Wie lange es noch bis zum digitalen Euro dauern dürfte
Der Euro, als Bargeld vor 22 Jahren eingeführt, gilt als einer der größten Erfolge in der Geschichte des europäischen Einigungsprozesses. Nun soll ein digitaler Euro die Gemeinschaftswährung im virtuellen Raum ergänzen.
Die Vorarbeiten laufen seit 2020, die Debatte ist unter Notenbankern und Politikern, Experten wie kritischer Öffentlichkeit voll im Gange. Doch zu viele Fragen sind noch unbeantwortet. Und so dürfte es laut Nationalbank-Expertin Petia Niederländer wahrscheinlich 2028 werden, bis der digitale Euro auch tatsächlich eingeführt wird.
- Wofür braucht es überhaupt einen digitalen Euro? Bargeldloses Zahlen ist doch problemlos möglich ...
Das ist die zentrale Frage. Immer mehr Menschen zahlen mit Karte oder per Handy-App und nutzen private Zahlungsdienste zur Begleichung ihrer Rechnungen. Sei es beim Online-Shoppen oder im Geschäft, an der Tankstelle etc.. Doch das funktioniert nicht immer und überall (z. B. im Ausland) und bei jeder Transaktion landen sämtliche Daten bei US-Konzernen.
Der digitale Euro soll diese Probleme nicht mehr kennen. Neben dem Bargeld wird er gesetzliches Zahlungsmittel und entsprechend ausgestattet sein. Das bedeutet: Die Annahme wird im Prinzip verpflichtend, der digitale Euro wird mit den höchsten Datenschutz- und Sicherheitsstandards ausgestattet. Er gilt auch immer und überall in der Eurozone, sogar offline.
Die Europäische Zentralbank und die nationalen Notenbanken stehen hinter dem Projekt. Sie wollen mit dem digitalen Euro Europas Unabhängigkeit von den US-Kartenriesen Visa und Mastercard sowie Zahlungsdiensten wie Paypal stärken, und ihn den Bürgern – wie Bargeld – gratis zur Verfügung stellen.
- Wie steht es um den Rechtsrahmen? Warum dauert das alles so lange?
Es reden viele Parteien mit, entsprechend zäh sind die Verhandlungen. Das Europäische Parlament hat seine Vorstellungen, der Rat der Finanzminister hat eigene. Über die Einführung des digitalen Euro entscheidet letztlich die EZB, aber nur auf Basis des zwischen Parlament und Rat wahrscheinlich erst 2025 fixierten Rechtsrahmens.
Dieser Rahmen wäre freilich jetzt schon wichtig für die Entscheidung über technische Details der Umsetzung (z. B. Terminals im Handel). Was an technischen Lösungen aber überhaupt verfügbar ist, bestimmt wiederum auch den Rechtsrahmen mit (Offline-Verfügbarkeit). Sigrid Part, Expertin im Finanzministerium, sagt: „Diese Parallelität ist nicht ganz einfach. Wir haben hier ein Henne-Ei-Problem.“
- Den digitalen Euro soll es auch offline geben. Wie muss man sich das vorstellen?
Ist die elektronische Geldbörse erst mit dem digitalen Euro aufgeladen, soll das Geld auch offline zur Verfügung stehen und Zahlungen in Echtzeit ermöglichen. Dazu gibt es verschiedene Technologien, die auf ihre Tauglichkeit und Sicherheit hin geprüft werden. Das sind etwa spezielle Karten, die man übereinander legt und so Geld von einer Karte auf die andere transferieren kann. Oder Karten mit Miniatur-Batterien, die Zahlungen ermöglichen – auch wenn keine Internet-Verbindung besteht. Gibt es am Ende des Tages mehrere Lösungen („Technologieneutralität“) müssen Händler prinzipiell alle Lösungen anbieten. Ihre Gebühren sollen aber um rund 40 Prozent unter jenen von Visa/Mastercard liegen. Kunden darf kein Preisaufschlag verrechnet werden.
- Wie steht es um die Annahmepflicht?
Sie gilt nur für größere Unternehmen. Kleinunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern oder mit weniger als zwei Millionen Euro Umsatz sind befreit. Von dieser Ausnahme gibt es wieder eine Ausnahme: Wenn der Händler digitale Zahlungsmöglichkeiten akzeptiert, muss er auch den digitalen Euro akzeptieren.
- Weshalb soll es ein Nutzer-Limit geben?
Aktuell wird über ein Limit von 3.000 Euro pro Person diskutiert. So soll verhindert werden, dass allzu große Geldmengen von Banken abgezogen werden, was diese destabilisieren könnte. Auch soll der digitale Euro kein Investitionsobjekt werden, Zinsen wird es daher keine geben.
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