Der Großglockner als Wirtschaftsfaktor

Der Großglockner als Wirtschaftsfaktor
Die Hochalpenstraße ist in der Top-Liga der heimischen Sehenswürdigkeiten angekommen.

Die schönste Straße der Welt wollte er bauen. 43 Bergstraßen in ganz Europa hat der österreichische Hoch- und Tiefbauingenieur Franz Wallack besucht, um sie zu studieren, ehe er sich an die Planung der Großglockner Hochalpenstraße machte. Nach fünf Jahren Bauzeit war es vollbracht. Mit 48 Kilometern Länge – davon genau 24 in Salzburg und 24 in Kärnten –, 36 Kehren und zehn Kilometern Scheitelstrecke auf 2400 bis 2500 Metern Seehöhe zählt sie zu den längsten und höchsten Bergstraßen der Welt. In den Alpen gilt sie als konkurrenzlos.

Der Parkplatz auf der Edelweißspitze ist mit 2571 Metern die höchste befahrbare Bergspitze der Welt, es gibt nur wenige Passstraßen in den Alpen, die noch höher sind. „Wallack wollte, anders als die Serpentinenstraßen in der Schweiz, die Straße in die Naturlandschaft einbetten und Einblicke in die Bergwelt ermöglichen. Das ist einmalig“, sagt Johannes Hörl, Vorstand der Großglockner Hochalpenstraßen AG.

Eröffnet wurde sie am 1. August 1935, seither wurden 65 Millionen Besucher gezählt. Im Jahr 2017 waren es rund 900.000. Damit liegt das nationale Monument unter den Top-5 der am häufigsten besuchten heimischen Sehenswürdigkeiten und spielt in einer Liga mit dem Schloss und Tiergarten Schönbrunn, Schloss Belvedere, Kunsthistorischem Museum und der Festung Hohensalzburg. Und das, obwohl die Hochalpenstraße nur sechs und nicht zwölf Monate im Jahr offen hat.

Raues Klima

Der Infrastrukturbetrieb ist mit herkömmlichen nicht zu vergleichen, die Bedingungen im hochalpinen Gebirge sind brutal. 14 bis 18 Meter hohe Schneewände müssen zur Saisoneröffnung beseitigt werden. Früher arbeiteten 350 Leute ab Anfang April eineinhalb Monate daran. Heute sind es 20, sie brauchen dank der ebenfalls von Wallack konstruierten Rotationspflüge „nur“ zwei Wochen. Der Schnee muss 40 Meter zu Seite geschleudert werden, denn noch im Juli oder im August kann es schneien oder zu Schneeverwehungen kommen. In Summe werden 800.000 Kubikmeter Schnee bewegt. Würde man einen Containerzug damit beladen, hätte er die Länge der Strecke WienSalzburg.

Die gesamte Infrastruktur besteht neben der Fahrbahn aus 130 Hoch- und Kunstbauten, die laufend instand gehalten werden müssen. Steinschläge, Lawinen und Muren nehmen zu, weil die Permafrostgrenze immer weiter nach oben steigt. Das macht die Aufgaben noch schwieriger. „Wir brauchen die besten Leute, bei der Arbeit im Hochgebirge geht es um Leben und Tod“, sagt Hörl. Knapp 100 Leute werden beschäftigt, neben Shop- und Kassen-Personal sind das Sprengmeister, Lawinenexperten, Maurer und speziell geschulte Streckendienstmitarbeiter. „Die Pflüge darf man erst lenken, wenn man ein paar Jahre im Unternehmen ist“, sagt Hörl.

185.000 Autos

Die Fahrbahn will ordentlich geräumt und gepflegt sein, denn jährlich fahren 185.000 Pkw, 85.000 Motorräder und 6000 Busse über die Bergstraße. Ein Viertel der Besucher sind Österreicher, 40 Prozent Deutsche und sieben Prozent Niederländer. Auch Gäste aus Italien, den Benelux-Ländern, aus Großbritannien, Tschechien und jüngst auch zunehmend aus dem arabischen Raum und aus Asien sind darunter. 20 Museen und Ausstellungen, 25 Lehrwege und zehn Shops können besucht werden.

In den vergangenen zehn Jahren wurden 26,5 Millionen Euro investiert, neben der Fahrbahn auch in ein Parkhaus mit Fotovoltaikanlage auf der Franz-Josefs-Höhe und in das Wasserfallzentrum Krimml. Letzteres gehört genauso wie die Gerlos-Alpenstraße zur AG. Ohne die beiden Betriebe wäre die Hochalpenstraße finanziell nur schwer überlebensfähig. „Wartung, Betrieb und Erhalt sind im Hochgebirge viel aufwendiger“, so Vorstand Hörl.

Wirtschaftsmotor

Trotz steigender Investitionskosten ist es ihm in den vergangenen acht Jahren gelungen, Umsatz und Profitabilität zu steigern. Seit 2010 legte der Umsatz um 50 Prozent auf rund elf Millionen Euro zu. Der Gewinn stieg von null auf rund 1,5 Millionen Euro – und das ohne jegliche Subventionen. Hörl hat inzwischen einen Bilanzgewinn von vier Millionen Euro aufgebaut – ein Naturereignis kann jederzeit aus heiterem Himmel kommen und Schäden in Millionenhöhe anrichten.

Für die Region ist die Großglockner Hochalpenstraße ein Wirtschaftsmotor. In den vergangenen zehn Jahren wurden 10.000 Aufträge, viele zwischen 0,5 und 1,5 Millionen Euro, an regionale Unternehmen aus Salzburg, Kärnten und Osttirol, zum Großteil Klein- und Mittelbetriebe, vergeben.

2018 läuft bisher gut, wenn das Wetter noch zwei Wochen hält, sollte das Vorjahresergebnis wieder erreicht werden. Spannend wird es für Hörl im Winter, spätestens im Juli nächsten Jahres: Da wird die UNESCO entscheiden, ob die Großglockner Hochalpenstraße in das UNESCO-Welterbe aufgenommen wird. Ein 600-seitiges Dossier wurde bereits eingereicht und wird derzeit geprüft. Die Chancen sollen nicht schlecht stehen.

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