Der Pfingsturlaub in Österreich ist gerettet
Am 29. Mai, pünktlich zum Pfingstwochenende, dürfen heimische Campingplätze, Ferienwohnungen und Hotels wieder ihre Pforten öffnen. Ob dieser Termin zu früh oder zu spät ist, hängt ganz davon ab, wen man fragt.
Viele Saisonbetriebe hatten ohnehin nicht vor, früher zu öffnen. „Doch vor allem im Osten des Landes und in den Städten hätten viele sicher früher aufsperren wollen“, sagt Susanne Kraus-Winkler, Obfrau der Bundessparte Hotellerie in der Wirtschaftskammer. Schließlich ist dort der Anteil an Inlandsgästen groß und damit auch die Aussicht auf eine halbwegs gute Auslastung.
In der Sommersaison wollen heimische Beherbergungsbetriebe österreichweit knapp 1,1 Millionen Gästebetten vermieten, doch wie das in Zeiten der Reisebeschränkungen funktionieren soll, ist vielen noch ein Rätsel. In Tirol, jenem Bundesland, das für ein Drittel aller Gästenächtigungen in Österreich (zuletzt 150 Millionen) verantwortlich ist, kommen traditionell die meisten Urlauber aus dem Ausland, 55 Prozent aus Deutschland.
Die Deutschen galten über Jahrzehnte hinweg als Reiseweltmeister, nicht nur in Österreich. Doch zuletzt mussten sie diesen Titel an die Chinesen abgeben, die dank einer aufstrebenden Mittelschicht immer mehr Auslandsreisen unternehmen. Österreich wird aufgrund gestrichener Flugverbindungen und diverser Reisebeschränkungen heuer aber wenig davon haben. Das trifft in erster Linie die Städte Wien, Salzburg, aber auch Innsbruck oder Wattens (Swarovski Kristallwelten) sowie Hallstatt, die auf asiatischen Europa-Touren zu den „Places to be“ zählen.
Die Wintersaison hat jedenfalls nach einem extrem guten Start „eine Vollbremsung hingelegt“, wie auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger sagt. Laut Statistik Austria lagen die Nächtigungszahlen im März um 59 Prozent unter jenen des Vorjahresmonats. In der Gesamtsaison (November bis März) ergibt sich so ein Minus von 7 Prozent.
Ungeklärte Saunaregeln
Und zur anlaufenden Sommersaison sind noch viele Fragen offen. Etwa, unter welchen Bedingungen Wellnessbereiche und Frühstücksbuffets wieder aufsperren dürfen. „Wir brauchen diese Infos, um ein Produkt verkaufen zu können“, sagt Kraus-Winkler. Schließlich wollen Gäste wissen, ob sie die Saunalandschaft benutzen und sich am reichhaltigen Frühstücksbuffet bedienen dürfen. Das wiederum beeinflusst die Personalplanung in den Betrieben. Werden Buffets verboten, muss das Essen an den Tisch gebracht und mehr Personal eingestellt werden. Details zu den Regeln für die kommende Sommersaison will Ministerin Köstinger heute, Mittwoch, präsentieren.
Auch in Großbritannien ist derzeit die gesamte Hotel- und Tourismusbranche stillgelegt – und die erwirtschaftet immerhin mit 36 Millionen Besuchern 11 Prozent des BIP. Der in Großbritannien sehr starke Inlandstourismus ist damit ebenfalls eingestellt. Londons Sehenswürdigkeiten sind verwaist. Über Reisende aus dem Ausland will die Regierung noch diese Woche eine 14-tägige Quarantäne verhängen. Ob all diese Sperren noch vor dem Sommer zumindest gelockert werden, ist unklar
Der türkische Tourismus hat sich erst in den letzten zwei Jahren nach einer großen Krise allmählich erholt. Mit 45 Millionen Touristen pro Jahr erzielt man beachtliche 12 Prozent des BIP. Derzeit setzt man für den kommenden Sommer vor allem auf Inlandstouristen, viele Türken haben ja ein Sommerhaus an der Küste. Auch die Hoffnung auf internationale Gäste hat man noch nicht ganz aufgegeben. So erwägt man die Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen ab Juni aufzuheben, so dass Touristen einreisen können.
Die Regierung in Madrid bereitet sich intern auf einen Sommer weitgehend ohne ausländische Touristen vor – oder zumindest unter massiven Einschränkungen, am Strand, in Bars etc. Hotels sind derzeit landesweit geschlossen und es ist unklar, wann sie wieder aufsperren. Ein schwerer Schlag für das Land, das mit zuletzt 83 Millionen ausländischen Touristen fast 15 Prozent seines BIP erzielt hat. Man hofft auf heimische Touristen, schließlich können die Spanier wegen der Grenzsperren voraussichtlich nicht ins Ausland fahren.
Die Pandemie hat vor allem Norditalien hart getroffen. In den verschiedenen Regionen wird dementsprechend an unterschiedlichen Lösungsansätzen und Projekten gearbeitet, um die gesundheitlichen Sicherheitsmaßnahmen gewährleisten zu können (z.B. kontingentierter Strandzutritt, Reduzierung der Liegen/Sonnenschirme). Die Gemeinden wollen Restaurants und Bars (ab 1. Juni offen) mehr Platz im Freien anbieten. Wie es um die Reisefreiheit im Sommer aussieht, ist unklar. Der Focus liegt auf heimischen Gästen. 2019 zählte Italien 434 Mio. Nächtigungen (BIP-Anteil 13,2 Prozent).
Die Pandemie hat Frankreich fest im Griff, zurzeit kann die Regierung den Franzosen für den Sommer nicht einmal volle Reisefreiheit im eigenen Land versprechen. Aber die Hoffnungen der Wirtschaft liegen klar auf dem Inlandstourismus: Französische Urlauber gaben in der Heimat im vergangenen Juli und August 41,5 Milliarden Euro aus. In der gleichen Zeit flossen 13,9 Mrd. Euro durch ausländische Gäste in das (nach Ankünften gerechnet) meistbesuchte Urlaubsland der Welt. Im Auslandsurlaub ließen die Franzosen im Sommer 2019 hingegen 10,5 Mrd. Euro. Dieses Geld, so hofft die Regierung, soll heuer ebenfalls im Land bleiben. Zwei Millionen Jobs hängen direkt oder indirekt in Frankreich am Tourismus (BIP-Anteil 7,2 Prozent).
Das beliebte Urlaubsland ist dank früh gesetzter strenger Anti-Corona-Maßnahmen weitgehend vom Virus verschont geblieben. Deshalb hofft Griechenland heuer sogar auf mehr Urlauber. Der Tourismus ist essenziell für das Land (119 Mio. Nächtigungen, BIP-Anteil 21 Prozent). Derzeit ist die Einreise zu touristischen Zwecken noch nicht möglich, für das Sommergeschäft sollte es nach Einschätzung von Athen aber wieder soweit sein. Laut dem Minister für Wirtschaftsentwicklung und Investitionen arbeiteten bereits viele Reiseveranstalter daran, Touristen ins Land zu bringen.
Während das Auswärtige Amt vorerst noch die Erwartungen an Urlaub im Ausland dämpft, ist der Tourismus-Beauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), etwas optimistischer, was Ferien in Deutschland betrifft. „Ich glaube, dass ein Urlaub eher regional dieses Jahr möglich sein wird“, sagte er kürzlich. Zudem könne die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen hier besser garantiert werden. Und die Bürger würden der heimischen Branche wieder auf die Beine helfen, heißt es. 2019 nächtigten laut Eurostat 436 Millionen in- und ausländischer Gäste in Deutschland, der Tourismus macht 4,5 Prozent des deutschen BIPs aus.
Am Montag kündigte der Tourismusminister von Kroatien Gari Cappelli an, die Grenzen für einen "kontrollierten“ Tourismus zu öffnen, und zwar bilateral für die wichtigsten Märkte Kroatiens (91 Mio. Nächtigungen im Vorjahr, BIP-Anteil 24,9 Prozent), darunter auch Österreich. Ein erstes Telefonat zwischen Premier Andrej Plenković und Kanzler Sebastian Kurz gab es in der Vorwoche. Ein fixes Datum für die Grenzöffnung nannte Cappelli noch nicht, Ende Mai wolle man aber die Details präsentieren, das letzte Wort hätten dann die Epidemiologen. Schon jetzt können Menschen, die das mit ihrem Beruf begründen können, unter bestimmten Bedingungen (Antrag ihrer Firma in Kroatien!) nach Kroatien einreisen.
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