Coronavirus: AK fordert Jugendrettungspaket

Logo der Arbeiterkammer.
Die Arbeiterkammer warnt angesichts hoher Jugendarbeitslosigkeit vor einer "verlorenen Generation".

Die Arbeiterkammer (AK) fordert wegen der Coronakrise Hilfe für die Jugend. Die Jugendarbeitslosigkeit sei bereits auf historisches Niveau gestiegen. "Bevor der aktuelle Schuljahrgang im Juli auf den Arbeitsmarkt trifft, muss ein umfassendes Jugendrettungspaket in Österreich geschnürt werden. Eine verlorene Generation dürfen wir nicht zulassen", schlägt AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer Alarm.

Junge Menschen würden zu den Hauptbetroffenen der Kündigungswelle und des krisenbedingt massiv gesunkenen Bedarfs nach Arbeitskräften gehören. Die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich ist im April auf auf 61.216 gestiegen, 22.568 waren in Schulungen und 8.366 auf Lehrstellensuche (sofort verfügbar). Allein in Oberösterreich habe es eine Steigerung um 49 Prozent im Vergleich zum April 2019 gegeben.

Verdopplung befürchtet

Einer Prognoserechnung der JKU Linz zufolge wird die Durchschnittzahl der arbeitslosen Jugendlichen zwischen 15 bis 24 Jahren in Österreich im Gesamtjahr 2020 rund 80.000 betragen. Gegenüber 2019 kommt das fast einer Verdoppelung gleich. In Prozentpunkten ausgedrückt würde sich die Jugendarbeitslosenquote nach einer internationalen Berechnungsmethode von 8,4 Prozent auf dramatische 15,3 Prozent erhöhen.

Jugendarbeitslosigkeit habe weitreichende Folgen für die Betroffenen, für die wirtschaftliche Entwicklung und für die Gesellschaft an sich, so Kalliauer in einer Aussendung vom Dienstag. Die Folgen für die Betroffenen sind eine geringere Lebenszufriedenheit, ein schlechterer Gesundheitszustand und geringeres Einkommen in der Zukunft. Diesen Teufelskreis dürfe man nicht zulassen. Das arbeitsmarktpolitische Budget für diese Zielgruppe müsse massiv und rasch ausgeweitet werden, fordert der oberösterreichische AK-Präsident.

Pflichtpraktika

Indes unterstützt die Gewerkschaft vida Schüler bei deren Aussetz-Forderung diesjähriger Pflichtpraktika. "Es ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, warum das Bildungsministerium unserer Forderung der Aussetzung der heurigen Pflichtpraktika nicht nachkommt. Nachdem in keiner Weise klar ist, wie das Arbeitsaufkommen im Sommer aussieht, können viele Betriebe sowieso nur Absagen erteilen, was zu einem sehr großen Teil auch schon passiert ist", sagt Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida. Hierzu würden ihm von den ORF-Radios am Dienstag befragte Schülerinnen und Schüler aus Tourismus-Fachschulen aus der Seele sprechen.

"Die jungen Leute sind natürlich besorgt, weil sie einerseits den Druck haben, Praktikumsplätze zu bekommen, um das Jahr positiv abschließen zu können und es andererseits von der Regierung keine Bemühungen gibt, diese Praktika für heuer einfach auszusetzen."

Zudem könne Bildungsminister Heinz Faßmann einen Beitrag leisten, die Arbeitslosenzahlen im Land zu minimieren. "Natürlich ist klar, dass im Sommer zuerst auf die derzeit arbeitslosen Tourismus-Beschäftigten zurückgegriffen werden muss, bevor Praktikantinnen und Praktikanten zum Einsatz kommen", macht vida-Gewerkschafter Tusch deutlich.

Tusch sucht das Gespräch mit Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft, um weitere, spätestens im Sommer aufkommende Probleme zu lösen. Er meint damit u.a. Kurzarbeit für Saisonbetriebe oder den Umgang mit Beschäftigten, sollte der Umsatz nicht stimmen. "Es sind nur noch 10 Tage, bis die Gastronomie wieder aufsperren darf und noch 24 Tage bis zur Hotellerie-Öffnung. Lassen wir hier keine Zeit verstreichen", so der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft vida.

Lehrlinge

Aus der ÖGJ Niederösterreich meldete sich der Vorsitzende Daniel Musil zu Wort und brach ebenfalls eine Lanze für die Jugend. "'Koste es, was es wolle' muss auch für die Zukunft unserer Lehrlinge gelten." Es gilt unbedingt eine Situation wie 2008 zu verhindern. Damals gingen im Rahmen der Bankenkrise und der von ihr ausgelösten Weltwirtschaftskrise tausende Lehrstellen in Österreich verloren. Er fordert einen Masterplan für die Lehre.

Kommentare