Bargeld gut geschützt
In den Verfassungsrang muss Bargeld nicht gehoben werden, es sei ausreichend durch EU-Verträge geschützt. Aber abgeschafft werde es eben auch nicht – im Gegenteil. Bekommen die Euro-Scheine doch demnächst neue Designs sowie neue Sicherheitsmerkmale. Und sogar die Ein- und Zwei-Cent-Münzen werden weiter produziert. Sie werden überraschend oft verwendet und können von der Münze Österreich auch kostendeckend hergestellt werden.
Gegen US-Vormacht
Daneben wird unter der Führung der EZB in Frankfurt am „digitalen Euro“ gearbeitet. Er soll in einigen Jahren das sichere Bezahlen im Internet ohne den Umweg über die US-Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard ermöglichen und so das Bargeld der realen Welt in der virtuellen Sphäre des Online-Shoppings ergänzen.
Das waren einige der zentralen Aussagen des Nationalbank-Forums, bei dem am Mittwochabend unter der Leitung von KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon das OeNB-Direktorium mit den Lesern dieser Zeitung über den Euro und seine Zukunft diskutierte. Von besonderem Interesse war dabei:
Ist Bargeld vor allem wegen der weit verbreiteten Schwarzarbeit so beliebt?
Nein, sagt OeNB-Gouverneur Robert Holzmann und führt das Beispiel Schwedens ins Treffen. In Schweden würde im Alltag nur noch sehr wenig Bargeld verwendet, es gebe jedoch sehr viel Schwarzarbeit. In Österreich gebe es hingegen trotz der großen Beliebtheit von Bargeld keinen übermäßig großen Schattensektor. Die „große Kriminalität“ finde zudem mit Bitcoin und Ähnlichem statt. Holzmann: „Das entzieht sich völlig unserer Kontrolle.“
Gibt es eine Annahmepflicht für Bargeld?
Prinzipiell ja, sagt OeNB-Direktor Eduard Schock, doch ohne Sanktionsmöglichkeiten, wenn eine Firma auf Kartenzahlung bestehe. „Das ist unbefriedigend“, so Schock. Daher setze sich die OeNB für eine gesetzliche Annahmepflicht des Bargelds ein. So eine Annahmepflicht soll es auf jeden Fall auch beim digitalen Euro geben.
Was sind die Vorteile dieses digitalen Euro? Wozu braucht es ihn überhaupt?
Der digitale Euro soll künftig auf EU-Servern laufen und daher neben vielen anderen Aspekten Privatheit garantieren. Sprich, die EU will mit ihrem digitalen Zahlungsmittel unabhängig werden von Visa und Mastercard. So soll nicht nur viel Geld in Europa verbleiben, sondern auch der Umstand abgestellt werden, dass die Kartenfirmen bei jedem Bezahlvorgang Zugriff auf sämtliche Kundendaten haben. Details zum digitalen Euro werden in den kommenden beiden Jahren politisch ausverhandelt. Dazu gehört etwa die Frage nach Behalte-Obergrenzen. Aktuell wird hier eine Bandbreite von 500 bis 3.000 Euro diskutiert. Damit sollen auch die Banken geschützt werden, damit nicht zu viele Einlagengelder zum digitalen Euro abfließen.
Soll man derzeit Goldmünzen kaufen?
Privat Goldmünzen zu besitzen kann in Extremsituationen wie nach dem Zweiten Weltkrieg durchaus Vorteile haben, erinnert Holzmann. Generell sei ein Anlagemix vorzuziehen, wobei Gold immer auch eine Rolle spielen kann, so OeNB-Direktor Thomas Steiner.
Warum werden Krypto-Assets nicht verboten?
Sinnvoller als ein Verbot sei die Regulierung und Beaufsichtigung von Krypto-Assets, sagt OeNB-Vizegouverneur Gottfried Haber. Es sei ja auch nicht verboten, ins Casino zu gehen.
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