Die Corona-Krise sorgt für leerstehende Ortskerne

Die Corona-Krise sorgt für leerstehende Ortskerne
Im Coronajahr 2020 nahm vor allem auch in klassischen Tourismushochburgen der Leerstand zu - Handel besorgt vor Auslaufen von Staatshilfen: "Ruhe vor dem Sturm".

Viele Geschäfte stehen leer. "Wir schließen" mit oder ohne Abschiedsabverkauf, "Zu vermieten", oder ganz ohne Worte ein nie vollendeter "Umbau". An etlichen Orten blieben auch nach dem Ende des jüngsten harten Lockdowns die Ladentüren zu. Handelsforscher sehen darin erste bittere Früchte der Corona-Pandemie. In Summe stieg der Leerstand in Innenstädten 2020 noch relativ moderat auf 7,5 Prozent. Aber sobald die Hilfen für die Firmen auslaufen, dürfte es turbulent werden.

Zwar waren schon in den letzten zehn Jahren die Shopflächen rückläufig. Konsumgewohnheiten haben sich geändert, die Online-Konkurrenz wird immer größer. In vielen kleineren Städten spielen die Einkaufszentren an der Peripherie schon lange die größere Rolle. Nun brachten aber die umfassenden Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie zusätzlichen Druck in die Ortskerne, und Kleinstädte hatten schon bisher signifikant höhere Leerstandsraten als große Städte. Neu war 2020 aber, dass gerade auch Tourismushochburgen wie Salzburg, Innsbruck oder die Wiener City die höchsten "Leerstandszugewinne" zu verbuchen hatten. Schon lang Erfahrung mit vielen leerstehenden Geschäftslokalen hat etwa Wiener Neustadt.

Den geringsten Leerstand gab es in der Bundeshauptstadt noch in der Wiener Mariahilfer Straße, auch die Favoritenstraße gewann 2020 dazu. In einigen anderen einstigen Straßen oder auch einzelnen kleineren Einkaufszentren in Wien abseits allererster Lagen allerdings sind seit Monaten Auslagen auch alteingesessene Filialstandorte von Handelsfirmen mit Packpapier zugeklebt, rentierten sich nach den coronabedingten Umsatzeinbrüchen nicht mehr.

Der Handelsverband sieht aktuell 10.000 Handelsbetriebe in Österreich existenzbedroht. Der Verband hat mit der Beratungsfirma Standort+Markt die Lage in den 20 größten Städten des Landes und 16 ausgewählten Kleinstädten analysiert. Nur zehn von 24 erfassten Geschäftsbereichen meldeten in der aktuellen Wertung eine positive Shopflächenentwicklung.

Für die nächsten Monate und Jahre werden weitere Veränderungen erwartet. Erst nach dem Stopp von staatlicher Unterstützungsleistungen werde sich zeigen, welche Shops tatsächlich weiterhin offenbleiben oder aber von der Bildfläche verschwinden, heißt es. Hier erwarten Handelsverband und Berater in den kommenden Beobachtungsperioden definitiv eine erhöhte Dynamik, die sich sowohl im Leerstand als auch in einer deutlich erhöhten Fluktuationsrate bemerkbar machen dürften. "Corona befeuert nicht nur den eCommerce, sondern mittelfristig auch die Stadt- und Ortskernverödung", fürchtet der Verband.

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