Haberleitners hochfliegende Hoffnungen

APA8888712 - 02082012 - WIEN - ÖSTERREICH: TAP 09-Chef Rudolf Haberleitner am Donnerstag, 02. August 2012, während eines Interviews mit der Austria Presse Agentur (APA) in Wien. Finanzinvestor TAP 09 um Rudolf Haberleitner sind die neuen Eigentümer von Schlecker-Österreich. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Der dayli-Chef kämpft weiter für die Sonntagsöffnung und wälzt massive Expansionspläne.

dayli-Chef Rudolf Haberleitner beharrt auf der von der Gewerkschaft bekämpften Sonntagsöffnung seiner Filialen. Sie sei "gesetzlich gut abgesichert", argumentiert er gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". In einem neuen Testshop in Linz wird am Sonntag von 9.00 bis 18.00 Uhr aufgesperrt. Möglich soll das durch eine Gastrokonzession für das Bistro werden. "Ich fahre bei der Sonntagsöffnung keine Kampflinie. Aber die Geschäfte bleiben offen, weil die Kunden das wollen", so Haberleitner. Außerdem werde das rechtlich halten: "Wir haben juristische Gutachten".

Die Gewerkschaft zeigt sich unnachgiebig. Gegen den Standort in Linz-Ebelsberg wurde beim Handelsgericht eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs eingereicht, gegen die Niederlassung in Pöggstall wird ebenfalls eine Klage vorbereitet. In beiden Fällen hat die Gewerkschaft GPA-dpj Dayli auch bei der Gewerbebehörde und beim Arbeitsinspektorat angezeigt.

Der Betriebsrat zeigt sich aber in der Frage der Sonntagsöffnung mit dem Unternehmen solidarisch. "Bei uns liegen keine Beschwerden von Mitarbeitern vor", sagt Betriebsratsvorsitzende Ezter Udvardy in der Presse.

Europaweite Expansion

Haberleitner hat zudem große Expansionspläne. So sollen allein in Österreich bis 2016 zu den bestehenden 885 rund 300 weitere Standorte entstehen, im Endausbau rund 1350. Weiters soll der Aufbau eines Netzes von rund 4800 Shops in Polen, Italien, Spanien, Luxemburg und Belgien - und vor allem in Deutschland erfolgen, wo die Schlecker-Pleite 50.000 Arbeitslose hinterlassen habe. Heuer werde in Süddeutschland gestartet. Bis 2016 soll von der Zentrale in Pucking in Oberösterreich aus ein Europa-Konzern entstehen, der an die Börse gebracht wird. Mit dem Erlös sollen dann Großbritannien, Skandinavien und Russland erobert werden. Im Ausland soll dayli jeweils mit 50-Prozent-Partner hochgezogen werden, die den Markt gut kennen.

Drogerieartikel sollen weiterhin das Kernsortiment bilden. Aber Haberleitner ist sich dabei nicht mehr so sicher, denn in den beiden Testshops in Linz-Ebelsberg und Pöggstall in Niederösterreich würden 25 bis 30 Prozent des Umsatzes mit Lebensmitteln erzielt. "Ich habe gedacht, es werden vielleicht zehn Prozent", sagt der Unternehmer. Künftig sollen die Kunden auch per Touchscreen rezeptpflichtige Arzneien auswählen können, die aus rechtlichen Gründen über einen tschechischen Pharmadienst nach Hause oder in den dayli-Shop geliefert werden. Auch die übrigen Bausteine gab es bei Schlecker nicht: Bekleidung, Elektrogeräte, das Bistro mit Backstube und den "Super-Dayli"-Online-Einkauf per überdimensionalen Bildschirm in der Filiale mit einem Angebot von letztlich 200.000 verschiedenen Artikeln. Dazu sollen bis zu 42 Dienstleistungen möglich sein: Putzerei, Autoverleih, Versicherungen, Postcorner und anderes.

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