Daimler-Chef Zetsche: Dumm, Vorteil des Diesels zu verschwenden
Der Dieselskandal bei Volkswagen hat sich nach den Worten von Daimler-Chef Dieter Zetsche nicht auf den Absatz von Mercedes-Benz ausgewirkt. "Wir sehen seit September 2015 keine deutliche Änderung bei den Abnahmeraten von Diesel(fahrzeugen) in Europa", sagte Zetsche am Freitag auf einer Analystenkonferenz in Stuttgart.
Die Marktanteilsänderung von zwei, drei Prozentpunkten oberhalb des Anteils von etwa 50 Prozent in Europa sei marginal. "Der Kunde kümmert sich bisher nicht um diese Diskussion."
Der Daimler-Chef wies darauf hin, dass Dieselmotoren 15 bis 20 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) produzierten als Benzinmotoren. Während die ganze Welt nur noch über den Stickoxid-Ausstoß von Dieselmotoren spreche, bleibe das Thema CO2 beim Klimaschutz relevant. "Es wäre dumm, den Vorteil des Diesels zu verschwenden, nur weil etwas falsch lief in einem Bereich, was die Industrie jetzt in Ordnung bringt", sagte Zetsche.
Im Zuge des Skandals um die Manipulation von weltweit elf Millionen Dieselmotoren bei VW hatte sich auch Daimler nach einer Prüfung des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zu einem Rückruf von 247.000 Dieselautos in Europa bereit erklärt. Wie andere Hersteller auch hatte Mercedes nach Ansicht des KBA eine Klausel im EU-Recht, nach der die Abgasreinigung zum Schutz von Motoren gedrosselt werden kann, stärker genutzt als technisch gerechtfertigt.
Angesichts des anhaltend starken Wachstums in China erklärte Zetsche, irgendwann müsse sich Daimler Gedanken machen über einen zusätzlichen Standort in Peking. Eine Entscheidung stehe aber jetzt noch nicht an.
Wachstum dank Pkw-Sparte
Das brummende Pkw-Geschäft dürfte das Wachstum des deutschen Autobauers Daimler auch heuer stützen. Im Automobilgeschäft habe Daimler seine Zielrendite erreicht, sagte Finanzchef Bodo Uebber am Donnerstag in Stuttgart. "Und wir sind zuversichtlich, die bei Daimler erreichten Bestmarken im Jahr 2017 noch einmal nach oben entwickeln zu können."
Dennoch plant Daimler 2017 vorsichtig - mit einem leichten Absatz- und Umsatzplus und einem leichten Wachstum beim operativen Gewinn.
Schon im vergangenen Jahr steigerte der Konzern dank seiner starken Pkw-Sparte den Umsatz um drei Prozent auf 153,3 Mrd. Euro gesteigert. Das Wachstum bremste die Lkw-Sparte, die unter anderem in Nordamerika und Brasilien schwächelte. Unterm Strich verdiente der Konzern 8,5 Mrd. Euro, nach 8,4 Mrd. Euro im Vorjahr.
Der Autokonzern hatte im Vorjahr 2,2 Millionen Autos verkauft - ein Plus von knapp 12 Prozent. Im Oberklassesegment überholte Daimler den Rivalen BMW beim Absatz. Heuer rechnet Daimler allerdings nur noch mit einem leichten Plus bei den Verkäufen. Neben einer Überarbeitung des Flaggschiffs S-Klasse stehen nur neue Modellvarianten und ein neuer kleiner kompakter Geländewagen auf dem Plan. Daimler rechnet aber damit, die Profitabilität der Sparte weiter zu steigern, weil unter anderem die wichtige E-Klasse in der neuen Version das ganze Jahr über in China verfügbar ist. Weltweit schwächen sich die Pkw-Märkte nach Daimlers Erwartung allerdings etwas ab.
Rückgang bei den Lkw
In der Lkw-Sparte dürften sich die Verkäufe nach dem Rückgang im vergangenen Jahr stabilisieren. 2016 waren die Verkäufe um knapp 90.000 Einheiten auf 415.100 zurückgegangen. Im vergangenen Jahr hatte die Schwäche des Geschäfts Daimler dazu gebracht, seine Absatz und Umsatzerwartungen für den gesamten Konzern zurückzunehmen. Wichtige Märkte wie Nordamerika, Brasilien und Indonesien schwächelten. In Brasilien rechnen die Stuttgarter mit einer allmählichen Markterholung, allerdings dürfte der Absatz dennoch auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres liegen.
Erwartungen beim EBIT für 2017
- Mercedes-Benz Cars: deutlich über Vorjahresniveau,
- Daimler Trucks: leicht unter Vorjahresniveau,
- Mercedes-Benz Vans: deutlich unter Vorjahresniveau,
- Daimler Buses: leicht über Vorjahresniveau und
- Daimler Financial Services: in der Größenordnung des Vorjahres.
Die deutsche Regierung sieht trotz des niedrigen Mineralöl-Steuersatzes für Dieselkraftstoff keine grundsätzliche steuerliche Begünstigung von Diesel-Autos. "Eine generelle steuerliche Förderung für Dieselkraftstoff ist nicht gegeben", erklärte sie in einer am Freitag veröffentlichten Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen.
"Zwar unterliegt Dieselkraftstoff gegenüber Benzin einem geringeren Energiesteuersatz, diesem stehen aber höhere Steuersätze für Pkw mit Dieselmotoren bei der Kraftfahrzeugsteuer gegenüber", argumentierte sie. Im Übrigen sehe auch die entsprechende EU-Richtlinie zur Harmonisierung der Energiebesteuerung geringere Mindeststeuersätze für Dieselkraftstoff vor.
Ohne die geringere Diesel-Besteuerung für Personenkraftwagen wären die Einnahmen aus der Mineralölsteuer 2015 nach Angaben der Regierung um rund 3,7 Mrd. Euro höher ausgefallen. Würden auch Diesel-Lieferwagen und -Lkw wie Benziner besteuert, würden die Steuereinnahmen um 4,1 Mrd. Euro steigen. Ob im Einzelfall ein Diesel-Pkw für den Nutzer steuerlich günstiger ist als Fahrzeuge mit Ottokraftstoffen, hängt nach Darstellung der Regierung unter anderem von der Kilometerleistung des Fahrzeugs ab.
Die Einnahmen aus der Energiebesteuerung von Dieselkraftstoff insgesamt haben sich nach Angaben der deutschen Regierung seit 1990 auf 20,4 Mrd. Euro im Jahr 2015 mehr als verdoppelt. Die Einnahmen aus der Besteuerung von Ottokraftstoffen gingen in diesem Zeitraum von 21,4 Mrd. Euro auf 16,1 Mrd. Euro zurück.
Auch in Österreich wird über den Steuervorteil von Diesel diskutiert. Derzeit wird der Liter Benzin hierzulande mit 48,2 Cent Mineralölsteuer belastet, bei Diesel sind es 39,7 Cent. Ausgelöst wurde die Diskussion von Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP), der Ende des Vorjahres meinte: "Es ist unbestritten, dass das Dieselprivileg aus ökologischen Gründen nicht sinnvoll ist."
Kommentare