Negativ-Ausreißer von Autobahn-Tankstellen mit Preisen von knapp unter 2,50 Euro pro Liter machen seither Schlagzeilen. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine lag das Dieselpreis-Niveau bei rund 1,50 Euro.
Auf preissenkende Maßnahmen, etwa durch das Eingreifen der Bundesregierung bei der Mineralölsteuer, warten Autofahrer und ihre Interessensvertreter bisher vergeblich. Andere Länder, wie Italien, haben Österreich da etwas voraus.
Rom hat schon im Frühjahr die Steuern auf Mineralölprodukte gesenkt. Diese Maßnahme wurde in Italien zuletzt bis 18. November verlängert und erspart beim Tanken rund 30 Cent pro Liter.
Hierzulande kann ÖAMTC-Experte Martin Grasslober keine Entwarnung geben – auch nicht beim Dauerärgernis Dieselpreis, der schon längere Zeit teurer als Superbenzin ist. Warum das so ist, darüber streiten selbst die Experten. Einmal wird das geringere Diesel-Angebot genannt, dann, dass schlicht Abzocke mit im Spiel sei.
Einen großen Einfluss auf die Preisbildung haben offenbar nicht nur der zuletzt wieder leicht gestiegene Rohölpreis und höhere Raffineriemargen, sondern auch spezielle Preisinformationsdienstleister wie „Platts“ mit Sitz in London. Sie errechnen für die Branche Preisindizes für ganz Europa, an denen sich die Käufer wie Verkäufer auf Großhandelsebene orientieren.
Und bei Platts wurde schon im Sommer – das legen Recherchen des deutschen NDR nahe – das Verschwinden russischen Diesels vom Markt eingepreist, obwohl das EU-Embargo erst 2023 in Kraft tritt. Dadurch sei es zu einem kräftigen – schwer nachvollziehbaren – Preisschub beim Endverbraucher gekommen.
Grasslober: „Es braucht eine rigorose Untersuchung dieser Informationsanbieter und ihrer Auswirkung auf den Endverbraucher durch die europäischen Wettbewerbsbehörden. Denn es kann nicht sein, dass Märkte, auf denen nur ein Bruchteil des europäischen Verbrauchs gehandelt wird, die Preise für ganz Europa dermaßen nach oben treiben können.“
Zur Entlastung der Autofahrer fordert der ÖAMTC-Mann neben der Senkung der Mineralölsteuer eine Erhöhung des Kilometergeldes. Beim Pkw-Index, eine Detailauswertung bei der Inflationsberechnung, sehe man, dass statt der 42 Cent pro Kilometer schon 60 Cent gerechtfertigt wären.
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