Report: Österreich hat beim Thema Versorgungssicherheit keinen Plan

Britische Wasserversorger im Visier von Hacker*innen
Der Österreichische Infrastrukturreport 2023 zeigt schonungslos auf, wie schlecht Österreich auf Krisen und deren Management vorbereitet ist. Die aktuelle Energie-Krise ist nur eine Baustelle von vielen, denn Versorgungssicherheit ist im Notfall auch in den Bereichen Rohstoffe, medizinische Produkte, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Lebensmittel- und Trinkwasserversorgung nicht gegeben, sagt der Autor des Reports, David Ungar-Klein.
Infrastrukturreport 2023: Kein Plan und keine Strategie
Die Regierung habe überhaupt keinen Plan und keine Strategie, kritisiert Ungar-Klein. Es sei nicht einmal die Frage geklärt, wer für eine gesamtheitliche Versorgungssicherheit zuständig sei. Klimaministerin Leonore Gewessler sei das nicht, sie sei nur für einen Bereich, für Energie, zuständig.

Report plädiert für zentrale Stelle für Wasser- und Lebensmittelversorgung
Es gehe auch nicht nur um die aktuelle Situation, in der Öl und Gas wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine knapp seien. Seit drei Jahren befinde sich die Welt im Krisenmodus, erst sei es Corona gewesen, dann unterbrochene Lieferketten und jetzt die Energiekrise. Deshalb brauche es eine Strategie, um künftig besser darauf reagieren zu können und weniger von anderen bzw. einzelnen Ländern abhängig zu sein. Ungar-Klein führt das Beispiel der Schweiz an, die genau für solche Fälle vorsorgt.
Das Bundesamt für wirtschaftliche Versorgungssicherheit sei so gut organisiert, dass es im Krisenfall auf Knopfdruck wisse, wie viel Kilo Zucker und Kaffee, wie viele Schachteln Aspirin, wie viel Öl, Gas, Lebensmittel und vieles mehr für z.B. die kommenden sechs Monate benötigt würden und könne das auch besorgen.

David Ungar-Klein
Einfache Lösung
Dabei werde kräftig mit der Wirtschaft zusammengearbeitet. Importeure würden für das Speichern sorgen und jeder Konsument ein paar Rappen in einen Fonds einzahlen, der das finanziere. In Österreich könnte man derzeit nicht einmal erheben, wie viel man wovon brauche.
Dabei wäre eine Lösung ganz einfach: Ungar-Klein schwebt ein „Chief Infrastructure Officer“ vor, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Dieser wäre in einem Ministerium installiert und würde sich sektionsübergreifend mit Verantwortlichen in allen anderen relevanten Ministerien absprechen. Ein weiterer Schritt wäre Diversifizierung, um bei wichtigen Gütern und Rohstoffen mehrere Bezugsquellen bzw. -länder zu haben.
Warum Versorgungssicherheit so wichtig ist? Wenn sie nicht gegeben ist, breche Chaos aus, sagt Ungar-Klein. Wenn die Wasserversorgung nicht mehr funktioniere, würden die Menschen auf die Straße gehen. Arzneimittel seien nur mit funktionieren Computersystemen verfügbar. Ein Hackerangriff könnte das lahmlegen. Es gäbe noch viele weitere erschreckende Beispiele.
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