Coronavirus: Jetzt schlägt der Blitz auch in der Industrie ein
In der Industrie geht das Vertrauen verloren. Das zeigt die jüngste Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV). 313 Unternehmen, die rund 212.000 Beschäftigte zählen, haben sich daran beteiligt.
Beurteilt wird dabei die derzeitige Geschäftslage und die Lage in sechs Monaten. Fazit: Der Wert stürzt im Vergleich zur letzten Umfrage im Dezember um 37,8 Punkte von plus 18,0 Punkten auf minus 19,8 Punkte ab.
Einen solchen Absturz hat es in den vergangenen 25 Jahren - also seit Bestehen des sogenannten Industrie-Konjunkturbarometers - noch nie gegeben. Befragt wird alle drei Monate.
"Enorm schwierige Marktbedingungen"
Bei dieser Umfrage ist die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage weniger das Problem. Sondern die Erwartungen an die nächsten sechs Monate. „Bis in das dritte Quartal hinein werden sich weite Teile der Industrie mit enorm schwierigen Marktbedingungen konfrontiert sehen“, sagt Wirtschaftsforscher und IV-Chefökonom Christian Helmenstein.
Die Umfrage zeigt weiters: Die Stabilisierung der Gesamtauftragsbestände findet bei einem Verlust von 12 Punkten nunmehr ihr Ende und geht auf 17 Punkte zurück. Die Auslandsaufträge fallen von 21 auf 9 Punkte.
Von der Industrie hängt jeder zweite Job ab
Die eigentliche beunruhigende Nachricht dahinter: Die Industrie sichert in Österreich inklusive aller Zulieferbereiche jeden zweiten Job in Österreich ab. Und fast 60 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung werden durch Industrie-Exporte erwirtschaftet.
Laut IV verringert sich die Bruttowertschöpfung in Österreich durch COVID heuer um 30,9 Milliarden Euro. Dies wären vom Umfang her 8,7 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung – doppelt so viel wie nach der Krise 2008/2009.
Hoffnung für das Jahresende
„Eine wirtschaftliche Erholung in Österreich setzt voraussichtlich erst im 3. Quartal 2020 ein. Ein kräftiger Wiederanstieg ist ab dem vierten Quartal 2020 vor allem im Bereich der Investitionsaktivitäten zu erwarten, während sich die privaten Konsumausgaben nur allmählich während der Jahre 2020 und 2021 erholen werden“, so Helmenstein.
Sein Fazit: „Statt einer Wende zum Besseren nach einer schon zwei Jahre andauernden Phase der Abwärtsdynamik hat COVID-19 nunmehr einen regelrechten konjunkturellen Fadenriss ausgelöst.“
"Die Situation ist ernst"
„Die Situation ist ernst. COVID-19 stürzt die Weltwirtschaft in eine Rezession. Für Österreich ist es die schwerste seit 1929 in Friedenszeiten“, ergänzt Christoph Neumayer, Generalsekretär der IV.
Aus diesem Grund macht sich die IV bereits Gedanken, wie man aus der Krise wieder rauskommen könne:
Industrie will Klimaschutz fördern
Ein investitionsgetriebenes Wachstum sei der sicherste und nachhaltigste Weg aus der Krise, ist Neumayer überzeugt. Daher will er Unternehmen, die in Innovation, Technologie, Klima- und Umweltschutz investieren entlasten.
Konkret über einen Investitionsfreibetrag. „Das könnte einen Investitionsfreibetrag auf Anschaffungs- und Herstellungskosten in der Höhe von 25 Prozent für Digitalisierungsinvestitionen und 50 Prozent für umweltfördernde Investitionen beinhalten.“
Außerdem will Neumayer „die weitere Ansiedlung ausländischer Technologieunternehmen und vor allem die Wiederansiedlung besonders systemrelevanter Produktionen in Österreich fördern“.
Abbau der Staatsschulden
Zu guter Letzt brauche es ein klares Konzept für den Abbau der Staatsschulden. Neumayer: „Es braucht dazu einen Mix aus wachstumsfördernden Maßnahmen auf der Einnahmenseite und effizienzsteigernden Maßnahmen auf der Ausgabenseite. Denn gerade in einem Höchststeuerland wie Österreich muss der Fokus auf der Ausgabenseite liegen. Eine wachstumsorientierte und effizienzsteigernde Budgetkonsolidierung ist möglich – wie man auch in den vergangenen Jahren gesehen hat.“
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