Das Tief von Meta
Doch der Reihe nach. Für Laien war wohl der Einbruch der Aktie des Facebook-Mutterkonzerns Meta in der nahen Vergangenheit das prägnanteste Tech-Ereignis. Anfang Februar verlor die Meta-Aktie ja innerhalb eines Tages rund ein Viertel ihres Werts – 220 Mrd. Dollar an Börsenwert lösten sich da in Luft auf, ein Rekord.
Dass Meta dieses Tief überwindet, dafür stünden die Indizien „nicht so schlecht“, sagt Jan Beckers, Gründer und Fondsmanager beim Berliner Asset Manager BIT Capital, unter anderem deswegen: „Meta hat schon häufig erfolgreich tiefgreifende Produktänderungen vorgenommen – beispielsweise die Einführung der sogenannten ‚Stories‘ als Antwort auf die Erfolge von Konkurrent Snapchat.“
Social Media wie Nightclubs
Er selbst ist aber bei Social Media skeptisch, in Meta sei man nicht investiert. „Die Dynamik ist viel höher als bei einer Technologie, an die niemand so schnell herankommt, wie etwa bei Google. Soziale Netzwerke funktionieren vereinfacht und bildlich gesprochen ein bisschen wie Nightclubs. Du bist drin, aber irgendwann vielleicht auch deine Eltern, und dann brauchst du einen neuen.“
Abseits von den großen Tech-Titeln wie Apple, Amazon und Co., die ja trotz des Meta-Einbruchs in Summe nach wie vor gut performen, ist aber noch viel mehr passiert. „Wir haben den mit Abstand größten Abverkauf von Tech-Aktien seit 2000 gesehen – abgesehen von den ganz großen Tech-Unternehmen.“ Deswegen findet Beckers die viel diskutierte Frage danach, wann die Tech-Blase denn nun platzt, „überraschend, denn: Das war schon da.“ Viele Unternehmen haben bis zu 80 Prozent ihrer Marktkapitalisierung verloren, aber eben in der 2., 3., 4. und 5. Reihe hinter den großen Tech-Titeln. „Die Nasdaq ist um etwa 20 Prozent hinten, aber man sieht es nicht, weil sie getragen wird von Amazon, Alphabet und Co.“
Im Jahr 2021 hat die Nasdaq 100, in der sich die 100 Aktien von Nicht-FinanzUnternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung befinden, um 21 Prozent zugelegt. Ganz anders sieht die Sache aber aus, wenn man die Nasdaq 100 ohne die sieben größten Titel betrachtet: Da hätte der Technologie-Index um sieben Prozent im Gesamtjahr 2021 verloren.
Dabei hätten die Tech-Unternehmen, die so massiv verloren haben, „operativ zum Teil wahnsinnig gute Ergebnisse erzielt“. Ein Beispiel: die Kreditplattform Upstart. Mitte Oktober lag der Preis einer Aktie von Upstart bei rund 383 US-Dollar, aktuell bei etwas mehr als 100 Dollar.
Die Gründe
Warum das so ist? Ein kleiner Teil davon sei rational gut begründet, meint Beckers – höhere Zinserwartungen, weswegen die Kurse zukunftsgerichteter werden sollten. Und: „Der Höhepunkt vieler Tech-Titel war im Februar 2021. Dann kam etwas Zinsangst dazu, und außerdem die Sorge: Nehmen die Wachstumsraten nach der Corona-Pandemie für Tech-Titel ab?“, erklärt Beckers. Zum Teil sei diese Sorge auch berechtigt. „Das führte dazu, dass die Kurse im Jahresvergleich ganz langsam erodiert sind. Im November lagen sie bei vielen Unternehmen 20 bis 30 Prozent unter denen vom Februar.“ Dann kam das Zinsthema massiv auf – und der Abverkauf „von schnell wachsenden Unternehmen“ ging so richtig los.
Zeitpunkt der Erholung
Aufgefallen ist das, abgesehen von Insidern, den wenigsten. Weil nur die Großen im Fokus stehen. „Apple, Amazon und Co. haben bei Anlegern einen Status erreicht, wie ihn früher gerade in unsicheren Zeiten die Staatsanleihen hatten“, so Beckers.
Für die Zukunft sieht er eine starke Erholung der Tech-Titel, die so stark verloren haben. Der Zeitpunkt hängt vom Ende des Ukraine-Krieges ab. „Wenn das Kriegsende absehbar wird, werden die Märkte wahrscheinlich nach oben schnellen.“
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