Der große Frust: Jeder vierte Beschäftigte will Job wechseln

Fired Office Worker.
Noch nie haben so viele Menschen über eine berufliche Veränderung nachgedacht, zeigt der aktuelle Arbeitsklima-Index. Grund dafür ist nicht nur die Pandemie.

Nach Ende der Pandemie droht einigen Branchen ein größerer Personalexodus. Laut aktuellem Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich will ein Viertel der Beschäftigten in eine andere Firma oder in eine andere Branche wechseln - so viele wie überhaupt noch nie.

Ganz besonders betroffen sind die systemrelevanten Berufen im Gesundheits- und Sozialsektor, die Gastronomie sowie der Handel. Allein im Tourismus - wo es traditionell die größte Fluktuation gibt - wollen sich vier von zehn Arbeitnehmer beruflich verändern.

"The Great Resignation"

Die Gründe für die zunehmende Wechselwilligkeit ist große Unzufriedenheit bzw. Frust aufgrund von schlechten Arbeitsbedingungen, geringer Wertschätzung und Entlohnung, fehlender Sinnhaftigkeit sowie  psychische wie physische Arbeitsüberlastung durch die Pandemie.  In den USA wird das Phänomen „The Great Resignation“ oder „The Big Ouit“ (zu Deutsch: die große Kündigungswelle) genannt.  

„Viele wollen wechseln, aber viele müssen auch wechseln, weil sie es in ihrem Job nicht länger aushalten“, erläutert Daniel Schönherr vom SORA-Institut. Sagten 2019 noch rund 20 Prozent aller Beschäftigten, dass sie sich durch Zeitdruck in der Arbeit belastet fühlen, so sind es jetzt schon 31 Prozent. „Fast ein Viertel aller Beschäftigten arbeitet nach zwei Jahren Ausnahmezustand unter ständigem Arbeitsdruck“, so Schönherr. 

Aber auch unter den AkademikerInnen sowie älteren Arbeitskräften sei die Wechselbereitschaft so hoch wie noch nie. Freilich bedeutet die Wechselabsicht allein noch nicht, dass auch tatsächlich gekündigt wird. Gerade für ältere Arbeitnehmer sind die Alternativen trotz des Personalmangels nicht so rosig wie für jüngere.

Arbeitgeber gefragt

AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl spricht von „alarmierenden Daten“, die aufzeigen, warum Unternehmen derzeit Probleme haben, ihre Beschäftigten zu halten und neue Mitarbeiter zu finden. „Wenn sie als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden wollen, müssen viele Betriebe umdenken“ sagt   Stangl.  Anstatt über den Fachkräftemangel zu jammen, müssten sie die Arbeitsbedingungen verbessern und faire Löhne bezahlen.

Handelsangestellte „stinksauer“

Kritik übte Stangl an den jüngsten 2-G-Kontrollen im Handel, die die Regierung  an das schwächste Glied, nämlich die Angestellten delegiert habe. „Es war sehr befremdlich und völlig weltfremd,dass die Verkäufer  ihre Kunden kontrollieren mussten“.

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