Doch von da an ging es bergab. Da kam etwa die Möglichkeit der steigenden Zinsen, die später auch eingetreten ist. Auch der starke Dollar bildet Gegenwind für die Tech-Aktien – immerhin würden rund 60 Prozent des Umsatzes der Unternehmen im Ausland, vor allem in Europa, generiert werden, sagt Monika Rosen, Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft.
Apple geht es relativ gut
Die Trendwende kam erst Mitte Juni 2022. Seit Jahresbeginn (Year to date, YTD) sieht es freilich noch immer düster, weil negativ, aus. Am besten ist bisher noch Apple mit einem Minus von knapp acht Prozent seit dem 1. Jänner 2022 ausgestiegen. Alphabet büßte knapp 18 Prozent ein, Microsoft knapp 14 Prozent. Von Meta ganz zu schweigen (minus 47 Prozent). Auch der einstige Pandemie-Gewinner Zoom ist an der Börse mit minus 40 Prozent YTD ein Schatten seiner selbst. Der Nasdaq Composite ist 20 Prozent im Minus.
Was die weitere Entwicklung im laufenden Jahr bringt, ist selten schwieriger zu prognostizieren als im aktuellen Umfeld – Krieg in der Ukraine, hohe Energiepreise, Inflations- und Rezessionssorgen, Corona-Pandemie. Tatsächlich gebe es zwei Lager, sagt Monika Rosen. „Die, die sagen, wir haben das Tief schon gesehen. Die anderen sagen: Nein, das ist nur eine Zwischenerholung.“
"Tech ist noch da"
Was Rosen positiv konstatiert: „Tech ist immer noch da, Tech geht nicht weg. Das ist nicht die Frage. Die Frage ist: Wie werden die Titel bewertet?“ Es werde durchaus auch noch immer für Tech Geld ausgegeben, nämlich für die Cloud, auch wenn die Consumer Division gelitten hat.
Was den Tech-Werten in den kommenden Wochen und Monaten schaden könnte? Ganz klar eine „aggressivere US-Geldpolitik“ und ein „deutlicher Einbruch im Konsumverhalten“ etwa durch die Auswirkungen der hohen Energiepreise. Denn wenn die Menschen ihr altes I-Phone aus Spargründen länger behalten, fällt das natürlich auf Apple zurück. „Gibt es mehr Zinsschritte, steht das Kaufverhalten auf dem Prüfstand“, so Rosen. Zwar zeigt die gestern veröffentliche Inflationsrate in den USA, die im Juli auf 8,5 Prozent (9,1 Prozent waren es im Juni) gefallen ist, ein erstes Zeichen in die andere Richtung.
Aber natürlich mache „ein Datensatz noch keinen schönen Sommer“, so Rosen. Und: Es sei auch die Frage, selbst wenn die Höchstrate bei der Inflation schon erreicht wurde, wie sehr sie sich erholt. Denn ein Einpendeln auf hohem Niveau wäre noch immer zu viel.
Welche Auswirkungen das alles auf die Emerging Markets hat, ist schwer einzuschätzen. Ein sehr dramatisches Bild hat Larry Fink, Chef des weltweit größten Assetmanagers Blackrock, schon Ende März dieses Jahres gezeichnet: Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sei das Ende der Globalisierung, die wir in den vergangenen drei Jahrzehnten gesehen haben, so Fink in einem „Letter to the Shareholders“, also Brief an Aktionärinnen und Aktionäre. Ein möglicher Trend, den bereits die Corona-Pandemie und die dadurch ausgelösten Lieferkettenproblematiken angestoßen haben.
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