Der Kampf um den Platz am Wasser

Die Preise für Seegrundstücke haben sich in zehn Jahren mehr als verdoppelt.
Seegrundstücke stehen in Österreich selten zum Verkauf, die Nachfrage danach ist groß.

Der Verkauf des Seegrundstücks des verstorbenen austroamerikanischen Milliardärs Gerhard Andlinger am Attersee hat in der Immobilienbranche Wellen geschlagen. Das 29.000 Quadratmeter große Grundstück in Burgau wechselte für 18 Millionen Euro den Besitzer. Mit rund 620 Euro pro Quadratmeter liegt dieser Deal allerdings noch nicht im obersten Preissegment.

Die teuersten Seegrundstücke können mehr als zehnmal so viel pro Quadratmeter kosten, sagt Günther Seidl, Geschäftsführer von Seidl Immobilien. "Das liegt an Kriterien wie der Uferlänge, der Bebauung oder ob es ein Bootshaus gibt." Kleinere Grundstücke seien generell teurer als große, da es dafür mehr Nachfrage gebe. "Viele wollen die Liegenschaft nur zum Baden kaufen", sagt der Immobilien-Experte.

Große Ausreißer

Am Wörthersee gebe es zum Beispiel jährlich zwischen vier und zehn Transaktionen. Der teuerste Kauf im vergangenen Jahr belief sich auf 12,5 Millionen Euro für knapp 4000 Quadratmeter – was 3125 Euro pro Quadratmeter entspricht. Spitzenpreise liegen laut Seidl bei rund 4000 Euro. Der bisher höchste Preis, der ihm unterkommen ist, lag bei 7000 Euro pro Quadratmeter. Dabei handelte es sich allerdings um ein 100 Quadratmeter kleines Grundstück am Wörthersee, das als Badegrund genutzt wurde. "Das ist aber ein absoluter Ausreißer", relativiert Seidl.

In den vergangenen zehn Jahren sind die Preise an Österreichs Seen um 100 bis 150 Prozent gestiegen. Seegrundstückspreise lassen sich damit mit teuren Lagen in Kitzbühel oder im Wiener Nobelbezirk Döbling vergleichen. Die Käufer sind zu drei Vierteln Österreicher und zu 15 Prozent Deutsche, der Rest ist internationales Publikum aus anderen Ländern.

Wer nicht so viel Geld für ein Seegrundstück ausgeben will oder kann, wird am Neusiedler See fündig, allerdings ziehen auch hier die Preise an. Der See ist wegen seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen den Ballungszentren Wien und Bratislava und der Nähe zum Flughafen Wien beliebt, sagt Christian Rittsteuer, Geschäftsführer von Seereal Immobilien.

Wenig Angebot

Während das Süd-West-Ufer verschlafen sei, habe sich der Norden in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Zahlt man in der Umgebung von Rust Preise von rund 300 Euro pro Quadratmeter, so geht in Neusiedl mittlerweile unter 700 Euro nichts mehr. "Die Anzahl der Transaktionen ist überschaubar", sagt Rittsteuer. Ein großer Teil des Seeufers sei Naturschutzgebiet.

Wie umkämpft Seegrundstücke sind, zeigt derzeit das Beispiel am Hafnersee. Das Land Kärnten will ein 140.000 Quadratmeter großes Grundstück um 1,4 Millionen Euro verkaufen, die betroffene Gemeinde wehrt sich mit Händen und Füßen. Sie fürchtet, dass ein Hotel errichtet und der Zugang zum See abgeriegelt werden könnte.

Für Aufsehen sorgten auch die Pläne für das Seebad Breitenbrunn am Neusiedler See. Der Eigentümer, die Esterházy-Betriebe, hat den Pachtvertrag mit der Gemeinde nicht verlängert und stattdessen einen Masterplan für eine gehobenere Nutzung vorgelegt. Außer dem Yachtclub, der Einschränkungen befürchtet, sollen sich aber alle anderen Betroffenen inzwischen für das Projekt erwärmt haben.

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