Hat eine Twitter-Meldung den Crash der Credit Suisse ausgelöst?
Den australischen Journalisten David Taylor kennt man eigentlich nur im Kreis von Kollegen. Der Wirtschaftsreporter, der vor allem Geschichten aus der Finanzwelt recherchiert, arbeitet für einen TV-Nachrichtensender und mehrere Nachrichtenportale und hat nebenbei einen Twitter-Account mit rund 15.000 Followern - keine besonders bemerkenswerte Anzahl.
"Bank steht am Abgrund"
Dann, am 1. Oktober 2022, einem Samstagabend, war sein Name plötzlich weltweit zu lesen. Der Reporter setzte einen Tweet ab, der offensichtlich die Finanzwelt nervös machte. Er schrieb nicht mehr als: Eine "glaubwürdige Quelle» habe ihm erzählt, eine große internationale Investmentbank stehe «am Abgrund".
Obwohl Taylor die Credit Suisse namentlich gar nicht nannte, wusste man in den internationalen Portalen für Finanznachrichten sehr rasch Bescheid. Als dann etwa "Wallstreetbeet" auf die Geschichte aufsprang, wie die Schweizer Zeitung NZZ aktuell berichtet, hatte die Story ersten bereits einen Namen, "Credit Suisse", und zweitens ein Millionenpublikum.
Tweet verschwand
Damit tauchten auch die ersten Berichte auf, die einen Crash der Schweizer Großbank innerhalb weniger Tage prophezeiten. David Taylor löschte seinen Tweet nach zwei Tagen, angeblich hatte ihn der TV-Sender, für den er meistens tätig war, dazu aufgefordert. Die Welle aber war nicht mehr aufzuhalten.
Anleger wurden hellhörig: Am Montag, dem 3. Oktober, eröffnete die CS-Aktie an der Schweizer Börse 10 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag davor. Bei Börsenschluss hatte sich der Kurs zwar wieder erholt, aber der Absturz machte deutlich: Die Investoren waren nervös geworden. Von da an tauchten auch immer mehr Berichte über die Bank auf, in denen deutlich wurde, wie lange dort schon Schräglage herrschte. Vor wenigen Tagen kam es dann zur Eskalation - mit den inzwischen bekannten Folgen.
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