Mega-Investitionen gegen Blackout
Der Ausbau der erneuerbaren Energieträger in Österreich ergibt nur dann Sinn, wenn auch die Stromnetze den neuen Herausforderungen angepasst werden. Wind- und Sonnenergieanlagen produzieren nicht gleichmäßig über den Tag verteilt Energie. Die Einspeisung der Leistungsspitzen der Erneuerbaren ins Netz ist aber nur möglich, wenn die Netzinfrastruktur massiv ausgebaut wird. Sonst droht entweder ein Blackout, oder die Energie der Erneuerbaren kann nicht übertragen werden.
Salzburg
Der österreichische Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) hat laut den beiden Vorständen Gerhard Christiner und Thomas Karall vor, in den nächsten zehn Jahren 2,5 Milliarden Euro zu investieren. Mit zwei Projekten soll noch heuer begonnen werden. Die 380-KV-Leitung in Salzburg wird die Pumpspeicherkraftwerke in Westösterreich mit den Windkraftwerken in Ostösterreich verbinden (siehe Grafik).
Überschüssiger Strom von erneuerbaren Energieträgern wird dazu genutzt, um die Pumpspeicherkraftwerke mit Wasser zu befüllen. Wenn der Stromverbrauch hoch ist, werden die Kraftwerke wieder geleert. Die APG-Chefs Christiner und Karall hoffen, dass es keine weiteren rechtlichen Verzögerungen gibt und dass mit dem Bau der 128 Kilometer langen Leitung im Herbst begonnen werden kann. Die Kosten werden auf 200 Millionen Euro geschätzt.
Weinviertel
Bereits Mitte des Jahres startet der Ersatzneubau der 77 Kilometer langen Weinviertelleitung. Dafür wurden 200 Millionen Euro veranschlagt. Es geht dabei um die Integration der Windkraftwerke aus der Region ins Stromnetz.
Ab 2025 wird zu Verbesserung der Stromversorgung im Raum um Linz eine 43 Kilometer lange Leitung gebaut. Die Kosten betragen rund 300 Millionen Euro.
Stabilisierung
Christiner und Karall verweisen auf die Ausgaben von 10 Millionen Euro monatlich, die derzeit bereits für die Stabilisierung der Netze ausgegeben werden müssen und die nach dem Netzausbau wegfallen.
Allein wegen des Ausbaus der Elektromobilität seien leistungsfähigere Stromnetze notwendig. Derzeit würden in Österreich lediglich 20 Prozent des Gesamtenergieverbrauches durch Strom gedeckt. Dieser Wert werde in den kommenden Jahren wegen des geplanten Ausstiegs aus fossiler Energie ansteigen. Auch aus dieem Grund seien stärkere Stromnetze notwendig. Die derzeitige Netzinfrastruktur beschränke die Energietransporte zu sehr.
Kostenaufteilung
Ein ewiges Streitthema ist die Verteilung der Kosten für den Stromnetzausbau. Ein Teil der Stromproduzenten zahlt zwar für den Ausbau der Infrastruktur, aber einen Großteil der Kosten müssen die Haushalte übernehmen. Etwa ein Drittel der Gesamtausgaben eines Haushalts für Strom entfallen auf die Kosten für die Strominfrastruktur. An der Diskussion über die Verteilung der Infrastrukturkosten auf die Marktteilnehmer wollen sich die beiden APG-Vorstände aber nicht beteiligen.
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