Deutschland: Vorrang für qualifizierte Fachkräfte

Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern können in Deutschland nachqualifiziert werden
Deutschland lockert am Sonntag seine Zugangshürden. Anwerbungen in Nordafrika und Asien laufen bereits

Nach dem Vorbild der österreichischen Rot-Weiß-Rot-Karte zur Arbeitsmigration gilt ab kommenden Sonntag (1. März) in Deutschland ein neues, liberaleres Fachkräfte-Einwanderungsgesetz. Kernpunkte sind eine wesentlich schnellere Visa-Vergabe und der Entfall der so genannten Vorrangprüfung für qualifizierte Ausländer mit Arbeitsvertrag. Bei der Vorrangprüfung wurde bisher geprüft, ob nicht auch ein inländischer Bewerber zur Verfügung steht.

Neu ist auch, dass ab sofort auch Fachkräfte zur Arbeitsplatzsuche nach Deutschland kommen können, sofern sie Deutsch sprechen und ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Die Pflicht zum Nachweis vergleichbarer Qualifikationen bleibt zwar, allerdings wird die Möglichkeit zur Nachqualifizierung in Deutschland stark ausgebaut.

Letzteres hilft vor allem bei der Anwerbung von dringend benötigten Pflegekräften, wo Deutschland mit diversen Programmen schon in vielen Ländern aktiv ist und Bildungskooperationen geschlossen hat. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Bosnien, Serbien, den Philippinen und Tunesien, von wo laut Bundesagentur für Arbeit in den vergangenen Jahren mehr als 2.000 Menschen nach Deutschland kamen.

Weitere 1.000 Personen würden derzeit gerade für die Pflegeausbildung vorbereitet. Diese findet teils im Herkunftsland, teils in Deutschland statt. Insgesamt sucht Deutschland bis 2025 rund 150.000 Pflegekräfte. In Nordafrika, vor allem Marokko, laufen auch Pilotprojekte für die Gastronomie und die Baubranche.

Englisch ausreichend?

Eine heiß diskutierte Frage in Deutschland – ebenso wie in Österreich – ist, wie gut ausländische Fachkräfte Deutsch sprechen müssen. Die deutsche Bundesregierung besteht hier weiter auf Vorkenntnisse, weil sie die Menschen integrieren und langfristig an Deutschland binden will. Der Technologieverband Bitkom sieht dies jedoch für IT-Spezialisten als nicht zwingend nötig an, da zumeist Englisch gesprochen werde. Österreich geht bei der jüngsten Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte einen Mittelweg. Bei der Punktevergabe für die Sprachkenntnisse wird künftig Englisch mit Deutsch gleichgestellt, wenn die Unternehmenssprache Englisch ist. anita staudacher

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