Laut der Kommunikationsfirma Edelman, welche die Umfrage am Montag publizierte, stecken dahinter die Verunsicherung über das Tempo des technischen Fortschritts, Sorgen um den Arbeitsplatz, Misstrauen in die Medien und das Gefühl, dass Regierungen den Herausforderungen nicht mehr gewachsen sind.
Ein Gefühl, das die Teenager, die heute, Dienstag, beim Wirtschaftsforum sprechen, teilen. Beispielsweise der 17-jährige Salvador Gómez-Colón. Nachdem sein Heimatland Puerto Rico von einem Hurrikan verwüstet wurde, stand seine Gemeinde ein Jahr ohne Strom da. Er startete eine Kampagne und verteilte Solarlampen sowie handbetriebene Waschmaschinen an mehr als 3.000 betroffene Familien. Das Time Magazin kürte ihn 2017 zu einem der 30 einflussreichsten Teenager des Jahres.Auch die 17-jährige Südafrikanerin Ayakha Melithafa spricht heute vor den Kapazundern in Davos. Als Dürre und Wasserknappheit die wirtschaftliche Existenz ihrer Familie bedrohten, begann Melithafa, sich politisch zu engagieren. Sie kämpft für eine Reduktion von Schadstoffemissionen sowie für eine gerechte Energietransformation in ihrer Heimat.
Dem 18-jährigen Iren Fionn Ferreira, der am Freitag Gehör finden wird, geht es ebenfalls um Umweltschutz: Er entwickelte in der Schule eine eigene Methode, um Mikroplastik aus Wasser herauszufiltern. Er verwendet dazu eine Flüssigkeit, basierend auf einem NASA-Produkt. 2019 gewann Ferreira damit einen Wissenschaftswettbewerb von Google.
Über den Klimawandel wird Donald Trump in seiner Rede heute (11.30 Uhr) wohl nicht sprechen – worüber doch, das blieb zuvor noch geheim. Dass der US-Präsident nach 2018 zum zweiten Mal nach Davos kommen konnte, wurde erst durch die Absage von Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif möglich. Eine geopolitisch brisante Konfrontation blieb Davos somit erspart, dafür wird sich Frankreich auf heftige Spitzen gegen seine dreiprozentige Digitalsteuer gefallen lassen müssen. Trump sieht diese als Angriff auf die US-Internetriesen wie Google und Facebook und droht mit hohen Sonderzöllen auf französische Produkte wie Champagner, Käse und Luxus-Handtaschen. Auch Österreichs Digitalsteuerpläne haben die USA bereits auf dem Radar. Frankreich Finanzminister Bruno Le Maire hofft am Rande des Forums auf eine Einigung mit den USA.
Der Weltwirtschaft geht es unterdessen eine Spur besser, aber noch nicht wirklich gut. Das signalisierte der jüngste Wachstumsausblick des Internationalen Währungsfonds. Nach 2,9 Prozent Plus 2019 werden nun 3,3 Prozent Zuwachs für 2020 und 3,4 Prozent für nächstes Jahr erwartet (Grafik). Das ist eine Spur schwächer als im Oktober vorhergesagt, woran primär eine enttäuschende Entwicklung in Indien schuld war. Andererseits sind die Risiken geringer geworden; der Zollstreit USA-China hat sich ein wenig entspannt, die Gefahr eines harten Brexit ist geringer geworden. Für Sorgenfalten sorgen nun vor allem der Iran-USA-Konflikt sowie soziale Unruhen und Straßenproteste in vielen Ländern.
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