Deutsche Firmenstimmung durch Materialmangel erneut schlechter

Ifo-Präsident Clemens Fuest
Ifo-Geschäftsklima verschlechterte sich zum zweiten Mal in Folge. Die Preise in der deutschen Wirtschaft werden steigen.

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen trübt sich wegen Lieferengpässe weiter ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank von 100,7 Zählern im Juli auf 99,4 Punkte im August und damit den zweiten Monat in Folge, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Managern mitteilte. Ökonomen hatten sogar nur mit einem Rückgang auf 100,4 Punkte gerechnet.

"Lieferengpässe bei Vorprodukten in der Industrie und Sorgen wegen steigender Infektionszahlen belasten die Konjunktur", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Insbesondere im Gastgewerbe und im Tourismus wachsen die Sorgen."

Bei Industrie noch Luft nach oben

Die Manager beurteilen ihre Lage zwar etwas besser als zuletzt, bewerten ihre Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate jedoch deutlich skeptischer. Nach dem Schrumpfen Anfang 2021 war die deutsche Wirtschaft im Frühjahr zwar wieder um 1,6 Prozent gewachsen.

Während vor allem die Dienstleister nach den monatelangen Einschränkungen wegen der Pandemie Morgenluft schnuppern, könnte es bei der Industrie trotz guter Aufträge allerdings oft noch besser laufen. Denn vielen Firmen machen die Lieferengpässe bei wichtigen Vormaterialien wie Mikrochips zu schaffen.

Preiserhöhungen in deutscher Wirtschaft

Die Folgen der Pandemie für den Handel werden sich auch bei den Konsumenten bemerkbar machen. Wegen Lieferengpässen und steigender Kosten für Vorprodukte wollen viele deutsche Industriebetriebe ihre Preise heraufsetzen. „70 Prozent der Industriebetriebe klagen inzwischen über Engpässe bei Vorprodukten“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Mittwoch zu der Umfrage seines Instituts. Im Juli waren es 64 Prozent. Besonders Halbleiter, Metalle und Kunststoffe seien knapp. Dadurch steigen die Einkaufspreise.

Jedes zweite Industrieunternehmen wolle wegen der stark gestiegenen Kosten nun selbst seine Verkaufspreise erhöhen. Auch jeder zweite Einzelhändler habe das vor. „Die Preiserhöhungen pflanzen sich quer durch die deutsche Wirtschaft fort“, sagte Wohlrabe.

Die Lage sei in der Industrie noch immer sehr gut, aber der Ausblick auf die kommenden Monate bereite Sorge. Auch die Exporterwartungen seien zwar gesunken, blieben jedoch auf einem guten Niveau. Viele Betriebe versuchen inzwischen, die Nachfrage aus dem Fertigteillagern zu bedienen. „Die Folge: Die Lager in der Industrie sind de facto leergefegt“, sagte der Ifo-Experte.

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