Demo und Streik im Sozialbereich für bessere Arbeitsbedingungen

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Nach drei Jahren Arbeiten bis zur Erschöpfung wollen die Beschäftigten eine ordentliche Lohn- und Gehaltserhöhung.

Arbeitnehmer im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich machen am heutigen Dienstag Druck in den stockenden Kollektivvertragsverhandlungen für die 130.000 Beschäftigten in der Sozialwirtschaft. Die Gewerkschaften GPA und vida fordern von den Arbeitgebern eine Gehaltserhöhung um 15 Prozent, diese hatte 7,5 geboten. Mit Betriebsversammlungen und einer Demonstration vom Westbahnhof zum Ballhausplatz am Nachmittag wollen die Arbeitnehmer ihre Position untermauern.

Dauerkrise

Um 14.30 Uhr startet ein Demozug vom Christian-Broda-Platz (Wien-Mariahilf). Ziel ist der Ballhausplatz, wo Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA und Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, sprechen werden.

"Nach drei Jahren Dauerkrise inklusive Maske und Schutzausrüstung für die meisten Beschäftigten haben sich die Kolleginnen und Kollegen einen guten Abschluss verdient. Unsere Demonstration gilt den Arbeitgebern gleichermaßen wie dem Finanzminister, der den Trägern die Mittel für eine deutliche Gehaltserhöhung zur Verfügung stellen muss", betonte GPA-Chefverhandlerin Eva Scherz. Ziel für die weiteren Verhandlungen sei ein Abschluss deutlich über der Inflationsrate.

Spürbar werden die gewerkschaftlichen Maßnahmen vor allem in den Wiener Ganztagsvolksschulen: die Nachmittagsbetreuung entfällt wegen Betriebsversammlungen der städtischen Freizeitpädagogen, an Einrichtungen mit verschränktem Angebot endet die Schule um 14 Uhr. Seine Unterstützung für die Freizeitpädagoginnen und -Pädagogen sprach am Dienstag der Katholische Familienverband Wien aus.

Betrieb teils aufrecht

Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen des Samariterbundes Wien im Bereich Wohnen und Soziale Dienste werden von Dienstagmittag bis voraussichtlich 17 Uhr streiken, konkret betrifft das etwa Wohneinrichtungen für ehemals obdachlose Menschen. In sensiblen Bereichen der Branche wie etwa der Pflege soll der Betrieb aber aufrecht bleiben, wurde betont.

Die Unabhängigen Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen der zivilen Bediensteten kritisieren die Gewerkschaft öffentlicher Dienst (GÖD) dafür, dass diese nicht an der Demonstration teilnehmen wird. Das Gehalt von Sozialarbeiterinnen und Sozialbetreuern im Strafvollzug liege im Durchschnitt bei knapp 15 Prozent unter dem Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft (SWÖ). "Diese Fachkräfte verdienen dieselbe Wertschätzung und den Einsatz ihrer Gewerkschaft GÖD bei Gehaltsverhandlungen", heißt es in einer Aussendung.

"Keinen Grund zur Aufregung" sieht indes die Arbeitgeberseite. Man habe sich in den meisten Punkten verständigen können und ein Angebot vorgelegt, dass über dem Metaller-Kollektivvertrag liege, betonte der Geschäftsführer der Sozialwirtschaft Österreich und Verhandlungsführer Walter Marschitz. Die Verhandlungen werden planmäßig am 16. November fortgesetzt. "Bisher haben wir uns immer noch gefunden", blickt er ihnen optimistisch entgegen. Dass die Arbeitnehmer-Forderung nach 15 Prozent plus nicht erfüllbar sei, stehe für die Arbeitgebervertreter jedoch fest.

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