Der Ausblick ist besser als die Stimmung

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria
Konjunktur: Warum Österreich beim Wachstum gegenüber Deutschland wirklich zurückfällt.

Die Österreicher machen ihrem Schwarzmaler-Image alle Ehre. Nirgendwo in Europa sei die Stimmung der Konsumenten so schlecht, sagen die Ökonomen der Bank Austria. Und liefern gleich die Erklärung mit – anhand eines Vergleichs mit Deutschland. Die heimischen Konsumenten haben demnach weniger Geld im Börsel als die Nachbarn. Die Deutschen können sich sogar noch etwas auf die Seite legen, die Österreicher müssen hingegen ihre Ersparnisse anzapfen, um den Lebensstandard zu halten.

Anders als oft vermutet sind daran aber nicht zu schwache Lohnabschlüsse schuld. Die Pro-Kopf-Bruttolöhne sind nämlich seit 2012 sogar stärker gewachsen als in Deutschland. Dafür fressen allerdings rascher steigende Steuern und Abgaben sowie die höhere Inflation die Zuwächse auf. Was unterm Strich heißt: Die tatsächlich verfügbaren Einkommen sind in Österreich um 0,5 Prozent gesunken, in Deutschland um 0,8 Prozent gewachsen. Das erklärt, warum bei den Nachbarn mehr konsumiert wird. Und wohl auch die schlechte Laune bei uns.

Steuerreform

Die gute Nachricht lautet: Die Aussichten für Österreichs Wirtschaft sind deutlich besser, als die katastrophale Stimmung vermuten ließe. Die Steuerreform, die ab 2016 in Kraft tritt, sollte den stagnierenden privaten Konsum anschieben. Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer verspricht sich davon eine Konjunkturbelebung um 0,4 Prozent. Auch die Industrie sei "klar auf Wachstumskurs", sagt Kollege Walter Pudschedl. Bei der hauseigenen Einkaufsmanager-Umfrage stünden die Vorzeichen seit acht Monaten durchgehend auf Wachstum.

Der Ausblick ist besser als die Stimmung
Was auch das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) bestätigt: Nach jüngsten Zahlen wuchs die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt, aber in Österreich steigt, hat zwei Gründe: Hierzulande drängen mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt, Ausländer und Inländer in etwa in gleichem Ausmaß. Und es werden zwar neue Jobs geschaffen, aber zu wenige. Und weniger als in Deutschland.

Niedrigzins hilft Berlin

Einen verblüffenden Unterschied sieht Bruckbauer auch bei der Art der Budgetsanierung: Beide Länder haben ihr (strukturelles) Defizit von 2012 bis 2015 um einen Prozentpunkt verbessert. Das Finanzministerium in Berlin musste dafür aber weder an der Steuerschraube drehen noch Ausgaben kürzen. Die lockere EZB-Geldpolitik macht’s möglich: Die niedrigeren Zinskosten für den Staat haben völlig gereicht.

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