Waren soziale Medien Schuld am Crash der Credit Suisse?
Haben Gerüchte und gezielte Berichte auf Social Media die Schweizer Skandalbank Credit Suisse in Insolvenzgefahr gebracht?
Diese Ansicht vertreten zumindest der Aufsichtsratspräsident der Credit-Suisse Axel Lehmann und Marlene Amstad, Verwaltungsratspräsidentin der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma).
Wie das Schweizer Newsportal Watson berichtet, verwiesen Lehman und Amstad bei der Pressekonferenz am Sonntagabend auf die Problematik des rasanten Vertrauensverlustes. "Seit Oktober 2022 führten in den sozialen Medien ausgelöste Gerüchte zu massiven Abflüssen an Kundeneinlagen bei der CS", sagte Amstad. Die Bank habe in Bezug auf Kapital sowie Liquidität "trotzdem (!) stets die regulatorischen Mindestanforderungen" erfüllt – auch nachdem die Finma diese nach den Kapitalabflüssen erhöht habe.
Amstad sagte, dass die Credit Suisse darüber hinaus noch mehr Liquidität gehalten habe, als gefordert. Dadurch habe die Bank dafür gesorgt, dass sie die "historisch hohen Abflüsse absorbieren konnte". Obwohl die Fundamentaldaten in Ordnung waren, "ging das Vertrauen immer mehr verloren", was zu einer Negativspirale geführt habe.
Shitstorm brachte "Fass zum Überlaufen"
Für CS-Aufsichtsrat Lehmann meinte, der Social Media (Shit-)Storm hätte enorme Auswirkungen gehabt. "Zu viel kann plötzlich zu viel sein. Kumuliert mit all den Dingen, die sich über die Jahre aufgebaut haben, war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", sagte Lehmann.
Letztlich sei die Bank eingeholt worden von Altlasten, unter anderem durch die Pleiten des US-Hedgefonds Archegos und der australischen Finanzgesellschaft Greensill. Diese hatten zu einem Milliardenverlust geführt. Der Credit Suisse-Präsident stellte fest, dass trotz dieser Schlagzeilen die Kunden bis zum letzten Herbst loyal zur Bank hielten.
Laut Watson verschwiegen die beiden jedoch, um welche Gerüchte es sich konkret handelte. Die Aussagen von Amstad und Lehmann sorgten daher in den sozialen Medien für heftige Reaktionen. Von einseitiger Schuldzuweisung und "Selbsttäuschung" ist hier die Rede. Man mache es sich zu einfach, die Schuld den sozialen Medien zuzuschreiben.
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