Das beliebteste Obst der Österreicher

Das beliebteste Obst der Österreicher
Mehr als 63.000 Tonnen werden in Österreich von Gala, Golden Delicious & Co. jährlich verzehrt.

Er stand schon vor 6000 Jahren auf dem Speiseplan und wer täglich einen isst, erspart sich laut einem Sprichwort den Gang zum Doktor: Die Rede ist vom Apfel.

Jeden zweiten Freitag im November wird dem Rosengewächs in Österreich gehuldigt und der Tag des Apfels begangen. Schließlich ist der Apfel das beliebteste Obst der Österreicher. Verspeist werden im Schnitt 63.000 Tonnen - pro Kopf werden jährlich 29 Kilogramm verzehrt. Die größte Käufergruppe sind laut Agrarmarkt Austria Familien mit Kindern. 5,2 Prozent der Äpfel wurden im vergangenen Jahr in Bio-Qualität gekauft.

220.000 Tonnen Äpfel

In Österreich stehen rund 6.000 Hektar (ha) Fläche für den Apfelanbau bereit - auf ihnen wachsen 220.000 Tonnen des Obstes. Mit 4.800 ha ist die Steiermark Anbauland Nummer eins. In Niederösterreich wachsen Äpfel auf 503 ha, Burgenland hat 364 Hektar Anbaufläche und Oberösterreich 225 ha.
 

25 Prozent weniger Ernte

Die heurige Apfelernte fällt, bedingt durch ungünstige Witterungsbedingungen, geringer aus als in den Jahren davor: "Es ist heuer generell ein sehr schwieriges Obstjahr - wovon auch die Äpfel beroffen sind. Widrige Witterungsverhältnisse im Frühjahr (Trockenheit, Anm.) und eine Frostnacht im Mai haben den Apfelanbau in Mitleidenschaft gezogen und durchaus massive Schäden verursacht", so Wolfgang Mazelle von der Landwirtschaftskammer Steiermark (LWKST) gegenüber dem KURIER.

So wird für heuer eine um 20 bis 25 Prozent geringere Apfelernte als im sehr starken Vorjahr erwartet. Die Äpfel selber fallen kleiner aus, haben aber mehr Aroma. Dass sich der geringere Ernteertrag im Preis niederschlagen wird, glaubt Mazelle nicht: "In Österreich wird das Preisgefüge durch die gesamteuropäische Ernte mitbestimmt und da hoffen wir auf einen stabilen Markt mit gerechten Preisen." Zur Orientierung: In den letzten Jahren wurden in der EU stets über 10 Millionen Tonnen geerntet. Diese Marke dürfte laut LWKST heuer nicht erreicht werden.

Nostalgiker und Raritäten-Liebhaber bitte weghören. Bei Obst-Verkostungen fallen alte Apfel-Sorten regelmäßig durch. Die neuen Sorten sind zwar auch nicht taufrisch, einige wie "Rubinette" haben schon mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel – die Sorte "Rubinette" entstand vor 40 Jahren aus einer Kreuzung zwischen "Cox Orange" und "Golden Delicious" – sind aber einfach milder im Geschmack. Lothar Wurm Obst-Spezialist am Lehr- und Forschungszentrum (LFZ) für Wein- und Obstbau stört das nicht: "Was die alten Sorten eint und auszeichnet ist ihre Vielfalt. Ich finde Sorten, die mild und süßlich schmecken genauso wie saure Äpfel, bis hin zu sehr robusten, gerbstoffreichen Mostapfelsorten. Die schmecken halt ein bisserl herb."

Überzeugen konnte man sich übrigens selbst: Ende Oktober fand in Klosterneuburg nördlich von Wien die Europom statt, die internationale Schau alter und seltener Obstsorten. "Durchkosten" lautete das inoffizielle Motto, bis zu 150 regionale Obstsorten wurden zum Verzehr angeboten, die Äpfel haben so illustre Namen wie "Goldparmäne", "roter Berlepsch" oder "Ilzer Rosenapfel". Als Tafel- oder Frischmarktobst, wie es heute heißt, findet man bodenständige Sorten kaum noch. Mit der Rationalisierung und Intensivierung im Obstbau ab ca. 1960 konnten die wenigsten von ihnen mithalten. Aus alten Sorten wie "Maschanzker", "Kronprinz Rudolf" oder "Brünnerling" wird heute allerdings ein köstlicher Apfelmost hergestellt – die Farbe: Goldgelb, der Geschmack: fruchtig-mild, lieblich oder kräftig-resch. Aus den "Steirern" Kronprinz Rudolf und Maschanzker wird zudem feiner Apfelbrand destilliert.

Alter Schatz

Wie groß die Vielfalt einst gewesen sein muss, kann man an den imposanten Resten ablesen. Obwohl vor allem in den Siebziger- und Achtzigerjahren massenhaft alte Bäume gefällt wurden, gibt es heute immerhin noch 800 regionale und lokale Sorten. Von manchen sind zwar nur noch wenige Bäume übrig, aber dennoch: "In den Streuobstwiesen schlummert ein alter Schatz", meint Bernd Kajtna von der Arche Noah. Die niederösterreichische Gesellschaft mit Sitz in Schiltern bemüht sich um die Erhaltung und Verbreitung alter Kulturpflanzen. "Je weniger Bäume von einer Sorte noch da sind, umso schwieriger ist die Vermehrung und Bewahrung."

Die Bezeichnung "alte Sorte" ist nicht bedeutungsgleich mit "in Österreich ureinheimisch". Die Geschichte des Maschanzkers etwa beginnt nicht in der Steiermark, sondern im Osten Deutschlands. Rund um die Stadt Meißen, 25 km nordwestlich von Dresden (Sachsen), wurde seit alters her die Sorte "Borsdorfer Äpfel" häufig angebaut. Im nahen Böhmen, nannte man die Borsdorfer "Meißener" (míšenské jablko). Über Böhmen kam der Apfel nach Österreich – der tschechische Name wandelte sich dabei zu Maschanzker. Die erste schriftliche Erwähnung findet sich 1877 als Winter-Maschanzker. Wurm: "Genau genommen sind aber auch der ,Golden Delicious" und der ,Jonathan" alte Sorten, weil sie vor 1900 in den USA aufgefunden wurden."

 

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