Facebook tritt auf der Stelle, die Aktie stürzt ab

FILE PHOTO: FILE PHOTO: Facebook Chairman and CEO Zuckerberg testifies at a House Financial Services Committee hearing in Washington
Der Social-Media-Gigant generiert aktuell kaum mehr neue Nutzer. Zuckerberg macht die Konkurrenz verantwortlich

Facebook hat im vergangenen Quartal erstmals kaum neue Nutzer dazugewonnen. Die Zahl täglich aktiver Mitglieder sank sogar binnen drei Monaten um rund eine Million. Bei monatlicher Aktivität gab es ein für Facebook-Verhältnisse mageres Plus von zwei Millionen. Zusammen mit der Enttäuschung über die Umsatzprognose für das laufende Quartal trieben die Zahlen Anleger in die Flucht: Die Aktie des Dachkonzerns Meta verlor im nachbörslichen Handel am Donnerstag fast 26 Prozent.

Meta, der Mutterkonzern des Social-Media-Giganten Facebook hat laut Bloomberg das größte Minus eingefahren, das ein US-Unternehmen je hinnehmen musste. Der Konzern Meta hat am Donnerstag rund ein Viertel seines Werts eingebüßt. Konkret haben sich 220 Milliarden Dollar (rund 194 Milliarden Euro) Börsenwert sozusagen in Luft aufgelöst.

Die Aktie brach kurz vor Börsenschluss in New York um fast 26 Prozent ein.  Das Unternehmen war dann „nur“  noch  rund 670 Milliarden Dollar wert.


Grund für den extremen Crash: Das größte Online-Netzwerk  der Welt, Facebook, hat im abgelaufenen Quartal erstmals kaum neue täglich aktive Nutzerinnen und Nutzer dazugewonnen. Konkret sankt deren Zahl binnen drei Monaten um rund eine Million.  Auch die Umsatzprognose für das laufende Quartal enttäuschte.


Facebook-Gründer und Chef Mark Zuckerberg verwies auf die Konkurrenz durch die Video-App Tiktok. „Die Leute haben jede Menge Auswahl, wie sie ihre Zeit verbringen wollen – und Apps wie Tiktok wachsen sehr schnell“, erklärte Zuckerberg in einer Videokonferenz. Man wolle auch selbst künftig noch mehr auf Videos setzen, Facebook hat dazu eine eigene Funktion, „Reels“. Dieser neue Fokus werde aber auf die Erlöse drücken, kündigte Zuckerberg an. Denn: Reels-Anzeigen sind weniger lukrativ als beispielsweise der Platz im Newsfeed.


Zuckerberg sicherte zwar zu, dass Meta das Problem in den Griff bekomme – offenbar glauben ihm die Anlegerinnen und Anleger aber nicht.

Die Gründe

Die Zahl der täglich aktiven Nutzerinnen und Nutzer sank zwar eigentlich „nur“ von 1,93 auf 1,929 Milliarden. Aber: Expertinnen und Experten waren von 1,95 Milliarden ausgegangen. Außerdem war dieser Wert in den vergangenen Quartalen immer noch gestiegen.


Das war es aber noch nicht mit den negativen Vorzeichen für den Meta-Konzern: Das Unternehmen wertet auch aus, wie viele Personen andere zu Meta gehörende Apps wie Whatsapp und Instagram nutzen. Auch hier war das Wachstum mit einem Plus von zehn Millionen auf 2,82 Milliarden ungewöhnlich gering. Im Quartal davor waren es noch plus 50 Millionen.


Der Meta-Konzern selbst hat wieder auf die Maßnahmen eines anderen Giganten verwiesen, die von Apple. Apple hat ja die Maßnahmen für mehr Privatsphäre auf den iPhones verschärft, was das Geschäft von Facebook bereits seit Monaten bremst. App-Anbieter wie Facebook sind seit einigen Monaten verpflichtet, die Nutzerinnen und Nutzer zu fragen, ob das Verhalten quer über verschiedene Websites und Dienste zu Werbezwecken nachverfolgt werden darf. Das lehnen viele ab, Facebook kann die Werbeanzeigen schlechter auf Einzelne zuschneiden. Dies werde laut Meta-Finanzchef Dave Wehner den Konzernumsatz heuer um zehn Milliarden Dollar drücken.

 

 

Der Konzern entwickelte dafür den hauseigenen Tiktok-Konter Reels. Der neue Fokus werde zunächst auf die Erlöse drücken, räumte Zuckerberg ein. Denn Reels-Anzeigen seien weniger lukrativ als etwa der Platz im Newsfeed der Nutzer. Doch das sei der richtige Schritt für die Plattform auf lange Sicht.

Die abrupte Aktivitätsbremse traf alle Bereiche. Ein Rückgang der Zahl täglich aktiver Nutzer von 1,93 auf 1,929 Milliarden mag nicht wie eine große Sache wirken. Aber noch im Vierteljahr davor war der Wert um 22 Millionen gestiegen - und um 30 Millionen im zweiten Quartal 2021. Facebook verfehlte auch die Erwartungen der Analysten, die von 1,95 Milliarden täglich aktiven Nutzern ausgegangen waren.

Der Facebook-Konzern Meta zählt auch, wie viele Nutzer mindestens eine seiner Apps nutzen - dazu gehören unter anderem auch WhatsApp und Instagram. Mit einem Plus von zehn Millionen auf 2,82 Milliarden täglich fiel auch hier das Wachstum ungewöhnlich niedrig aus. Im Vierteljahr davor waren noch 50 Millionen dazugekommen.

Facebook hatte in der Corona-Pandemie die Anleger mit üppigen Wachstumsraten verwöhnt. Auch daher schlug die Prognose von 27 bis 29 Milliarden Dollar (23,9 bis 25,6 Mrad Euro) Umsatz im laufenden Quartal besonders hart ein. Denn sie bedeutet, dass die Erlöse im Jahresvergleich vielleicht nur um dünne drei Prozent wachsen werden.

Der Konzern verwies zur Begründung einmal mehr auf Apples Maßnahmen für mehr Privatsphäre auf dem iPhone, die das Facebook-Geschäft schon seit Monaten bremsen. Meta rechne damit, dass dies den Konzernumsatz in diesem Jahr um zehn Milliarden Dollar drücken werde, sagte Finanzchef Dave Wehner.

App-Anbieter wie Facebook müssen iPhone-Nutzer seit vergangenem Jahr fragen, ob sie zu Werbezwecken ihr Verhalten quer über verschiedene Dienste und Websites nachverfolgen dürfen. Sehr viele iPhone-Kunden lehnten dies ab.

Dadurch kann Facebook schlechter die Anzeigen auf einzelne Nutzer zuschneiden. Das zentrale Geschäftsmodell des Konzerns ist aber, Anzeigen exakt den von Werbekunden gewünschten Zielgruppen zu zeigen. Mit dem Nein der iPhone-Nutzer zum Tracking wurde es für den Konzern schwieriger, sowohl Informationen über Interessen der Nutzer zu sammeln als auch den Erfolg der Werbekampagnen zu messen.

Die Worte des Finanzchefs erweckten zudem den Eindruck, Meta lote eine Beschwerde mit dem Vorwurf unfairen Wettbewerbs aus. Die Einschränkungen seien auf Apps zugeschnitten, während im Webbrowser zum Beispiel Suchmaschinen weiterhin Zugang zu mehr Informationen für die Personalisierung von Werbung hätten, kritisierte Wehner.

"Wir glauben, dass Googles Geschäft mit Suchmaschinen-Anzeigen im Vergleich zu Diensten wie unserer profitiert haben könnte", sagte er. Und die Milliarden, die Apple jedes Jahr von Google bekomme, seien ein Anreiz, diese "Diskrepanz" fortzuführen. Google zahlt dafür, als Standard-Suchmaschine in Apples Webbrowser Safari voreingestellt zu sein. Nutzer können die Suchmaschine jederzeit ändern.

Meta veröffentlichte auch erstmals ausführlichere Zahlen zu seinem Geschäft mit virtueller Realität. Daraus soll mit der Zeit die digitale Welt Metaverse entstehen, in der Zuckerberg die ferne Zukunft des Konzerns sieht. Im vergangenen Quartal legte der Umsatz der Sparte "Reality Labs" im Jahresvergleich von 717 auf 837 Millionen Dollar zu.

Zugleich stieg auch der operative Verlust von rund 2,1 auf 3,3 Milliarden Dollar. Im gesamten vergangenen Jahr häufte die Sparte rote Zahlen von mehr als zehn Milliarden Dollar an, unter anderem für Forschung und Entwicklung. Und Finanzchef Wehner stellte in Aussicht, dass die Ausgaben in diesem Jahr noch weiter steigen werden.

Der Konzernumsatz wuchs unterdessen im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um ein Fünftel auf knapp 33,7 Milliarden Dollar (rund 29,8 Mrd Euro). Unterm Strich sank der Gewinn um acht Prozent auf knapp 10,3 Milliarden Dollar.

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