die Gemeinschaftswährung ist sehr unwahrscheinlich, kann aber passieren. Die Folgen wären dramatisch. Europa würde in tiefe Rezession stürzen, die Arbeitslosigkeit würde steigen (siehe Grafik oben). Hartwährungsländer wie Deutschland und Österreich würden kräftig aufwerten müssen und an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Ein Rattenschwanz an Problemen wäre die Folge.
Wie kann die Euro-Zone gestärkt werden?
Ratspräsident van Rompuy, Kommissions-Präsident Barroso, EZB-Chef Draghi und Eurogruppen-Chef Juncker haben ein Reformpaket für stärkere Zusammenarbeit vorgelegt. Vorgesehen sind u. a. eine Bankenunion, eine koordinierte Schuldenpolitik und Eurobonds.
Können einige Staaten vorpreschen?
Laut EU-Vertrag können sich einige Staaten zu einer "Verstärkten Zusammenarbeit" entschließen, wenn keine Einstimmigkeit aller 27 EU-Staaten erreicht werden kann. Bedingung: Der EU-Vertrag darf nicht verletzt werden. Mindestens neun EU-Mitgliedsstaaten müssen sich beteiligen.
Was sind Eurobonds und werden sie kommen?
Die Ausgabe von Staatsanleihen (Bonds) ist nationale Angelegenheit. Je nach Kreditwürdigkeit zahlen die Staaten unterschiedliche Zinsen für geborgtes Geld. Weil schwache Staaten hohe Zinsen zahlen, verschärft dies den Teufelskreis. Die Idee: Alle Eurostaaten verschulden sich mit Eurobonds gemeinsam. "Brave" müssten höhere Zinsen zahlen als jetzt. Auch deshalb gibt es heftigen Widerstand.
Was ist unter dem Begriff Fiskalunion zu verstehen?
Die Länder müssten Kompetenzen an Brüssel abgeben – auch über ihre nationalen Budgets. Dazu gehört eine gemeinsame Kontrolle der Schuldenpolitik in der Euro-Zone. Ab einer bestimmten Grenze sollen Staaten nicht mehr ohne das Okay der anderen Schulden aufnehmen dürfen. Langfristig könnte ein EU-Finanzminister koordinieren.
Wie soll die Bankenaufsicht in Europa gestärkt werden?
Es soll eine gemeinsame Bankenaufsicht geben, die direkt in die Banken eingreifen darf. Alle Geldinstitute sollen in einen Abwicklungs-Fonds einzahlen, der im Fall einer Bankpleite genutzt werden kann.
Sind unsere Spareinlagen sicher?
Ja, sie sind in Österreich durch ein dreistufiges System geschützt. Im Notfall springt der jeweilige Bankensektor, dann alle heimischen Geldinstitute und zuletzt der Staat ein. Bestandteil der angepeilten "Bankenunion" ist es, die Einlagensicherung über den gesamten Euroraum zu spannen. Dann aber wäre letztlich der österreichische Steuerzahler dran, wenn eine ausländische Bank umfällt. Aus diesem Grund gibt es in vielen Ländern Widerstand gegen diesen Plan.
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