Coronavirus: Chinas Unternehmen suchen um Milliardenkredite an

Coronavirus infizierte bereits viele Menschen
Lebensmittel in China verteuern sich um mehr als ein Fünftel, Virus-Folgen bedrohen zudem Handy-Geschäft. Mobilfunkmesse in Barcelona droht zur Geisterveranstaltung zu werden.

Das Coronavirus hält China weiter in Atem. Mittlerweile sind dort mehr als 40.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 900 sind daran gestorben. Die Epidemie hat nach wie vor weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft im bevölkerungsreichsten Staat der Erde. Ein Überblick.

Chinesische Unternehmen suchen um Milliardenkredite an

Mehr als 300 chinesische Unternehmen, darunter der größte Essenszusteller Meituan Dianping und der Handyproduzent Xiaomi, haben um Kredite in Höhe von mindestens 57,4 Mrd. Yuan (7,5 Mrd. Euro) angesucht, um die Folgen des Coronavirus abzufangen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und berief sich dabei auf zwei Quellen aus Bankenkreisen.

Um Kredite bemühen sich demnach auch der größte Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing Technology Co, Megvii Technology Inc und Qihoo 360 Technology Co - Unternehmen, die entweder mit der Eindämmung der Epidemie zu tun haben oder besonders stark davon betroffen sind. Den Bankkreisen zufolge dürften die Unternehmen sehr rasch Kredite zu besonders günstigen Konditionen erhalten.

Xiaomi, der viertgrößte Smartphone-Hersteller der Welt, hat demnach um einen Kredit in Höhe von 5 Mrd. Yuan angesucht, um medizinische Ausrüstung wie Schutzmasken und Thermometer herzustellen. Meitun Dianping braucht 4 Mrd. Yuan, um Gratisessen an medizinisches Personal in Wuhan liefern zu können. Wuhan in der zentralchinesischen Provinz Hubei ist das Epizentrum der Coronavirus-Epidemie.

Inflation in China auf höchstem Stand seit 9 Jahren

So treiben die Folgen der Virus-Epidemie die Inflation: Die Verbraucherpreise, vor allem für Lebensmittel, stiegen im Jänner im Vorjahresvergleich um 5,4 Prozent, wie das chinesische Statistikamt am Montag mitteilte. Das war der höchste Anstieg seit Ende 2011. Die Epidemie beeinträchtigt die Produktion und Verteilung von Lebensmitteln.

Die Inflation in China war bereits vor Ausbruch der Epidemie hoch - was vor allem am starken Anstieg der Preise für das beliebte Schweinefleisch liegt. Grund dafür ist die starke Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in der Volksrepublik. Im Jänner verdoppelte sich der Preis für Schweinefleisch im Vorjahresvergleich: Er stieg laut Statistik um 116 Prozent.

Dazu kommt, dass der Konsum im Jänner wegen des Neujahrsfestes Ende des Monats stark zulegte - die Chinesen kaufen zum Fest viel ein. Die Ausbreitung des Coronavirus verschärfte die Lage: Viele Straßen sind gesperrt, ganze Städte abgeriegelt, viele Menschen hamstern Lebensmittel. Die Preise für Nahrungsmittel insgesamt etwa stiegen im Jänner um ein Fünftel (20,6 Prozent); darunter die für frisches Gemüse um rund 17 Prozent.

Angesichts der immer weiter um sich greifenden Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie sollte Chinas Notenbank laut einem Berater Zinssenkungen erwägen. Damit solle es Firmen erleichtert werden, schwierige Zeiten durchzustehen, sagt Zentralbank-Berater Ma Jun der chinesischen Zeitung "Global Times".

Laut Insidern wird die Notenbank wohl am 20. Februar den Leitzins kappen und binnen Wochen auch die Reserveanforderungen für die Banken (RRR) weiter lockern. Damit soll mehr Geld für die Kreditvergabe losgeeist werden.

Coronavirus-Krise bedroht Handy-Geschäft

Im Sog der Viruskrise in China droht ein Einbruch des Handy-Absatzes in der Volksrepublik. Analysten befürchten für das erste Quartal einen Rückgang der Smartphone-Verkäufe um bis zu 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Als ein Grund wird die Schließung vieler Einzelhandelsgeschäfte wegen der Krise angeführt, wie aus einer Studie des Analysehauses Canalys hervorgeht. Zudem hinke die Produktion der Geräte noch zurück, da viele Fabriken länger geschlossen blieben.

"Produkteinführungen werden abgesagt oder verschoben, da größere Veranstaltungen in China nicht erlaubt sind", schrieben die Experten von Canalys. Der heimische Marktführer Huawei spricht mit Blick auf die Fertigungskapazität zwar von Normalität. Doch ist das Unternehmen wie viele Konkurrenten in der Produktion von Zulieferern abhängig.

Falls die Firmen ihre Fertigung nicht rechtzeitig wieder hochfahren könnten, sei vielfach die Markteinführung neuer Produkte gefährdet, warnen Analysten. Neben Huawei planen auch die auf das Betriebssystem Android ausgerichteten chinesischen Hersteller Xiaomi und Oppo neue Geräte in der ersten Jahreshälfte herauszubringen.

Nissan stoppt Produktion in Japan, Samsung nimmt sie in China wieder auf

Der japanische Autobauer Nissan will wegen des Coronavirus die Produktion in seinem Werk in Kyushu im Südwesten Japans vorübergehend stoppen, berichtete die Tageszeitung Nikkei am Montag. Die Entscheidung sei getroffen worden, weil es für Nissan schwierig sei, Zuliefer-Teile aus China zu bekommen. Damit beginne die Coronavirus-Epidemie die globalen Lieferketten zu belasten.

Der Unterhaltungselektronikkonzern Samsung plant, die Produktion in seiner TV-Fabrik im chinesischen Tianjin am 17. Februar wieder hochzufahren. Dies teilt ein Sprecher des südkoreanischen Unternehmens mit. Die Produktion in einem Haushaltsgerätewerk in China solle am Montag wieder starten.

Mobilfunkmesse MWC in Barcelona - und keiner kommt?

Die weltweit führende Mobilfunkmesse Mobile World Congress (MWC) in Barcelona droht wegen des Coronavirus zu einer Geisterveranstaltung zu werden. Mit Amazon und Sony sagten zwei weitere Großunternehmen ihre Teilnahme ab.

"Da wir größten Wert auf die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Kunden, Partner, Medien und Mitarbeiter legen, haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, uns von der Ausstellung und Teilnahme am MWC 2020 zurückzuziehen", erklärte Sony am Montag. Ähnlich begründete auch Amazon sein Fernbleiben.

Zuvor hatten bereits der schwedische Telekomausrüster Ericsson, der südkoreanische Elektronikkonzern LG und der Chiphersteller Nvidia ihre Teilnahme am MWC abgesagt. Man folge der Empfehlung vieler Gesundheitsexperten, im Moment auf unnötige internationale Reisen zu verzichten, hieß es bei LG zur Begründung.

Andere Aussteller wie die chinesischen Konzerne Huawei, ZTE und Lenovo sowie der südkoreanische Elektronikgigant Samsung stehen noch zu ihren Auftritten in Barcelona. Sie haben aber Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und schicken beispielsweise Mitarbeiter aus China schon 14 Tage im Voraus nach Europa, um somit zu verhindern, dass infizierte Personen auf der Messe auftreten. Samsung will weniger Personal nach Barcelona entsenden. ZTE sagte die Pressekonferenz ab und will nun stattdessen die Neuheiten am Messestand präsentieren.

Kommentare