Das lange Warten auf die neue Küche
Parkettboden aussuchen, kaufen und verlegen: Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn die Holzpreise sind zuletzt durch die Decke gegangen und die Verfügbarkeit der Hölzer ist im Keller.
„Als evident wurde, dass viele Hölzer in vielen Sortierungen knapp werden, haben die Händler versucht sich abzusichern und ihre Lager aufgestockt“, erläutert Christian Wimmer, Geschäftsführer von Service&More, einer Einkaufs- und Dienstleistungsorganisation im österreichischen Einrichtungsfachhandel. Damit haben die Händler das Verfügbarkeitsproblem freilich weiter verschärft. Und die Preise weiter nach oben getrieben. „Die Spirale dreht sich seit 2021 munter weiter“, sagt Wimmer, dessen Mitgliedsbetriebe im Vorjahr insgesamt 600.000 Quadratmeter Parkett verlegt haben. „Ein Plus von 32 Prozent gegenüber dem auch schon sehr starken Jahr 2020.“
Fehlende Böden
Was nichts daran ändert, dass Neubauten in Österreich nicht fertig werden, weil die Holzindustrie mit dem Liefern nicht nachkommt. „Und wenn etwas lieferbar ist, dann oft zu völlig inakzeptablen Preisen“, umreißt Wimmer das Praxis-Problem.
Fachhändler gehen in der Pandemie quasi in Aufträgen unter. Die knapp 300 Service&More-Partner haben im Vorjahr ihre Umsätze um 17 Prozent auf knapp 550 Millionen Euro netto ausgebaut. Trotz Lockdown und 2-G-Kontrollen. „Der Fachhandel ist insgesamt gut unterwegs. Den Leuten geht es um Vertrauen und Wertschöpfung vor Ort“, meint Wimmer.
Und mitunter um ehrliche Ansagen. Denn wer heute eine Küche bestellt, kann sich gleich auf lange Wartezeiten einstellen. Früher waren Wartezeiten von zehn Wochen normal, heute dauert es doppelt so lange, bis die Küche steht. Und dann oft noch mit Ersatzgeräten, weil die bestellte Ware erst nachgeliefert wird. Eine Entspannung ist laut Wimmer vorerst nicht in Sicht, die Lieferkettenprobleme würden die Branche noch das ganz Jahr über begleiten, schätzt er.
Viele Aufträge, wenig Ertrag
„Die Themen Preise und Lieferketten fordern uns sehr“, sagt auch Georg Emprechtinger, Vorsitzender der österreichischen Möbelindustrie. Die Preisentwicklung sei zuletzt „brutal“ gewesen. Lieferprobleme hätte es schlicht überall gegeben – bei Holz, Metall sowie bei Chips, die bei immer mehr Steuerungen von Möbeln eingebaut sind. Dennoch: Das Produktionsvolumen der heimischen Möbelindustrie sei in den ersten drei Quartalen 2021 um 16 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro gestiegen, was allerdings auch am schwachen Vorjahr liegt.
Im Ranking der am stärksten wachsenden Segmente stehen wenig überraschend Küchen (+20 Prozent) und Bäder (+12 Prozent) ganz oben. Von überbordenden Gewinnen könne bei vielen Herstellern dennoch keine Rede sein, sagt Emprechtinger. „Auch wenn die Auftragseingänge steigen, galoppieren die Preise im Einkauf davon.“ Die Exportquote der österreichischen Möbelindustrie liegt übrigens bei 45 Prozent, doch auch der Importdruck steigt – vor allem aus Deutschland, Polen und China.
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