Bürokratie ist die größte Konjunkturbremse

Es geht wieder leicht bergauf. Positive Signale in der Wirtschaft
Die Wirtschaftslage ist nach wie vor fragil, positive Signale gibt es im Handel und am Bau.

Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung hat im Frühjahr 2016 an die 1300 österreichische Klein- und Mittelunternehmen nach der aktuellen Wirtschaftslage befragt. Es zeigt sich, dass die heimischen Betriebe langsam aber doch aus dem Stimmungstief herauskommen.

„Erstmals seit zwei Jahren ist sowohl die aktuelle Wirtschaftslage als auch die Erwartung für die nächsten sechs Monate positiv“, erklärt Gerhard Weinhofer von Creditreform. „Die Talsohle des vergangenen Frühjahrs ist überwunden, der Kurvenverlauf insgesamt ist aufwärts gerichtet und zeugt von einem zwar verhaltenen, aber dennoch deutlich spürbaren Konjunkturoptimismus.“ Nachsatz: „Die Grunddynamik der österreichischen Konjunktur ist trotz zuletzt aufkommender positiver Signale weiterhin schwach.“

Teure Lebenshaltungskosten

Das Wirtschaftswachstum 2015 betrug im Vergleich zum Jahr 2014 lediglich 0,9 Prozent und lag damit zum vierten Mal in Folge unter der Ein-Prozent-Marke. „Österreich hat so im vergangenen Jahr im europäischen Vergleich eine der niedrigsten Wachstumsraten. Dank der Steuerreform, die das verfügbare Einkommen steigen ließ, ist der private Konsum gestiegen“, weiß Experte Weinhofer. „Allerdings eher verhalten, denn teure Lebenshaltungskosten und Mieten sowie die hohe Arbeitslosigkeit lassen die Verbraucher die Geldbörse geschlossen halten."

Bürokratie und Kreditklemme

Als Konjunkturbremse empfinden viele mittelständische Unternehmen zudem die umständliche Bürokratie mit ihren zahlreichen Vorgaben sowie die schwierigen Finanzierungsbedingungen.“ Für Aufregung sorgten in der ersten Hälfte des Jahres 2016 zudem die Pläne einiger österreichischer Bundesländer, eine flächendeckende Maut auf Landes- und Gemeindestraßen für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen einzuführen, die laut Weinhofer „Kosten von mehreren Tausend Euro für mittelständische Unternehmen verursachen würden“. Weiterhin bleibt abzuwarten, meint der Experte, wie sich das europäische Umfeld mit der Flüchtlingsfrage sowie dem drohenden Brexit auf die konjunkturelle Entwicklung auswirken werden.

Talfahrt im Bau und Handel beendet

Ein Blick auf die verschiedenen Branchen zeigt, heißt es dazu von Creditreform weiter, dass die Talfahrt von Baugewerbe und Handel definitiv beendet ist, es geht wieder aufwärts. "Besonders der Bau konnte den Abwärtstrend der vergangenen beiden Jahre erfolgreich umkehren. Beim Verarbeitenden Gewerbe und bei der Dienstleistungsbranche macht sich dagegen eine leichte Abwärtsneigung bemerkbar.", weiß der Experte. " "Die Umsatzlage der österreichischen Mittelstandesbetriebe hat sich jedoch nicht verbessert, der Umsatzsaldo aus Rückgängen und Steigerungen liegt im Frühjahr dieses Jahres bei minus 20,7 Prozentpunkten."

Laut Creditreform meldeten im Frühjahr 2016 insgesamt 15,5 Prozent der befragten Mittelständler Umsatzsteigerungen (Frühjahr 2015: 18,3 Prozent) und 36,2 Prozent Umsatzrückgänge (Vorjahr: 38,5 Prozent).

Baubranche mit meisten Umsatzeinbußen

Wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres haben alle Wirtschaftsbereiche durch die Bank im Frühjahr 2016 einen Negativsaldo und wiederum musste die Baubranche die meisten Umsatzeinbußen hinnehmen. Lediglich 3,3 Prozent der Betriebe (Frühjahr 2015: 6,1 Prozent) haben mehr Umsatz eingefahren, während auf der anderen Seite fast die Hälfte (47,3 Prozent; Frühjahr 2015: 50,0 Prozent) der Befragten deutlich weniger Umsätze machen konnte. Der Umsatzsaldo beträgt somit minus 44 Punkte (Frühjahr 2015: minus 43,9 Prozentpunkte).

Am besten stellt sich per Saldo die Situation im Dienstleistungsgewerbe mit einem Ergebnis von minus 14,0 Prozentpunkten (Frühjahr 2015: minus 7,7 Punkte) dar.

Handel deutlich besser

Beim Handel hat sich die Situation im Vergleich zum Frühjahr 2015 am deutlichsten verbessert: Hier konnte sich der Saldo um 9,1 Zähler von minus 25,8 Prozentpunkten im Vorjahr auf aktuell minus 16,7 Punkte verbessern. „Das liegt vor allem daran, dass sich der Anteil der Betriebe, die ein Umsatzminus zu beklagen hatten, spürbar verringert hat, von 44,9 Prozent auf 35,6 Prozent“, weiß Weinhofer. Der Anteil der Unternehmen mit einem Umsatzplus blieb etwa auf Vorjahresniveau blieb (18,9 Prozent; Frühjahr 2015: 19,1 Prozent).

Umsatzerwartungen wieder positiv

„Die künftige Umsatzentwicklung beurteilen die mittelständischen Betriebe wieder zuversichtlicher. Der Umsatzsaldo aus Steigerung und Rückgang erholte sich wieder und liegt mit plus 0,8 Prozentpunkten knapp im positiven Bereich und scheint damit nach der jahrelangen Talfahrt wieder auf dem Weg nach oben“, heißt es in der Umfrage. „Im Frühjahr 2015 lag dieses Saldo noch bei minus 6,1 Prozent. Für die nächsten Wochen rechnen 24,0 Prozent der Befragten mit einem Umsatzplus (Vorjahr: 22,8 Prozent) und 23,2 Prozent mit einem Umsatzminus (Vorjahr: 27,0 Prozent).“

Handel optimistisch

„Die meisten Optimisten finden sich beim Handel, wo mehr als jedes vierte Unternehmen, sprich 27, 3 Prozent, mit steigenden Umsätzen kalkuliert und jeder fünfte Befragte Umsatzrückgänge befürchtet“, sagt Weinhofer. In Frühjahr 2015 rechneten nur 25 Prozent mit Umsatzsteigerungen und 26,5 Prozent mit Umsatz-Rückgängen. Weinhofer: „Der Mehrheit ist positiv gestimmt. Auch die Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe, sprich in der Industrie, haben mit einem Umsatzsaldo von plus 5,4 Prozentpunkten zugelegt."

In der Baubranche rechnen nur noch 28,6 Prozent mit einem Umsatzrückgang, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 36 Prozent der Baufirmen. Trotz einer Verbesserung um 9,4 Zähler blieb der Saldo in der Baubranche mit minus 9,9 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 19,3 Prozentpunkte) im negativen Bereich. Auch das Dienstleistungsgewerbe verschlechterte sich von plus 0,8 (Frühjahr 2015) auf aktuell minus 1,5 Prozentpunkte.

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