Der teure Kauf auf Pump
Neue Möbel, neues Auto, neuer Fernseher. Der Wunsch ist groß, der Betrag auf dem Konto klein. Nicht selten muss zur Wunscherfüllung ein Teilzahlungsgeschäft oder ein Konsumkredit her. Und nicht selten heißt das: hohe Zinsen.
Gerade bei Teilzahlungsgeschäften muss oft tief in die Tasche gegriffen werden. „Die gibt es seit jeher, und seit jeher sind sie teuer“, erklärt Christian Prantner, Finanzexperte der Arbeiterkammer (AK).
Zinsen bis 21,7 Prozent
Und zwar richtig teuer: Da kostet die neue Waschmaschine gleich mal statt ursprünglich 440,88 Euro 641,76 Euro – in 48 Raten zu 13,37 Euro im Monat. „Die Durchsicht der klassischen Teilzahlungsgeschäfte bei Universal, Otto, Neckermann und Quelle hat gezeigt, dass die Zinsen unverändert hoch sind – nämlich bei 21,7 Prozent effektiv“, erklärt Prantner.
Was die klassischen Konsumkredite bei Banken angeht, ist das Angebot weitaus komplexer. Die Produktpalette ist breit, und das gilt auch für die Konditionen. Ein Grund für hohe Zinsen ist das Fehlen von Wettbewerb. „Bei Wohnkrediten gab es in den vergangenen Jahren einen heftigen Wettbewerb. Konsumkredite hingegen waren nie Gegenstand von Wettbewerb. Die Banken haben jetzt auch die Konsumkreditzinsen mit dem Ansteigen der Marktzinsen sofort angehoben.“
- Vergleiche lohnen sich – nicht gleich das erste Angebot unterschreiben!
- Überprüfen, ob die Anschaffung wirklich notwendig ist, oder noch ein bisschen warten kann. So können Zinszahlungen umgangen werden.
- Ausgaben im Auge behalten. Braucht es jede Mitgliedschaft? Wer hier aussortiert, kann für mehr Liquidität und bessere Bonität sorgen.
Großes Online-Angebot
Spätestens seit Online-Player wie ING Diba in den Markt eingetreten sind, gebe es ein breites Angebot an online abzuschließenden Krediten. Diese vergleicht die AK in ihrem Bankenrechner. Demnach liegt bei bester Bonität das günstigste Angebot bei einem effektiven Zinssatz von 4,5 Prozent, das teuerste bei über 11 Prozent.
Bei lediglich ausreichender Bonität beginnt das Angebot bei 6,9 Prozent effektiv – und endet bei 13 Prozent. Wer sich also einen Kredit über 10.000 Euro bei ausreichender Bonität aufnimmt, zahlt inklusive Zinsen zwischen 11.851 und 13.432 Euro.
Dazu können aber Nebenkosten wie Kontospesen, Bearbeitungsgebühr und Kreditversicherungen kommen. Allein die Bearbeitungsgebühr kann mit 200 oder 400 Euro zu Buche schlagen.
Vergleiche sind daher sinnvoll, aber: „Bankkundinnen und -Kunden sind bei Konsumkrediten sehr bankloyal. Das gibt es bei Hypothekarkrediten nicht, da wird viel mehr verglichen.“ Prantners Rat: „Nicht gleich das erstbeste Angebot unterschreiben.“
Kein „Run“
Dass das Gesamtvolumen an Konsumkrediten in den vergangenen Monaten wegen der hohen Inflation gestiegen ist – wie vielfach berichtet –, kann Franz Rudorfer, Bankensprecher in der Wirtschaftskammer Österreich, nicht bestätigen. „Dieser Wert oszilliert immer rund um 17 Milliarden Euro.“ Das zeigen Daten der OeNB (siehe Infobox). „Zwischen April 2022 und April 2023 gab es ein Plus von 0,4 Prozent“, so Rudorfer. „Im Euroraum war es ein Anstieg von 2,9 Prozent.“
Beliebte Überziehung
Wer finanzielle Engpässe hat, greift kurzfristig oft zu anderen Mitteln. „Ansonsten nutzen die Menschen sehr gern die Überziehungsmöglichkeit ihres Kontos“, betonten Prantner wie auch Rudorfer. 30 bis 40 Prozent der Kontoinhaberinnen und -inhaber würden immer wieder für kleine Beträge das Konto überziehen, so Prantner. Dabei geht es vorrangig um kleinere Beträge von einigen Hundert oder auch 1.000 bis 2.000 Euro. Dauert die Überziehung aber einige Monate, ist ein Konsumkredit jedenfalls die bessere Wahl.
Zur Einordnung: Im Dezember 2020 lag das Volumen der für Konsumzwecke vergebenen Kredite bei 16,7 Milliarden Euro. Im Dezember 2022 waren es 17,2 Milliarden Euro. Aktuell (Stand April 2023) sind es 16,9 Milliarden Euro.
Dass Konsumkredite mit hohen Zinsen einhergehen, ist für Rudorfer keine Überraschung. „Entscheidend ist auch die Bonität. Immerhin gibt es bei Konsumkrediten keine hypothekarischen Sicherheiten. Die Gefahr, dass die Bank nicht das gesamte Geld zurückbekommt, ist größer.“ Zinssätze ab 4,5 Prozent bei bester Bonität hält er aber für „ein günstiges Angebot.“ Für Vergleiche sei der Bankenrechner da. „Dieser wurde mit uns entworfen.“
Vor der Kreditvergabe wird genau geprüft, welche Belastungen eine Person hat. Das ist zum einen Vorschrift, zum anderen im Eigeninteresse der Bank. Rudorfer: „Niemand hat etwas davon, wenn ein Kredit gegeben wird, der schnell zum Problem wird.“ Deswegen werden Ausgaben für Wohnsituation, Unterhaltspflichten, Mitgliedschaften etc. geprüft. Ausschlaggebend ist außerdem ein geregeltes Einkommen über eine gewisse Zeitspanne hinweg.
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