Sechs Millionen Fachkräfte fehlen

Sechs Millionen Fachkräfte fehlen
Pro Jahr würden in Deutschland etwa 120.000 zusätzliche Fachkräfte aus dem Ausland benötigt.

Deutschland steht vor einem ähnlichen Problem wie Österreich: Die deutsche Bundesregierung sieht auf das Land eine alarmierende Fachkräfte-Lücke zukommen und will die Zuwanderung in Arbeit deshalb vorantreiben. Das geht aus der Demografiestrategie der Regierung hervor, deren Entwurf dem Nachrichtenmagazin Focus laut Vorausbericht vom Sonntag vorliegt. Demnach könnten Deutschland demografiebedingt bis 2025 sechs Millionen Arbeitskräfte fehlen, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird.

"Die verstärkte Aktivierung der inländischen Fachkräftepotenziale allein" werde "nicht ausreichen, um den Fachkräftebedarf in Deutschland zu decken", heißt es dem Bericht zufolge in dem Entwurf.

"Willkommenskultur stärken"

Um dieselbe Anziehungskraft auf ausländische Fachkräfte, Studierende oder Auszubildende wie klassische Einwanderungsländer auszuüben, müsse sich Deutschland "noch stärker als attraktiver Arbeits- und Lebensstandort profilieren und seine Bemühungen um eine Willkommenskultur verstärken", heißt es in dem Entwurf weiter. Die Demografiestrategie soll am 14. Mai im Mittelpunkt des zweiten Demografiegipfels der deutschen Bundesregierung stehen.

Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage für den Focus indes mäßig. 26 Prozent der Befragten stimmen zu, dass Deutschland mehr ausländische Fachkräfte benötigt. 38 Prozent der Befragten sagten dagegen, es sollten weniger sein. Für die Umfrage wurden vom 30. April bis 2. Mai 1004 Personen befragt.

120.000 zusätzliche Fachkräfte

Der neue Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer, warnte ebenfalls vor den Folgen des demografischen Wandels. "Wenn wir nicht gegensteuern, droht uns ein dramatischer Wohlstandsverlust", sagte Schweitzer. Um die Lücke zu schließen, plädierte er für mehr Zuwanderung. Pro Jahr würden etwa 120.000 zusätzliche Fachkräfte aus dem Ausland benötigt. Mit Blick auf mögliche Ressentiments seitens der Bevölkerung ergänzte Schweitzer, "im Boot ist viel Platz".

Die Integrationsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), kündigte in dem Magazin an, das Thema von mehr Migranten für den öffentlichen Dienst werde ein Schwerpunkt des nächsten Integrationsgipfels sein. Sie kritisierte zugleich, dass junge Menschen mit türkischem Hintergrund noch immer geringere Chancen bei der Ausbildung hätten.

Neben der Zuwanderung sieht die Demografiestrategie dem Bericht zufolge bei Frauen und arbeitslosen Jugendlichen zwei weitere Potenziale, um die Arbeitskräfte-Lücke zu schließen. Um junge Leute ohne Berufsabschluss zu motivieren, will Berlin demnach mit Geldprämien beim Bestehen von Prüfungen testen.

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